Auf einen Blick
- Autohersteller nutzen Art Miami als exklusive Plattform für Präsentationen
- Jaguar enthüllt Type 00 als Ausblick auf elektrische Zukunftsmodelle
- BMW zeigt limitierte Kith-Sonderedition des XM mit nur 47 Stück
Noch vor ein paar Tagen wurden im kleinen Eckgeschäft an der Collins Avenue in Miami (USA) bunte T-Shirts mit Strandaufdruck angeboten und für Ausflüge mit dem Katamaran geworben. Jetzt sichern zwei muskulöse Türsteher den Pop-up-Store, wo inzwischen strahlende Skulpturen und moderne Bilder ausgestellt sind. Willkommen an der jährlich Anfang Dezember in Miami stattfindenden Art Week, einem Ableger der Art Basel und wichtigen Treffpunkt der internationalen Kunstszene.
Und inzwischen auch der Autoszene. Wir entdecken nicht nur die abendlichen Poser am meist gesperrten Ocean Drive, sondern auch eine ganze Kolonne glänzender BMW-Modelle neuester Bauart. BMW ist einer der Hauptsponsoren der Art Miami (6. bis 9. Dezember) und setzt sich als Aussteller und offizieller Transporteur weitaus werbewirksamer in Szene als auf der heimischen IAA in München. BMW zeigt zudem in Zusammenarbeit mit dem Modelabel Kith des New Yorker Designers Ronnie Fieg eine besonders exklusive, auf 47 Stück limitierte Kith-Sonderedtion des Power-SUV XM.
Klassische Messen sind out
Fakt ist: Der einst so strahlende Genfer Autosalon ist tot. Und auch die früher international renommierten Autoshows in Birmingham und London, München und Leipzig, Brüssel oder Turin haben nur noch regionale Ausstrahlung oder es gibt sie gar nicht mehr. In Amerika das gleiche Bild: Die North American International Auto Show in Detroit, die Los Angeles Auto Show im November oder die Messen in New York und Chicago – alles längst in der automobilen Hoffnungslosigkeit verschwunden. Internationale Bedeutung haben klassische Automessen aktuell nur noch in China. Dort trifft in den Millionenmetropolen von Guangzhou, Peking oder Shanghai die immense automobile Wirtschaftskraft auf den grössten Automarkt der Welt. Doch selbst in China geht die Bedeutung solcher Leistungsschauen inzwischen spürbar zurück.
Und so sucht die Autobranche nach Ausweichplattformen für die einst so strahlenden Autoshows. Einige setzen dabei auf die Consumer Electronic Show CES in Las Vegas (USA), um sich dort als rollende Tech-Firma zu präsentieren. Andere bespielen die exklusiven Events wie die Monterey Car Week an der kalifornischen Küste, den Concorso d’Eleganza am Comersee oder das Festival of Speed im britischen Goodwood. Und inzwischen hat die Autoindustrie auch Miami und den Ableger der Art Basel entdeckt. Eigentlich kein Wunder: Hier scheint selbst im Dezember die Sonne, es gibt exzellente Hotels zu vernünftigen Preisen – und wer setzt sich nicht gerne unter der Strahlkraft der finanzstarken Kunstszene ins rechte Scheinwerferlicht?
Jaguar inszeniert Neustart in Miami
Jaguar Land Rover nutzte kürzlich die diesjährige Art Miami für den Neustart der in Vergessenheit geratenen Marke Jaguar. So enthüllte Chefdesigner Gerry McGovern (68) im kunterbunten Art District mit dem Type 00 eine Fahrzeugstudie, die einen seriennahen Ausblick auf den natürlich elektrischen Jaguar der Zukunft geben soll: «Der Type 00 ist der Ausdruck unserer neuen kreativen Philosophie bei Jaguar. Er ist unsere erste greifbare Umsetzung und der Grundstein für eine neue Familie von Jaguar-Modellen, die anders aussehen wird als alles, was man bisher von Jaguar gesehen hat», versprach McGovern an der Art Miami und fügte passend zum Event an: «Der Type 00 ist eine Vision, die nach dem Höchstmass an künstlerischer Leistung strebt.»
Die Art Week in Miami (USA) ist als Ableger der Art Basel die älteste Messe für zeitgenössische Kunst der Stadt und feierte vom 6. bis 9. Dezember ihr 34. Jahr mit einem beeindruckenden Aufgebot von 170 Galerien aus aller Welt. Die Veranstaltung stellt moderne und zeitgenössische Kunst in den Mittelpunkt und präsentiert Werke von etwa 800 Künstlern.
Die Art Week in Miami (USA) ist als Ableger der Art Basel die älteste Messe für zeitgenössische Kunst der Stadt und feierte vom 6. bis 9. Dezember ihr 34. Jahr mit einem beeindruckenden Aufgebot von 170 Galerien aus aller Welt. Die Veranstaltung stellt moderne und zeitgenössische Kunst in den Mittelpunkt und präsentiert Werke von etwa 800 Künstlern.
Mit der etwas speziellen Imagekampagne direkt vor und jetzt mit dem Auftritt an der Art Miami sorgt Jaguar für grosses Aufsehen. Neues Logo, neuer Markenschriftzug, neues Design und neue Technikphilosophie – die Briten werfen gerade alles über den Haufen und riskieren einen kompletten Neustart. Und wo könnte man diesen besser zelebrieren als am sonnigen Ableger der Art Basel in Miami? Doch damit nicht genug: Weils perfekt zum anvisierten Zielpublikum passt, wurde mit dem SV Candeo gleich auch die edelste Version eines Range Rover enthüllt.
Auch Lambo und Lexus nutzen die Bühne
Neben Jaguar Land Rover hat auch Lamborghini die Art Miami als exklusiven Präsentierteller entdeckt. Am Strand, unweit einer imposanten Kunstinstallation mit 100 lebensgrossen Elefanten, präsentierten die Italiener kunstvoll das Einzelstück Urus SE aus dem Lamborghini-Ad-Personam-Individualisierungsprogramm. Wer braucht da noch eine Automesse? «Wir freuen uns immer wieder, echte Innovation und Kunstfertigkeit nach Miami zu bringen. Besonders jetzt, wo die Stadt voller inspirierender Kreativer, Designer und Künstler ist», sagt Lamborghini-CEO Stephan Winkelmann (60).
Mit Lexus nutzt ein weiterer Hersteller die Kunstausstellung in Florida als Trittbrett. Die Japaner präsentierten mit Liminal Cycles eine Kunstinstallation, die in Zusammenarbeit mit dem Forschungs- und Designstudio Crafting Plastics aus Bratislava (Slowakei) entstanden ist. Das Werk beschäftigt sich in Anlehnung an die Konzeptstudie Lexus LF-ZC mit Themen wie Materialinnovation und Personalisierung. Und auch dieses Beispiel zeigt, dass Kunst und Automobilbau gar nicht so weit auseinanderliegen.