Das autonome Fahren wurde von der Industrie schon vor Jahren versprochen. Trotz der grossen Ankündigungen spüren wir davon bis heute kaum etwas. Natürlich lernten die Fahrerassistenzsysteme dazu. Doch auf längeren Strecken die Hände vom Steuer nehmen, um zu schlafen oder andere Tätigkeiten zu erledigen, bleibt weiterhin ein Wunschtraum.
Das Thema künstliche Intelligenz (KI, englisch AI für Artificial Intelligence) wird dagegen anders angegangen. Seit Jahren ist das Thema in der Tech-Szene gegenwärtig. Mit ChatGPT schaffte KI den Durchbruch und erobert jetzt die Autobranche. Kaum ein Autohersteller, der heuer an der CES in Las Vegas (USA) nichts dazu präsentiert – zumeist verbunden mit einer hoch entwickelten Sprachbedienung. Was wiederum zeigt: Taster und Bedienknöpfe im Autocockpit sind bald Vergangenheit.
Neue Bediensysteme von Mercedes und BMW
So präsentiert Mercedes mit dem vollelektrischen und intelligent vernetzten Concept CLA nicht nur einen seriennahen Ausblick aufs Ende Jahr startende Einstiegsmodell, sondern stellt auch das neue MB.OS-Bedienkonzept mit cockpitbreitem Display und virtuellem Assistenten MBUX vor. Dieser ist nicht nur intuitiv über Touch und Sprache zu steuern, sondern bedient sich neben modernster Rechnerleistung an Bord auch künstlicher Intelligenz. «Unsere digitalen Fortschritte, die wir auf der CES 2024 zeigen, sind Eckpfeiler auf unserem Weg hin zum hyperpersonalisierten Mercedes-Benz-Kundenerlebnis», schwärmt Mercedes-Entwicklungsvorstand Markus Schäfer (58). Die neue CLA-Reihe bietet zudem eine 800-Volt-Architektur, Ladetempi von bis zu 300 kW und Reichweiten von maximal 750 Kilometern. Neben dem viertürigen Coupé wird es auch einen Kombi Shooting Brake sowie zwei SUVs geben.
Wie Mercedes stellt auch Rivale BMW an der CES ein neues Bediensystem vor. Der Dienst «BMW Digital Premium» ermöglicht BMW-Fahrenden den Zugriff auf ein erweitertes Angebot der eigenen Onlineplattform. Diese bietet neben On-Demand-Funktionen fürs Fahrzeug auch ein ständig wachsendes Angebot an Drittanbieter-Apps für Musik, Nachrichten und Spiele des Infotainment-Systems. Der persönliche Sprachassistent im Fahrzeug wird durch KI deutlich vielfältiger einsetzbar und soll jede noch so ungewöhnliche Frage in Sekunden beantworten.
VW bringt ChatGPT ins Auto
Auch die VW-Konzernmarken bringen die künstliche Intelligenz ins Auto. Jene Modelle, die über die Sprachbedienung IDA verfügen, können ab dem zweiten Quartal 2024 per Sprachbefehl auf die nahezu unbegrenzten Funktionen von ChatGPT zugreifen und sich während der Fahrt recherchierte Inhalte vorlesen lassen und zahlreiche Fahrzeugfunktionen in natürlicher Sprache bedienen. Möglich machts das Programm «Cerence ChatPro» des Technologiepartners Cerence Inc., das in die elektrischen ID-Modelle sowie die Fahrzeuge Golf, Passat und Tiguan implementiert wird.
«VW demokratisiert seit jeher Technologie und macht sie vielen zugänglich», sagt VW-Entwicklungsvorstand Kai Grünitz (46). «So sind wir der erste Volumenhersteller, der diese innovative Technologie schon in Fahrzeuge ab dem Kompaktsegment bringt. Durch die nahtlose Integration von ChatGPT bieten wir Fahrerinnen und Fahrern einen Mehrwert und den direkten Zugriff aufs KI-basierte Recherche-Tool.»
Hyundai denkt übers Fahrzeug hinaus
Noch einen Schritt weiter geht der koreanische Autogigant Hyundai. Mit ihrer «Software-defined Everything»-Strategie sollen künftig alle Fahrzeuge, Flotten und Ökosysteme durch die Einbindung von KI zu wertvollen Modulen des Alltags werden. Konkret wollen die Koreaner ein Mobilitäts-Ökosystem entwickeln, das die Bedürfnisse der Nutzer jederzeit und überall erfüllen kann. Nach Ansicht der Hyundai-Verantwortlichen werden sich unsere Fahrzeuge im Laufe der nächsten Jahre zu KI-Maschinen entwickeln, die kontinuierlich lernen. Dies schafft neue Möglichkeiten zur Automatisierung, liefert Daten, verhindert potenzielle Problemstellen, personalisiert das Nutzererlebnis und optimiert Dienste und Lösungen, um Nutzern einen Mehrwert zu bieten. «Als Anbieter von Mobilitätslösungen geht unsere Vision übers Thema Fahrzeug hinaus», erklärt Hyundai-Motor-Group-Präsident Chang Song (55), «denn wir sehen Mobilität als eine neue Quelle von Wissen und Innovation.»