Noch Mitte der zu Ende gehenden Woche zeigten sich die Organisatoren des Genfer Autosalons trotz Bekanntwerden des ersten Corona-Falls im Kanton Genf optimistisch. So verschickten sie am Mittwochabend Mails, in denen sie noch selbstbewusst bestätigten, dass die 90. Geneva International Motor Show (GIMS) trotz des Coronavirus Covid-19 wie geplant vom 5. bis 15. März stattfinde.
Damit schufen sich die GIMS-Organisatoren in der Autobranche keine Freunde. Die Kritik am sturen Festhalten der Messe-Organisatoren an einer Durchführung wurde stetig lauter. Immer mehr zum Salon angemeldete Autofirmen weigerten sich, Personal samt Führungskräften in die Palexpo-Messehallen zu entsenden.
Aussteller stellten Ultimatum
Als dann auch noch die deutlich später, aber an gleicher Stelle stattfindende Genfer Uhrenmesse abgesagt wurde, war eigentlich auch das Aus für den Genfer Autosalon besiegelt – auch wenns die Organisatoren nicht wahrhaben wollten. Derweil hatten sich die grossen Aussteller hinter den Kulissen zusammengetan und abgesprochen, dem Salon fernzubleiben. Aus gut unterrichteten Quellen weiss SonntagsBlick, dass die Aussteller quasi ein Ultimatum gestellt hatten und den Organisatoren drohten, ihr Fernbleiben öffentlich zu verkünden, falls die GIMS 2020 nicht bis Freitagmittag hochoffiziell abgesagt werde.
So gesehen nahm Bundesrat Alain Berset bei Verkündung am Freitagmorgen, bis 15. März keine Grossveranstaltungen in der Schweiz mehr zuzulassen, den GIMS-Veranstaltern die Entscheidung ab. Und zwang diese so zur definitiven Absage. «Die heutige Bundesratsentscheidung zwingt uns leider dazu, die 90. Ausgabe der GIMS abzusagen», sagte Salon-Präsident Maurice Turrettini bedauernd und ergänzte: «Natürlich akzeptieren wir diesen Bundesrats-Beschluss.»
Die Entscheidung, die grösste Publikumsmesse der Schweiz nun abzusagen, überrascht nicht. Einzig der späte Zeitpunkt und das sture Festhalten an einer Durchführung der Messe irritierte. Denn nicht nur zahlreiche Aussteller (einige begannen schon am Donnerstag wieder mit ersten Standabbau-Arbeiten) wären der Messe ferngeblieben, sondern auch die meisten der angekündigten 10’000 Medienschaffenden und wohl auch viele der rund 650’000 erwarteten Besucher.
Schaden geht in die Millionen
Was bedeutet die Absage für die Organisatoren? Der Aufbau der Messestände war praktisch fertig, viele Ausstellungsfahrzeuge schon angeliefert. Der Schaden dürfte in die Millionen gehen – und Versicherungen werden sich nun wohl bald um die Schadensregulierung streiten. Auf die Frage von Ausstellern nach Schadenersatz blieb Salon-Präsident Maurice Turrettini souverän und antwortete an der Ausstellerkonferenz: «Das ist ein Fall von höherer Gewalt. Ich denke nicht, dass Sie mit einer Schadenersatzklage Erfolg hätten.» Und meinte mit einem Seitenhieb gegen den Bundesrat: «Die Regierung in Bern hat die Absage entschieden, nicht wir. Sie können ja versuchen, die zu verklagen. Viel Glück.»
Mit solchen Aussagen schuf sich der GIMS-Präsident unter den Ausstellern keine neuen Freunde. Diese müssen nun schauen, wie sie ihre Neuheiten dennoch an die Öffentlichkeit bringen. Einige Hersteller dürften aufs Internet ausweichen und ihre Neuheiten digital präsentieren – vielleicht aufgenommen auf einer der vielen nun verwaisten Bühnen in den Palexpo-Hallen. «Denn einen Plan B», so der abtretende Salondirektor Olivier Rihs, «haben wir nicht.»
Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.
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