Hätten Sie es gewusst? Der Dacia Sandero ist das meistverkaufte Auto Europas! Mit einer Einschränkung: Nur bei Privatkunden ist der rumänische Kleinwagen Europas Nummer 1. Und selbstredend auch nicht in der Schweiz, wo das Geld deutlich lockerer sitzt als etwa im Süden oder im Osten des Kontinents. Doch es zeigt: Renaults Billig-Marke Dacia scheint einiges richtig zu machen mit ihrem Angebot, das neben dem Sandero aus dem SUV Duster, dem PW-Transporter Lodgy und dem Familien- und Handwerker-Van Dokker besteht.
Jetzt wagen die Rumänen, die 2005 mit dem kompakten Logan auf den Schweizer Markt stiessen, den nächsten Schritt und wollen das Super-Billig-Image endgültig abstreifen und statt nur günstig und praktisch zu sein auch einen Hauch Style ins Angebot bringen. Augenfällig wird das am neuen Sandero, der auf der komplett neuen, modularen CMF-Plattform kaum wiederzuerkennen ist. Breiter Grill, flache neue LED-Leuchten mit Y-Lichtsignatur, etwas länger und breiter, dafür flacher – chic sieht das aus!
Smartphone versus Touchscreen
Auch innen zieht der Wandel ein: Klar bleibts bei viel nicht allzu schönem Plastik. Doch die Verkleidungen, speziell beim Crossover-Modell Sandero Stepway, sind deutlich wertiger, die Lüftungsdüsen mit Farbakzenten und die durchaus bequemen Sitze gar mit Kontrastnähten versehen. Beim Infotainment lässt Dacia Kunden die Wahl: In den beiden tiefsten Ausstattungen ist nur eine Smartphone-Halterung Serie. Doch wer braucht mehr, hat doch jeder sein Handy stets im Hosensack? Ab der Ausstattung «Comfort» ist dann ein moderner 8-Zoll-Touchscreen im iPad-Look verbaut – da sieht manch teurerer Konkurrent alt dagegen aus!
Doch es sind auch profane Dinge, auf die man bei Dacia stolz ist: Erstmals ist beim Sandero ein Notbrems- und Totwinkel-Assistent an Bord und – man höre und staune: Ab Sommer 2021 kann sogar ein elektrisches Schiebedach geordert werden! Platz gibts auf der Rückbank und im Kofferraum (328–1108 l) für einen nur 4,09 Meter langen Kleinwagen ebenfalls genug. Hinzu kommt beim coolen Stepway eine serienmässige Dachreling (längs), die in wenigen Handgriffen zum Dachträger (quer) gedreht werden kann.
Handschalter versus CVT-Automat
Auf erster Testfahrt steht uns der Dreizylinder-Turbobenziner (TCe 90) sowohl als Handschalter als auch mit neuer CVT-Automatik (ab April 2021, 1500 Fr.) zur Verfügung. Wir starten im «normalen», rund 1200 Kilo schweren Sandero mit 6-Gang-Handschalter – und staunen schnell: Natürlich sitzen wir nicht am Steuer eines Rennwagens (0–100 km/h in 11,7 s, 178 km/h Spitze), doch das Einliter-Aggregat lässt sich munter hochdrehen, die allzu leichtgängige Lenkung übersetzt Richtungsbefehle präzise, das Fahrwerk ist ausgewogen abgestimmt. Für Menschen, die ein Auto noch als simples Fortbewegungsmittel ohne Statusansprüche ansehen, reicht der Sandero völlig aus. Auch der Verbrauch geht mit 5,1 l/100 km in Ordnung.
Der Spass, der auf den kurvigen Strecken entlang der schweizerisch-deutschen Grenze rund um Eglisau ZH durchaus aufkommt, wird uns beim Wechsel auf den Sandero Stepway mit CVT-Getriebe etwas genommen. Der stufenlose Automat, der das automatisierte EasyR-Schaltgetriebe ersetzt, nimmt viel Temperament aus dem Motor und insbesondere auf Autobahnetappen jenseits der 100-km/h-Marke wird das Vorankommen zur zähen Angelegenheit. Wer aber viel im städtischen Gebiet unterwegs ist, für den dürfte das auf Komfort ausgelegte Getriebe durchaus eine interessante Alternative darstellen.
Der Preis bleibt heiss
Zum Schluss die Frage aller Fragen, wenns um die Marke Dacia geht: Was kostet der Sandero unterm Strich? Die Einstiegsversion wird mit Preisen ab 9490 Franken zwar leicht teurer als der Vorgänger, dafür ist der neue Sandero auch das deutlich modernere Auto und mit besserer Ausstattung ausgerüstet. Der Sandero mit empfehlenswertem 90-PS-Motor geht in mittlerer Ausstattung bei 11'690, das Topmodell Stepway Comfort bei 14'090 Franken los. Ein günstiger Preis für ein richtig gutes Auto!