Coop-Chef Joos Sutter im Interview
«Wir sind das Huhn und das Ei»

Anfang November 2016 eröffnete die Coop Mineraloel AG in Hunzenschwil AG die erste öffentliche Wasserstoff-Tankstelle der Schweiz. Wir sprechen mit Joos Sutter (52), dem Vorsitzenden der Coop-Geschäftsleitung, über die Hintergründe.
Publiziert: 25.12.2016 um 00:56 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 21:55 Uhr
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Hyundai ix35 Fuel Cell
Foto: Werk
Urs Bärtschi

SonntagsBlick: Coop und Wasserstoff. Wie passt das zusammen?
Joos Sutter:
Es geht um Coop und Nachhaltigkeit, das passt zusammen. Nachhaltigkeit spielt in unserem Unternehmen eine grosse Rolle.

Weshalb?
Wir sind der Meinung, dass ein nicht nachhaltig wirtschaftendes Unternehmen langfristig keinen Erfolg haben wird. Deshalb ist die Nachhaltigkeit einer unserer strategischen Pfeiler.

Coop-Chef Joos Sutter (r.) unterhält sich mit Ringier-Autochef Urs Bärtschi über die Wasserstoff-Strategie des Grossverteilers.
Foto: Lucien Hunziker

Und deshalb baut Coop eine Wasserstoff-Tankstelle?
Wir formulierten 2008 für unser Unternehmen die Vision, bis 2023 CO2-neutral zu sein. 50 Prozent wollen wir mit der Reduktion unseres CO2-Ausstosses erreichen, die anderen 50 Prozent mit Kompensation über externe Projekte. Zur CO2-Reduktion setzen wir zum Beispiel auf Railcare, aber unter 90 Kilometer Transportweg gibt es den Bereich, in dem wir LKWs und leichte Nutzfahrzeuge einsetzen müssen. Wir betreiben bereits fünf Batterie-Elektrolastwagen – und Wasserstoff-Elektrolastwagen sind natürlich interessant.

Fakten & Hintergründe
  • Ein Kilo Wasserstoff kostet 10.90 Fr. Die Tankzeit für knapp 6 kg Wasserstoff dauert ca. 4 Minuten. Damit kommt der Hyundai ix35 FC rund 600 Kilometer weit.
  • RailCare ist eine 100-prozentige Tochtergesellschaft von Coop und agiert am Markt unabhängig von Coop. In enger Zusammenarbeit mit Railcare setzt Coop beim Transport ihrer Waren auf unbegleiteten kombinierten Verkehr, und die effiziente Kombination von Schiene und Strasse.
  • Seit 1993 steht Coop Naturaplan für nachhaltig und fair produzierte Bio-Lebensmittel. Seit über 20 Jahren setzt sich Coop für die biologische Landwirtschaft ein.
  • Ein Kilo Wasserstoff kostet 10.90 Fr. Die Tankzeit für knapp 6 kg Wasserstoff dauert ca. 4 Minuten. Damit kommt der Hyundai ix35 FC rund 600 Kilometer weit.
  • RailCare ist eine 100-prozentige Tochtergesellschaft von Coop und agiert am Markt unabhängig von Coop. In enger Zusammenarbeit mit Railcare setzt Coop beim Transport ihrer Waren auf unbegleiteten kombinierten Verkehr, und die effiziente Kombination von Schiene und Strasse.
  • Seit 1993 steht Coop Naturaplan für nachhaltig und fair produzierte Bio-Lebensmittel. Seit über 20 Jahren setzt sich Coop für die biologische Landwirtschaft ein.

Weshalb interessant?
Ein Wasserstofffahrzeug ist ein Elektroauto, das statt mit Strom aus der Batterie mit Strom aus Wasserstoff betrieben wird. Zudem betreiben wir mit der Coop Mineraloel AG bereits ein eigenes Tankstellennetz.

