Schon zur Geburt von Enzo Anselmo Ferrari gibts widersprüchliche Angaben: So kam der Sohn einer Bäuerin und eines Schlossermeisters in den Bergen der Region Emilia-Romagna bereits am 18. Februar 1898 zur Welt. Offiziell beurkundet ist aber der 20. Februar. Ob es an der vielen Arbeit oder tatsächlich am vielen Schnee lag, dass Enzos Vater Alfredo die Geburt seines zweiten Sohnes erst zwei Tage später auf dem Standesamt in Modena meldete?
Der «Ingenieur»
Nach der Schule lernte Enzo beim Vater Schlosser, interessierte sich aber für die aufkommenden Verbrennungsmotoren und schraubte schon bald an diesen herum. Später liess sich Ferrari gerne mit dem Titel «Ingegnere» ansprechen, obwohl er nie eine entsprechende Ausbildung hatte.
Bei Alfa Romeo angefangen
Nach seiner Lehre bewarb sich Enzo bei Fiat in Turin als Werksfahrer – wurde aber abgewiesen. Dies spornte ihn an, dank Ersparnissen und privaten Förderern, ein eigenes Fahrzeug aufzubauen und damit Rennen zu fahren. Schnell wurde man bei Alfa Romeo auf den jungen Piloten aufmerksam und nahm ihn unter Vertrag. Trotz Platz 2 bei der Targa Florio 1920 und weiteren Erfolgen waren seine Führungsqualitäten als Chef der Alfa-Rennabteilung gefragter als sein fahrerisches Talent – obwohl er als unbequemer Chef galt und «Il Drago», der Drache, genannt wurde.
Der eigene Rennstall
1929 gründete Ferrari in Modena seinen eigenen Rennstall. Enzo selbst fuhr keine Rennen mehr, seine Frau, die Tänzerin Laura Garello, bekam Sohn Dino und Ferraris Fahrer Tazio Nuvolari fuhr 1935 die Gegnerschaft in Grund und Boden. Nach dem 2. Weltkriegt baute er 1943 die total zerstörte Fabrik im nahen Maranello wieder auf und machte sich an die Entwicklung eines Zwölfzylinders für die Strasse (Typ 125).
Die Familientragödie
1956 starb Enzos vergötterter Sohn Dino – mit 24 Jahren an Muskeldystrophie. Ein harter Schlag für den Ferrari-Gründer, wollte er ihn doch als seinen Nachfolger aufbauen. Man sagt, Workaholic Enzo habe danach seinen Rennstall nur noch per Telefon aus dem abgedunkelten Büro auf dem Ferrari-Werksgelände kommandiert – vor sich auf dem Schreibtisch immer das Bild seines verstorbenen Sohnes.
Der Unerbitterliche
Er war aber auch unerbittlich: So hetzte der charismatische Teamchef in den späten 1950er-Jahren seine Fahrer bewusst gegeneinander auf, um sie so zu Bestleistungen anzustacheln. Erreichte aber das Gegenteil: Einige seiner Piloten verunglückten tödlich und 1957 raste Alfonso de Portago bei der Mille Miglia in die Zuschauer. Fahrer, Beifahrer und neun Zuschauer, darunter fünf Kinder, starben. Teamchef Enzo Ferrari wurde angeklagt, später freigesprochen.
Die Fiat-Partnerschaft
Auf der Suche nach Partnern entschied sich Enzo Ferrari 1969 gegen Ford und für den Fiat-Konzern mit Patriarch Giovanni Agnelli, der erst die Hälfte, später die Mehrheit der Anteile übernahm. Ab 1985 musste Enzo bei den Rennen Tabak-Werbung auf seinen F1-Boliden dulden. Etwas, das ihm gar nicht gefiel. Er fand: «Ein Ferrari raucht nicht.»
Bis zum Schluss
Enzo Ferrari leitete die Firma bis zu seinem Tod mit 90 Jahren am 14. August 1988. Und den Beinahmen «Il Commendatore» erhielt er übrigens nach der gleichnamigen Klasse des Ordens der Krone von Italien, die ihm 1927 verliehen wurde.