Verbrenner vorne, Elektromotor auf der Hinterachse. Verbrenner und E-Motor vorne, verbunden mit einem stufenlosen Getriebe. Oder normaler Verbrenner mit zusätzlicher E-Maschine ins Getriebe integriert: Konzepte für Hybridantriebe gibts wie Sand am Meer. Und als wäre das noch nicht genug, kommt Hondas neuer Jazz mit wieder einem anderen.
Hybrid steht hinten drauf, aber die meiste Zeit tut der Jazz so, als wäre er ein Elektroauto. Denn den Antrieb übernimmt vor allem sein 109 PS starker Elektromotor. Der Strom kommt aber nicht aus einer fetten Batterie im Unterboden, sondern wird von einem 97-PS-Benziner mit 1,5 Litern Hubraum an Bord produziert. Dazu treibt er eine zweite, als Generator geschaltete E-Maschine an, die eine Lithium-Ionen-Batterie unter dem Rücksitz speist, die dann den Antrieb versorgt.
Kleines Kraftwerk an Bord
Vom Prinzip her ähnlich dem ersten Opel Ampera, der sich aber auch am Netz nachladen liess. Mit einem weiteren Unterschied: Bei höherem Tempo wird eine Kupplung geschlossen und der Benziner treibt dann die Räder direkt an, weils effizienter ist. Aber ist Stromproduktion per Verbrenner nicht energetischer Unsinn? Nein, weil der Verbrenner nicht ständig die Drehzahl erhöhen muss, wenn mehr Leistung gebraucht wird, sondern konstant in einem sparsamen Drehzahlbereich läuft. Die Mehrleistung fürs Beschleunigen liefert dann die Batterie, die dafür nicht so gross und teuer sein muss.
Und wie fährt sich das? Eben – wie ein Elektroauto. Spurtet direkt an der Ampel los und rekuperiert beim Rollen aufs Rotlicht zu. Bloss dass der Benziner sonor immer mitbrummt. Zuerst ist es seltsam, dass dessen Drehzahl gefühlt nie zum Tempo passt. Und aufgeheult wird auch wie bei anderen Hybriden, aber nur, wenn man in der Autobahnauffahrt losspurten muss zum Einfädeln.
In der Stadt ist man zu über 80 Prozent als Stromer unterwegs, bis Tempo 80 zu mehr der Hälfte der Zeit, und erst über 80 km/h übernimmt der Benziner mehr Arbeit. Der Werksverbrauch landet bei 4,5 l/100 km im Schnitt. Nicht sensationell, aber das Elektro-Feeling des Jazz macht das wett. Ausserdem unterbietet man den Wert im Kleinwagen-typischen Stadtverkehr locker – auf der Testrunde um den Vierwaldstättersee inklusive Autobahn genügten 3,9 l/100 km. Daher passts, dass der Hybrid derzeit der einzig verfügbare Antrieb bleibt – ein Plug-in folgt vielleicht später.
Neu auch als Beinahe-SUV
Sonst bleibt Honda beim Ein-Box-Design mit aber jetzt viel besserer Rundumsicht, versteckt den Benzintank im Unterboden und kann wieder im Fond seine Kino-Klappsitze einbauen: Bei denen klappt man die Sitzfläche hoch und kann dann Sperriges auf dem Boden transportieren. Einen Riesenschritt macht das Interieur mit weichen Oberflächen, wenigen virtuellen Instrumenten und einem für einmal wirklich intuitiv bedienbaren Touchscreen. So edel wirkte schon lange kein Honda-Interieur mehr. Der Kofferraum fasst 298 bis 1199 Liter.
Zum normalen Jazz gibts neu auch eine Crosstar genannte Beinahe-SUV-Version als höchste Ausstattung mit Kunststoffplanken rundum. Honda-Schweiz-Vize Matthieu Naegelen spekuliert darauf, dass sie die meisten Kunden locken wird; von neuen Jungen bis zu Best-Agers mit Bedarf nach einem Hochsitz. Antrieb und Fahrassistenzpaket sind aber immer gleich. Zum Marktstart ab sofort beginnen die Preise für den Basis-Jazz bei 23'900 Franken; der Crosstar kommt ab mindestens 30'050 Franken.