CES 2025 in Las Vegas ohne Highlights
Autoindustrie in der Nebenrolle

Kaum ein Messestand auf der CES in Las Vegas wirbt dieses Jahr nicht mit dem Trendthema künstliche Intelligenz. Doch die wichtigste Tech-Messe kann nicht kaschieren, dass es aktuell an echten Innovationen für die Autoindustrie fehlt.
Publiziert: 12.01.2025 um 08:26 Uhr
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Als einer der wenigen Höhepunkte im Fahrzeugbereich präsentierte BMW im Rahmen der «Neuen Klasse» sein revolutionäres Anzeige- und Bedienkonzept Panoramic iDrive.
Foto: Enes Kucevic

Auf einen Blick

  • CES 2025: Keine bahnbrechenden Neuerungen für die Automobilbranche zu sehen
  • BMW präsentiert neues Anzeige- und Bedienkonzept Panoramic iDrive
  • Tech-Messe mit rund 130'000 Besuchern bleibt kunterbunte Kontaktbörse für Tech-Nerds
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
Stefan Grundhoff und Raoul Schwinnen

Bahnbrechende Neuerungen und spektakuläre Shows sucht man – zumindest in automobiler Hinsicht – auf der diesjährigen vier Tage dauernden und gestern Samstag zu Ende gegangenen Consumer Electronics Show CES in Las Vegas weitgehend vergeblich.

Zwar präsentiert BMW unter dem sperrigen Oberbegriff «Neue Klasse» sein neues Anzeige- und Bedienkonzept Panoramic iDrive. Mit dem neuen Betriebssystem Operating System X löst es den Dreh-/Drücksteller des bisherigen iDrives sowie die Rundinstrumente hinter dem Lenkrad ab. Und Sony sowie Honda festigen ihre Kooperation mit dem lange erwarteten Fahrzeug Afeela 1 (siehe Box). Doch eigentlich hätten wir vom Tech-Giganten Sony ein deutlich innovativeres und optisch extravaganteres Elektrofahrzeug erwartet als das erstaunlich konventionell anmutende Modell mit wenig beeindruckender Antriebstechnik (rund 480 Kilometer Reichweite). Und obwohl die neuen Superchips von Nvidia für ungeahnte Rechenleistungen auf vier Rädern sorgen – zu sehen ist davon für die Autosparte an der CES 2025 allerdings recht wenig.

Honda-Sony-Auto Afeela 1: Wo sind die Innovationen?

Auf der CES stellt das Joint Venture Sony Honda Mobility (SHM) den gemeinsam entwickelten und seriennahen Elektro-Prototypen Afeela 1 vor.

Doch SHM erfindet das Rad nicht neu. Stattdessen hat man einfach bei anderen Herstellern genau hingeschaut. Zum Beispiel für die Optik beim US-Hersteller Lucid. Die Reichweite des Afeela 1 soll trotz 91-kWh-Akku lediglich 300 Meilen (ca. 480 km) betragen. Kein Wert, bei dem die Konkurrenz in Schockstarre verfällt. Das gilt auch für die enttäuschende maximale Ladeleistung von 150 kW an einer Gleichstrom-Ladesäule. Im Cockpit blickt man auf ein Panorama-Display, das von Tür zu Tür reicht. Auch das hat man schon bei anderen Autos gesehen. Das futuristisch anmutende Lenkrad lässt auf Steer-by-Wire schliessen (also ohne mechanische Verbindung). Da bleibt nur zu hoffen, dass SHM die Abstimmung besser hinkriegt als Tesla beim Cybertruck.

Wenig überraschend verwandelt das Infotainment das Sony-Auto in ein zweites Wohnzimmer. Mit an Bord sind unter anderem Amazon, Spotify, Tiktok, Tune-in und Audible. Sound und Grafik sind erwartungsgemäss brillant. Ab 2026 soll der Afeela 1 vorerst in Japan und in Amerika (ab 89'900 Dollar) starten.

