Beim Showcar auf der Peking Autoshow diesen Frühling konnten wir bereits erahnen, wohin die Reise bei Smart künftig gehen wird. Aus David wird Goliath – vor 30 Jahren einst als Kleinstwagenmarke von Mercedes gestartet, hat sich die Ausrichtung seit dem Einstieg des chinesischen Geely-Konzerns spürbar verändert. Das Smart #5 Concept hat jedenfalls nichts mehr mit dem kleinen 2,70 Meter kurzen Ur-Smart gemein, den man zur Not auch mal quer in die Parklücke stellen konnte. Der Smart #5 wird mit einer Länge von 4,75 Metern alles andere als ein kleiner Stadtfloh, sondern vielmehr ein ausgewachsener Mittelklasse-SUV und zum Beispiel gleich lang wie das Tesa Model Y oder der BMW iX3.
Smart bezeichnet den Anfang nächsten Jahres in Europa startenden #5 als zeitgenössischen Abenteurer. Entsprechend bullig ist das Design. Die ersten Bilder des Smart #5 bei Kälte-Erprobungsfahrten am Polarkreis und im Gelände zeigen, dass das Serienmodell dem in Peking gezeigten Konzept recht nahekommt. Unter der Tarnfolierung erkennen wir das aus LED-Segmenten bestehende Leuchtenband sowie die LED-Lidstriche der sogenannten «Time-Capsule-Scheinwerfer». Auch am Heck blitzen die Designmerkmale der LED-Leuchten der Studie unter der Abdeckung hervor. Das kantige Design der boxartigen Karosserie mit den eckigen Radhäusern und dem Unterbodenschutz unterstreichen den SUV-Anspruch.
Mehr zu den anderen Smart-Modellen #3 und #1
Mit fünf statt nur vier Sitzen
Die gegenläufig öffnenden Türen der Studie schaffen es dagegen wenig überraschend nicht in die Serie. Auch das Interieur beim kommenden Modell wird nicht ganz so futuristisch ausfallen wie noch beim im Frühling gezeigten Konzept. Doch nach Befragung des Publikums in China wirds jetzt im Smart-#5-Cockpit neben dem digitalen Instrumentendisplay zwei weitere grosse Monitore und ein Infotainment mit viel Rechenpower geben.
Die Einzelsitze im Fond der Studie weichen einer konventionellen Rückbank und machen das Serienauto so zum praktischeren Fünfplätzer. Platz gibts beim Radstand von drei Metern ausreichend. Und bei den Assistenzsystemen dürfte der in China gebaut Smart #5 ohnehin kaum Wünsche offenlassen. Bei ersten Testfahrten in China wollen Beobachter gar einen Lidarradar ausgemacht haben, was auf autonome Fahrfunktionen schliessen liesse.
Heckantrieb oder 4x4 und bis 646 PS
Vermutlich wirds vom Smart #5 fünf Leistungsstufen geben: zwei mit Hinterradantrieb und 340 PS (250 kW) beziehungsweise 363 PS (267 kW). Die zwei Allradversionen haben jeweils vorne einen weiteren E-Motor mit 224 PS (165 kW). Die Systemleistung beträgt dann beim #5 mit 4x4 587 PS (432 kW) und bei der Topversion gar imposante 646 PS (475 kW). Damit spielt der Smart #5 auch bezüglich Power in einer neuen Liga. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt 200 km/h, bei der Top-Version sind es gar 210 km/h.
800 Volt und 550 Kilometer Reichweite
Aus China ist zudem durchgesickert, dass die Varianten mit Hinterradantrieb mit Lithium-Eisen-Phosphat-Batterien (LFP) bestückt sind, bei den Allrad-Modellen sollen es Nickel-Mangan-Kobalt-Akkus (NMC) sein. Die Kapazität entspricht jenen 100 Kilowattstunden, die im Frühling auch für die Studie angegeben wurden. Vermutlich wird später auch eine Variante mit kleinerer Batterie nachgereicht. Die maximale Reichweite soll gemäss dem chinesischen CLC-Zyklus rund 700 Kilometer betragen, was bei der bei uns gängigen WLTP-Messung etwa 550 Kilometern entspricht. Dank 800-Volt-Architektur sind die Ladezeiten kurz und die Energiespeicher am Schnelllader in nur 15 Minuten von zehn auf 80 Prozent geladen.
Im Wissen um die bei Smart sehr kundenfreundlich kalkulierten Preise der bisher lancierten Neuzeit-Modelle #1 und #3 dürfte die Konkurrenz, allen voran Tesla, ein sehr wachsames Auge auf den Neuling Smart #5 haben. Denn man darf davon ausgehen, dass auch der neue Smart-Elektro-SUV ähnlich attraktiv wie die beiden ersten Modelle eingepreist wird. Noch ist allerdings zu den Preisen offiziell nichts bekannt.