Erste Fahrt im neuen Nissan Z
Dieser Sportwagen hat nur ein Problem

Nur noch Elektroautos? In der neuen Generation des Z setzt der japanische Autobauer Nissan nochmals auf einen Benziner mit 406 PS. Allerdings gibt es dabei einen Haken.
Publiziert: 23.08.2022 um 15:59 Uhr
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Nissan beweist in Amerika bei unserer ersten Testfahrt mit dem neuen Z seine sportliche Seite.
Foto: MikeDitz
Wolfgang Gomoll

Der neue Nissan Z wird erstmals in Europa und der Schweiz nicht angeboten. Dabei war der zweisitzige Sportwagen über Jahrzehnte ein Bestseller – ein preiswerter, aber ernsthafter Sportwagen für jene, deren Budget Porsche und Co. nicht verkraften kann. Das sieht auch der US-Talkmaster, Comedian und Autonarr Jay Leno (72) so: Er ist überzeugt, dass der neue Nissan Z ziemlich viel richtig macht.

Argumente gefällig? Der knapp unter 1500 Kilogramm schwere Porsche-Cayman-Schreck ist mit einem Twin-Turbo-Motor bestückt, der in anderer Konfiguration beim Infiniti Q50, dem Q60 Coupé und beim Nissan Skyline für Vortrieb sorgt. Im Z leistet der Dreiliter-V6 406 PS (299 kW) und 475 Nm – satte 69 PS und 30 Prozent mehr Drehmoment als beim Vorgänger 370 Z.

Neues Frontmittelmotor-Konzept

Der Nissan Z ist aber kein reiner Tempobolzer, obwohl er den Standardsprint von 0 auf 100 km/h in 4,5 Sekunden absolviert und bis 250 km/h schnell wird. Vielmehr gehts um Querdynamik und Kurvenspass. Deshalb haben die Nissan-Ingenieure ein klassisches mechanisches Sperrdifferenzial an die Hinterachse gepackt und den V6-Motor hinter der Vorderachse positioniert – ein solcher Front-Mittelmotor macht das Auto agiler. Und wer es richtig puristisch will, wählt die manuelle Sechsgangschaltung. Alternativ gibts auch eine Neun-Gang-Automatik mit Schaltwippen am Lenkrad, die von Mercedes zugeliefert wird.

Der neue Z ist alte Schule statt Chichi: Mit direkter, sportlich-straffer Lenkung und Lust an hohen Drehzahlen zwischen 5000 und 7000 Touren – kurz unterm roten Bereich des Drehzahlmessers. Dazwischen wird geröhrt, was die Endrohre hergeben. Das Zwischengas-Ballern beim Runterschalten gehört mittlerweile auch in den USA zum guten Ton. Gehts um Kurven, macht sich die erhöhte Steifigkeit der Karosserie bemerkbar und die 19-Zoll-Mischbereifung (255/40 vorne, 275/35 hinten) hilft bei Traktion und Einlenken. Die Kurvendynamik eines Porsche Cayman schafft der Z zwar nicht, seine Pneus jammern zu früh. Dafür schlagen sich die Stossdämpfer auf schlechten Pisten ziemlich gut, ohne zu weich zu wirken.

Viel Fahrspass für wenig Geld

Der optische Auftritt des kanarienvogelgelben Sportlers steht dem eines sündhaft teuren italienischen Sportwagens in nichts nach. Selbst im Promi-verwöhnten Los Angeles applaudieren Strassenarbeiter, wenn man mit dem Nissan Z auftaucht. Aber der ultimative Ritterschlag kommt vom Eigner eines Ford Mustang GT. Er tippt anerkennend an den Schirm seiner Basecap.

Dass der nur 4,38 Meter lange Z auf einer betagten Plattform steht, merkt man an den Assistenzsystemen – Stop-and-go-Funktion oder ein Spurhalte-Assistent fehlen. Aber wer einen solch klassischen Sportwagen fährt, kann auf die Unterstützung verzichten. Dafür gibts Totwinkel- und Querverkehrswarner. Analoge Instrumente informieren den Fahrer über Turbo-Ladedruck, Öltemperatur und Batteriespannung. Doch so ganz geht die Moderne an diesem Nissan nicht vorbei, dank Neun-Zoll-Infotainment-Monitor und zwei USB-Anschlüssen. Und das für einen Grundpreis von 39’990 US-Dollar oder 49’990 US-Dollar für die Performance-Version.

Nur die Schweiz und ganz Europa gucken in die Röhre, der hier geltenden CO₂-Regeln wegen. Schade.

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