In Deutschland sind derzeit 47,3 Millionen Personenwagen eingelöst. Rekord! Auf 1000 Einwohner kommen in unserem Nachbarland 569 PW. Auch bei uns in der Schweiz sind gemäss Datenspezialist Auto-i-dat mit über 4,85 Millionen Personenwagen so viele Autos wie nie zuvor zugelassen. Und der Bestand nimmt auch bei uns jährlich um 50'000 Fahrzeuge zu – trotz Klimadiskussion, Dieselskandal und immer mehr Staustunden. Da sollte man eigentlich meinen, in einem solchen Umfeld müsste die nächste Woche eröffnende IAA ein Riesenerfolg werden.
Aber das Gegenteil ist der Fall. 30 wichtige Automarken haben dieses Jahr für die IAA abgesagt (siehe Box). Und viele Marken, die heuer zwar dabei sind, haben wie Audi, BMW, Mercedes oder VW ihre Ausstellungsflächen im Vergleich zu früheren Jahren teils drastisch reduziert.
Alfa Romeo, Aston Martin, Bentley, Bugatti, Cadillac, Chevrolet, Chrysler, Citroën, DS, Ferrari, Fiat, Infiniti, Jeep, Kia, Lada, Lexus, Lotus, Maserati, Mazda, Mitsubishi, Nissan, Peugeot, RAM, Rolls-Royce, SsangYong, Subaru, Suzuki, Tesla, Toyota, Volvo.
Alfa Romeo, Aston Martin, Bentley, Bugatti, Cadillac, Chevrolet, Chrysler, Citroën, DS, Ferrari, Fiat, Infiniti, Jeep, Kia, Lada, Lexus, Lotus, Maserati, Mazda, Mitsubishi, Nissan, Peugeot, RAM, Rolls-Royce, SsangYong, Subaru, Suzuki, Tesla, Toyota, Volvo.
Drei Gründe für Desinteresse
Für das schwindende Interesse der Autohersteller an der klassischen Automesse gibts für Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Institut der Uni Duisburg-Essen hauptsächlich drei Gründe: «Erstens erzwingt die weltweite Rezession Sparrunden bei den Autobauern und ihren Zulieferern. Zweitens ist das Konzept der klassischen, ‹analogen› Automesse wie der IAA überholt und nicht mehr attraktiv. Und drittens stehen die hohen Kosten eines Messeauftritts in keinem Verhältnis mehr zum erwarteten Marketingeffekt.» Für Dudenhöffer ist klar: «Die klassischen Automessen wie die IAA in Frankfurt oder die Salons in Detroit und Paris müssen sich neu erfinden, um zu überleben.»
Neue Formate sind gefragt
Kein Wunder, wenden sich immer mehr Autofirmen vom klassischen Format der Automesse ab. Sie nutzen stattdessen für die Präsentation ihrer Neuheiten günstigere, aber modernere Ausstellungsformate wie die hippen Tech-Messen CES in Las Vegas (USA) und IFA in Berlin (D) oder populäre Lifestyle-Veranstaltungen wie Film- und Musikfestivals. Oder sie nutzen das Umfeld feiner Oldtimeranlässe wie Pebble Beach (USA), Villa d’Este (I) und Goodwood (GB).
SUVs statt neuer Ideen
Dudenhöffer führt das Beispiel der vor zwei Wochen nach fünf Ausstellungstagen zu Ende gegangenen Gamescom in Köln (D) an. «Die hatten mehr Aussteller, einen neuen Besucherrekord und über 100 Millionen Videoabrufe. Das zeigt doch, dass Messen funktionieren, wenn sie das richtige Konzept haben.» Und ein falsches Konzept wirft Dudenhöffer, Inhaber des Lehrstuhls für allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Autowirtschaft an der Uni Duisburg-Essen, den IAA-Veranstaltern vor: «Statt mit neuem Konzept in die Zukunft zu gehen, stehen auf den wenigen Ständen in Frankfurt jede Menge SUVs, die zudem Protestaktionen von Umweltschützern herausfordern.» Autos also, die im Prinzip schon bei jedem Händler zu sehen sind. «Da fehlt doch der ‹Reason Why› für den Messebesuch», so Dudenhöffer.
Genfer sind innovativer
Es braucht folglich mehr als stehende Autos in grossen Messehallen, angereichert mit einigen Konferenzen. Die Organisatoren des Genfer Autosalons scheinen da schon weiter als ihre Kollegen in Frankfurt. Sie haben für die nächste Austragung im März 2020 unter anderem eine Ausstellungshalle für Besucher-Testfahrten mit Elektromobilen geplant, um den Salonbesucher die Vorteile der E-Mobilität auch erleben zu lassen.