Gedacht war der Citroën 2CV vor 75 Jahren als günstiges Arbeitstier für Bauern. Doch bis zum Produktionsende 1990 und darüber hinaus entwickelte sich der französische Volkswagen zum Kultfahrzeug und Symbol für Freiheit, Unabhängigkeit und Lebensfreude.
Legendär ist auch die Entstehungsgeschichte des unkonventionellen Nonkonformisten mit aufrollbarem Vinylverdeck, viel Platz, weicher Federung und kleinem Zweizylindermotor. So soll 1934 der damalige Citroën-Direktor Pierre-Jules Boulanger (1885–1950) seinem Konstrukteur André Lefèbvre (1894–1964) folgenden Auftrag gegeben haben: «Entwerfen Sie ein Auto, das Platz für zwei Bauern in Stiefeln und einen Zentner Kartoffeln oder ein Fässchen Wein bietet. Das mindestens 60 km/h schnell ist und nur drei Leiter Benzin auf 100 Kilometer braucht. Es muss so gut gefedert sein, dass ein Korb voller Eier eine Fahrt über holperige Feldwege unbeschadet übersteht.» Hübsches Design? Egal, darauf komme es überhaupt nicht an.
Alle Pläne vor dem Krieg vernichtet
Für den Pariser Autosalon 1939 waren 250 Vorserienmodelle geplant, doch der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs kam dazwischen. Boulanger liess die bereits gefertigten Prototypen und alle Pläne vernichten, um sie nicht den deutschen Besetzern in die Hände fallen zu lassen. Im Geheimen wurde aber weiterentwickelt – und so feierte vor 75 Jahren, am Pariser Autosalon 1948, der Citroën 2CV endlich Weltpremiere.
Eine Ausfahrt im legendären 2CV Döschwo
Obwohl die ersten Reaktionen des Fachpublikums auf das ziemlich unorthodoxe Fahrzeug mit dem nur 9 PS starken, luftgekühlten 375-ccm-Motörchen verhalten waren, fuhr sich diese erste Kleinlimousine mit Vorderradantrieb schnell in die Herzen. Zwischen 1948 und Sommer 1990, als die schrittweise Einführung des Katalysators in Europa das Schicksal des Döschwos besiegelte, wurde er über fünf Millionen Mal gebaut.
5000 Döschwos werden erwartet
Heute geniesst der Döschwo – oder die Ente, wie der französische Volkswagen gerne auch liebevoll genannt wird – Kultstatus und lebt in vielen Herzen und Garagen weiter. Das wird sich auch diese Woche wieder im Jura zeigen, wo von Dienstag bis kommenden Sonntag zum 24. World Meeting of 2CV Friends rund 10'000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit 5000 Döschwos aus aller Welt erwartet werden.
Auf einem riesigen und für alle Besucherinnen und Besucher zugänglichen Festareal bei Delsberg JU wird diese Woche dem Döschwo gehuldigt. Es gibt Verkaufsstände mit Ersatzteilen und Fanutensilien, Wettbewerbe und Fahrzeug-Prämierungen – in der Tennishalle wurde gar eigens ein Museum mit besonders raren Exemplaren aufgebaut. Und sonst stehen auf einem riesigen Feld ausserhalb des jurassischen Städtchens natürlich 2CV Döschwos und skurrile Umbauten, so weit das Auge reicht.