Coop spielt diesbezüglich eine Pionierrolle. Hoffen Sie auf Nachahmer?
Es braucht immer Pioniere, die vorangehen. Aber dann muss die Menge folgen. Das war vor über 20 Jahren mit Naturaplan auch so. Das hilft den Produzenten und senkt Kosten. Deshalb ist es wichtig, dass auch beim Thema Wasserstoff andere Firmen ihre Verantwortung wahr nehmen.

Hat die Eröffnung der ersten öffentlichen Wasserstoff-Tankstelle schon etwas ausgelöst?
Das Interesse war enorm gross, in der Schweiz und im Ausland. Daraus ergaben sich viele spannende Gespräche. Aber es ist noch zu früh, um bereits darüber zu sprechen.

In Hunzenschwil AG hat Coop Anfang November die erste öffentliche Wasserstoff-Tankstelle der Schweiz eröffnet. Drei weitere sind in Planung.
Foto: Werk

Aber eine Tankstelle ist keine Tankstelle. Wie gehts weiter?
Es beginnt meist immer ganz klein. Derzeit sind drei weitere Baugesuche von uns für Wasserstoff-Tankstellen in Ausarbeitung. Wenn es mit den Bewilligungsverfahren klappt, könnten wir anfangs 2018 zwei weitere Tankstellen in Betrieb nehmen.

Wie gross soll das Coop-Wassserstoff-Tankstellennetz werden?
Das hängt vom Volumen bzw. Fahrzeugbestand ab. Ein Teil der Auslastung kommt sicher von uns selbst, das reicht aber bei Weitem nicht. Nun müssen andere folgen. Für uns ist es sicher ein Vorteil, dass wir schon jetzt erste Erfahrungen sammeln können.

Schlussendlich müssen Sie mit Ihren Wasserstoff-Tankstellen aber Geld verdienen.
Das ist richtig. Wir können nur erfolgreich sein, wenn wir auch Geld verdienen.

Der 52-jährige Coop-Chef Joos Sutter hofft, dass andere Firmen seinem Beispiel folgen und ihre Verantwortung bezüglich Wasserstoff wahrnehmen.
Foto: Lucien Hunziker

Global gibts verschiedene Anbieter von Wasserstoffautos. Sie haben sich für Hyundai entschieden. Warum?
Momentan ist Hyundai in der Schweiz am Weitesten.

Sind Sie offen für weitere Anbieter?
Natürlich. Um dieses Thema müssen sich auch andere Autoproduzenten und Nutzer kümmern.

Viele Autohersteller und Importeure warten mit Wasserstofffahrzeugen, bis das Tankstellennetz weiter ausgebaut wird. Gleichzeitig fordern die Tankstellenbetreiber erst einen höheren Fahrzeugbestand.
Das ist tatsächlich die typische Huhn-Ei-Frage. Zum Glück sind wir bei unserer ersten Wasserstoff-Tankstelle in Hunzenschwil das Huhn und das Ei, da die Tankstelle in unmittelbarer Nähe unseres grossen Logistikcenters in Schafisheim steht.

Der Hyundai ix35 Fuel Cell ist das erste in Grossserie gebaute Fahrzeug mit Wasserstoff-Antrieb.
Foto: Werk

Für wie viele Fahrzeuge ist Hunzenschwil ausgelegt?
Wir haben einen Wasserstoffliefervertrag für nachhaltig produzierten Wasserstoff, der rund 170 PW und vier LKW versorgen kann. Die Tankstelle selber ist für viel höhere Mengen ausgelegt.

Sind sie selbst schon mit dem Hyundai ix35 FC gefahren?
Ja. Er fährt sich wie ein Batterie-Elektroauto, sehr angenehm und ruhig mit viel Durchzug. Und er verhält sich eigentlich wie ein ganz konventionelles Auto – einfach ohne CO2-Ausstoss.

Wasserstoff-Fahrzeuge kombinieren die Vorteile eines CO2-freien Elektroautos mit den kurzen Tankzeiten eines konventionellen Antriebes. Die Tankzeit für den Wasserstoff beträgt ca. 4 Minuten.
Foto: Lucien Hunziker

Der CO2-Ausstoss hängt aber davon ab, wie der Wasserstoff produziert wird.
Stimmt. Deshalb wird unser Wasserstoff direkt von einem Flusswasserkraftwerk produziert, weltweit dem ersten seiner Art, das erst noch im Kanton Aargau steht. So produzieren wir aus Wasser schlussendlich Strom, und am Schluss kommt wieder Wasser aus dem Auspuff. Der perfekte Kreislauf.

