Swiss-Moto-Weltpremiere: Wikinger-Bike Ulfberht
Ein Schweizer zeigt den Schweden, wo Thors Hammer hängt

Als Kind tunte er kleine Spielzeug-Autos. Später schraubte der Luzerner Coni an Harleys rum. Und seit 21 Jahren baut er mit seiner CCCP Motorcycles GmbH eigene Motorräder. Sein neustes Werk: der Schweden-Chopper Ulfberht.
Publiziert: 17.02.2019 um 09:47 Uhr
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14 Jahre baute «Coni» während seiner Freizeit am Schweden-Chopper.
Foto: Philippe Rossier
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Raoul SchwinnenRedaktor Auto & Mobilität

Eigentlich heisst er Remo Bernasconi. Doch unter diesem Namen kennt ihn keiner. «Seit Kindsbeinen bin ich der Coni», erklärt mir der 59-jährige Luzerner bei der Begrüssung. Und ergänzt auf meinen fragenden Blick: «Die vier letzten Buchstaben meines Nachnamens.» Coni und seine CCCP Motorcycles GmbH in Malters LU sind derzeit wohl die letzten Schweizer Motorradhersteller, die noch wirklich alles (Rahmen, Räder, Blecharbeiten usw.) selbst herstellen.

Hobby zum Beruf gemacht

Doch wir besuchen Coni nicht wegen seines Betriebs, wo er gemeinsam mit drei Angestellten neben Servicearbeiten auf Wunsch von Kunden vor allem auch exklusive Motorräder mit eigenem Typenschein baut. Ein solches in sechs bis sieben Monaten und von Hand gebautes Unikat kostet schnell mal zwischen 60'000 und 70'000 Franken, verrät uns Coni. Rund 130 solcher Maschinen hat er seit 1998 gebaut, zugelassen und auf unsere Strassen gebracht. «Bis ich von den Behörden endlich meinen eigenen Typenschein erhielt, brauchte ich neben viel Zeit und Nerven auch eine schöne Stange Geld», erklärt der gelernte Schlosser. Doch es hat sich gelohnt: Längst hat Coni sein Hobby zum Beruf gemacht und darf sich nun offiziell Schweizer Motorradhersteller nennen.

Jedes Bauteil von Hand gefertigt

Uns interessiert heute aber vor allem eine Maschine – ein über drei Meter langer Schweden-Chopper mit 2,75 Meter Radstand und fettem Auto-Hinterreifen der Dimension 245/45/17. «Dieser wird aber nie zu kaufen sein», so Coni, weil er seit 14 Jahren in seiner knappen Freizeit daran arbeitete und jedes Bauteil selbst fertigte. Ulfberht heisst das imposante, nach einem Wikingerschwert aus hochwertigem Stahl benannte Gefährt und feiert vom 21. bis 24. Februar an der Swiss-Moto in der Messe Zürich Weltpremiere. Doch eigentlich will Coni mit seinem Ulfberht diesen Sommer an der grössten und ältesten Bikeshow Skandinaviens gewinnen und so den Schweden zeigen, wo Thors Hammer hängt.

Schweden-Mädels als Inspiration

Doch warum baut ein Luzerner ein Schweden-Chopper und nennt seine Manufaktur CCCP? Coni grinst: «Seit vielen Jahren fahre ich mit Kollegen und unseren Maschinen jeden Sommer nach Skandinavien. Dabei beeindruckte mich dort neben der faszinierenden Landschaft auch die äussert aktive Custom-Szene und die vielen Mädels, die uns damals mit ihren langen Schweden-Chopper ziemlich alt aussehen liessen.» Das war für den von Kopf bis Fuss tätowierten Coni nicht zuletzt Motivation, selbst auch mal so ein Teil zu konstruieren und typengeprüft – also legal – auf die Schweizer Strassen zu bringen. Seine Manufaktur heisst übrigens deshalb CCCP (kyrillische Abkürzung für Sowjetunion), «weil sonst alle in der Harley-Szene auf Amerika machen – und ich nicht zum Mainstream gehören will.» Doch bei Coni steht der Schriftzug CCCP natürlich für «Coni's Custom Chopper Project», erklärt er lächelnd.

Viele raffinierte Ideen

Viele raffinierte Ideen des kreativen Schaffers stecken in seinem Wikinger-Bike, bei dem es in erster Linie um «reduce to the max» – oder auf gut Deutsch darum geht, alle «hässlichen» Bauteile möglichst geschickt fürs Auge zu kaschieren. Die Zündung für den rund 90 PS starken 1340-ccm-Motor beispielsweise ist beim selbstverständlich in den Landesfarben gelb-blau lackierten Schweden-Chopper unter einem früheren Renntankdeckel eines Autos versteckt. Schläuche und Leitungen sind kaum zu entdecken. Die Bremsen werden geschickt über Seilzüge angesteuert. Am Lenker fehlen sämtliche Schalter. Sie sind stattdessen hinter dem Sattel versteckt. Geschaltet und gekuppelt wird von Hand über eine Eigenkonstruktion links seitlich vom Tank, gebremst mit den Füssen. Und so bleibt Coni Platz für nette Gags wie etwa die «Sex Euro»-Münze am Lenker (siehe Bild), der ans Ferrari-Cavallino-Rampante erinnernde Elch oder die versteckt im fingierten Öltank untergebrachten Komponenten, derweil der Öltank selbst fürs Auge praktisch unsichtbar unter dem Getriebe sitzt.

Kommt nie auf die Strasse

Das rund 250 Kilo schwere Gefährt mit der fast unendlich langen Gabel wäre spielend einfach zu fahren, verspricht der Erbauer. Dennoch wird Ulfberht nie Auslauf auf unseren Strassen erhalten. Grund: Es gibt keine in der Schweiz vorgeschriebene Vorderbremse. Doch für den Sieg bei der grössten Bike-Show Skandinaviens in Norrtälje brauchts keine Bremsen, «sondern viel mehr grosse Trinkfestigkeit», wie Coni grinsend anfügt.

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