Die Optik des SHM Afeela 1 erinnert stark an den Air von US-Hersteller Lucid.
zvg

Auf der CES stellt das Joint Venture Sony Honda Mobility (SHM) den gemeinsam entwickelten und seriennahen Elektro-Prototypen Afeela 1 vor.

Doch SHM erfindet das Rad nicht neu. Stattdessen hat man einfach bei anderen Herstellern genau hingeschaut. Zum Beispiel für die Optik beim US-Hersteller Lucid. Die Reichweite des Afeela 1 soll trotz 91-kWh-Akku lediglich 300 Meilen (ca. 480 km) betragen. Kein Wert, bei dem die Konkurrenz in Schockstarre verfällt. Das gilt auch für die enttäuschende maximale Ladeleistung von 150 kW an einer Gleichstrom-Ladesäule. Im Cockpit blickt man auf ein Panorama-Display, das von Tür zu Tür reicht. Auch das hat man schon bei anderen Autos gesehen. Das futuristisch anmutende Lenkrad lässt auf Steer-by-Wire schliessen (also ohne mechanische Verbindung). Da bleibt nur zu hoffen, dass SHM die Abstimmung besser hinkriegt als Tesla beim Cybertruck.

Wenig überraschend verwandelt das Infotainment das Sony-Auto in ein zweites Wohnzimmer. Mit an Bord sind unter anderem Amazon, Spotify, Tiktok, Tune-in und Audible. Sound und Grafik sind erwartungsgemäss brillant. Ab 2026 soll der Afeela 1 vorerst in Japan und in Amerika (ab 89'900 Dollar) starten.

Autoindustrie spielt nur eine Nebenrolle

Die Autoindustrie – und vor allem die grossen Hersteller – spielt auf dem wichtigsten Tech-Event des Jahres nur eine Nebenrolle. Millionenschwere Key-Note-Events oder automobile Katapultsprünge in die Zukunft bleiben aus. Viele europäische Firmen sucht man vergeblich. Selbst die grossen Messestars vergangener Jahre wie Hyundai, Kia, General Motors, Ford oder die automobilen Start-ups gönnen sich eine Auszeit, die ihren Grund kaum in allzu übertriebenen Kostendeckungsmassnahmen haben dürfte.

Selbst von den zuletzt hochgelobten chinesischen Autoherstellern ist in der amerikanischen Spielerstadt kaum etwas zu sehen – und die Neuerungen von Xpeng, Zeekr oder Great Wall sind keine schlagzeilenträchtigen Nachrichten. Es fällt auf, dass die grossen Fortschritte beim Thema Fahrerassistenzsysteme trotz neuer Kameras, imposanter Sensortechnik und rasend schneller Prozessoren fehlen – wohl auch, weil die Komponentenpreise nicht sinken und die Regulatorik mauert. Also keine einfachen Zeiten für Marktführer auf diesem Gebiet wie Waymo, Mobileye oder autonome People-Mover wie Zoox oder Suzuki Glydways.

Messe ohne Highlights

Die grossen Neuerungen finden deshalb eher im Kleinen und abseits des grossen Rampenlichts statt – bei den Zulieferern der zweiten oder dritten Reihe. Da gibt es schon die eine oder andere findige Idee. Nur was davon später den Sprung auf die grosse internationale Bühne der Auto- und Mobilitätsszene schaffen wird, ist fraglicher denn je. 

Fazit unseres diesjährigen CES-Besuchs: die Tech-Messe mit rund 130'000 Besuchenden im schillernden Las Vegas bleibt unverändert eine kunterbunte Kontaktbörse für Tech-Nerds und ein bisweilen wildes Panoptikum der Skurrilitäten zwischen blassen Ideen und kühnen Verheissungen. Aber wirklich weltbewegende Neuerungen waren heuer zumindest für die Autobranche nicht zu entdecken. Und das wiederum widerspiegelt die aktuelle Situation bei vielen Herstellern in der Branche leider ganz gut.

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