Wenn selbst die eigenen Händler die Übersicht übers Modellangebot verlieren, kann etwas nicht mehr stimmen. Tatsächlich ist die BMW-Palette nicht nur mit dem Erfolg der X-Modelle in den vergangenen Jahren immer mehr gewachsen. Cabrios, viertürige Coupés, merkwürdige GT-Mischlinge und gar Vans gibts inzwischen bei BMW.
Aber nicht mehr lange. Um Entwicklungskosten zu sparen, wurden weniger gefragte Motorisierungs- und Getriebevarianten bereits gestrichen. Doch das ist zu wenig. Deshalb will der neue BMW-Vorstandsvorsitzende Oliver Zipse, wie schon Mercedes-Kollege Ola Källenius, den Rotstift ansetzen. Nur noch Modelle, die für Volumen, Ertrag oder Image wichtig sind, sollen im Angebot verbleiben.
Weniger Familie und Frischluft
Fix ist: Der 2er Gran Tourer fliegt raus. Der frontgetriebene Familienvan passt nicht zur Marken-DNA und war alles andere als gut fürs BMW-Image. Der kleine Bruder 2er Active Tourer bleibt dagegen vorerst im Angebot.
Auch bei den Cabrios wird ausgedünnt. Das 2er Cabrio steht auf der Kippe. Und der eben erst lancierte Z4 dürfte auch keinen Nachfolger bekommen. Wobei es das schon vor dem aktuellen Z4 hiess. Die Kooperation mit Toyota rettete den Roadster aber.
Weniger schräg und weniger Luxus
Selbst vor der wichtigen 3er-Reihe macht der Rotstift nicht Halt. Der M3 ist zwar nicht betroffen, aber der GT fällt weg. Der bulligen Schräghecklimousine dürfte kaum jemand eine Träne nachweinen. Gleiches gilt für den grösseren Bruder 6er GT, der ebenfalls verschwinden dürfte.
Interessant wirds beim 7er. Die Normalversion wird gestrichen, weil diese nur in Europa gefragt ist. Der Nachfolger kommt dann nur noch als Langversion. Überraschend steht auch der eben erst lancierte 8er unter Beobachtung – als Coupé und als Cabrio. Dabei hätte BMW in dieser Klasse keine Konkurrenz, da Mercedes das S-Klasse Cabrio einstellt und Audi gar nicht vertreten ist. Unantastbar – zumindest vorläufig – erscheint das erst diesen Herbst startende, viertürige 8er Gran Coupé.
Unlogischer Gegensatz
Verkehrte Welt dagegen bei den X- und i-Modellen: Die aktuelle Situation würde nach neuen und weiteren i-Elektro-Modellen verlangen, während bei den eher klimaschädlichen X-SUV gestrichen werden sollte. Doch ausser dem X2 (die Kunden wählen den praktisch identischen, aber günstigeren X1) steht kein BMW-Crossover auf dem Prüfstand.
Ungewiss ist dagegen die Zukunft des i3. Der Elektro-BMW wird sicher nicht mehr aus Karbon gebaut. Allenfalls gibts einen Crossover-Nachfolger, allerdings auf einer bewährten Plattform. Ein Alleingang wie bisher ist zu teuer. Immerhin soll der nächste i8 endlich ein reines Elektroauto werden.
Inkonsequent
Dem drohenden Streichkonzert stehen aber auch Neulancierungen gegenüber. Allerdings keine Stromer. So kommt neben dem viertürigen 8er auch ein 2er Gran Coupé als Rivale zum Mercedes CLA. Dazu erhält der edle Gigant X7 den sportlichen Ableger X8. So sabotiert BMW seine Sparbemühungen gleich wieder, und die Modellpalette bleibt ähnlich breit (und unübersichtlich) wie bis anhin.