Sauber, sauber

Als erster Hersteller bietet Hyundai mit dem Kompakt-SUV ix35 Fuel Cell ein in Grossserie gebautes Wasserstoffauto in der Schweiz an. In dessen Brennstoffzelle entsteht aus Wasserstoff (H2) und Sauerstoff (O2) durch kontrollierte, chemische Reaktion Wasser(dampf). Die dabei freigesetzte, elektrische Energie wird in eine 24-kW-Lithium-Ionen-Polymer-Batterie gespeist und an den 136-PS-Elektromotor abgegeben. Damit kurvt der bis zu 160 km/h schnelle SUV bis auf ein leises Säuseln beim Beschleunigen, wenn ein Ventilator Luft durch die einzelnen Stacks der Brennstoffzellen bläst, lautlos und emissionsfrei über die Strasse. Nur das Abrollgeräusch der Reifen ist zu hören.

Natürlich spürt man beim Handling die aufwendige Antriebstechnik und die beiden Wasserstofftanks im Heck, die den SUV bis zu 1830 Kilo schwer machen. Für den Schweizer Alltag reichen die Fahrleistungen (0-100 km/h in 12,5 s, Spitze 160 km/h) aus, zumal sich der ix35 FC – wie alle E-Mobile – als sehr spurtstark aus dem Stand erweist. Auf 100 Kilometer verbraucht der Kompakt-SUV knapp ein Kilo Wasserstoff (gelagert mit 700 bar), so dass eine Tankfüllung für fast 600 Kilometer reicht. Auch wenn man beim Starten des Fahrzeugs einen Moment Geduld braucht, bis alle Ventile sowie die Wasserstoff- und Sauerstoffzufuhr überprüft sind, gibts ausser dem stolzen Preis von 66'990 Franken kaum Nachteile zum herkömmlich motorisierten ix35. Dafür fährt man zu 100 Prozent CO2-neutral.

Als erster Hersteller bietet Hyundai mit dem Kompakt-SUV ix35 Fuel Cell ein in Grossserie gebautes Wasserstoffauto in der Schweiz an. In dessen Brennstoffzelle entsteht aus Wasserstoff (H2) und Sauerstoff (O2) durch kontrollierte, chemische Reaktion Wasser(dampf). Die dabei freigesetzte, elektrische Energie wird in eine 24-kW-Lithium-Ionen-Polymer-Batterie gespeist und an den 136-PS-Elektromotor abgegeben. Damit kurvt der bis zu 160 km/h schnelle SUV bis auf ein leises Säuseln beim Beschleunigen, wenn ein Ventilator Luft durch die einzelnen Stacks der Brennstoffzellen bläst, lautlos und emissionsfrei über die Strasse. Nur das Abrollgeräusch der Reifen ist zu hören.

Natürlich spürt man beim Handling die aufwendige Antriebstechnik und die beiden Wasserstofftanks im Heck, die den SUV bis zu 1830 Kilo schwer machen. Für den Schweizer Alltag reichen die Fahrleistungen (0-100 km/h in 12,5 s, Spitze 160 km/h) aus, zumal sich der ix35 FC – wie alle E-Mobile – als sehr spurtstark aus dem Stand erweist. Auf 100 Kilometer verbraucht der Kompakt-SUV knapp ein Kilo Wasserstoff (gelagert mit 700 bar), so dass eine Tankfüllung für fast 600 Kilometer reicht. Auch wenn man beim Starten des Fahrzeugs einen Moment Geduld braucht, bis alle Ventile sowie die Wasserstoff- und Sauerstoffzufuhr überprüft sind, gibts ausser dem stolzen Preis von 66'990 Franken kaum Nachteile zum herkömmlich motorisierten ix35. Dafür fährt man zu 100 Prozent CO2-neutral.

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