So irre teuer ist der Koenigsegg Jesko
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Koenigsegg, Bugatti und Co.Die schnellsten und teuersten Autos am Salon

89. Genfer Autosalon
Wo bleibt die Show?

Zwar sind auch heuer wieder viele automobile Neuheiten fürs Publikum zu entdecken. Vor allem natürlich elektrische. Aber so elektrisierend wie noch vor einigen Jahren ist der Genfer Autosalon nicht mehr. Es fehlt ihm an Glamour. Quasi Hausmannskost statt Haute Cuisine.
Publiziert: 10.03.2019 um 19:34 Uhr
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Aktualisiert: 01.07.2020 um 12:40 Uhr
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Ein SUV mit Chic und Charme: der Mazda CX-30.
Foto: Philippe Rossier
Wolfgang Hörner und Stefan Grundhoff (Text), Philippe Rossier (Fotos)

Der Genfer Autosalon kämpft. Er muss die Absagen einiger grosser Hersteller verkraften (u. a. Ford, Hyundai, Jaguar/Land Rover, Opel, Tesla, Volvo). Die Folge: Die Gänge zwischen den Ausstellern sind dieses Jahr breiter, die Marken unbekannter. Und statt glamouröser Auftritte von Showbizz-Grössen oder markigen Reden von charismatischen Autobossen beantworten heutige CEO Twitter-Fragen oder schauen wie bei Citroën der Pressekonferenz ihrer Marke nur zu. Nett anzuschauen, aber gähnend langweilig. Wie viele ihrer Produkte.

Elektrisches Feuerwerk von VW

Dabei kann man dem Genfer Salon nicht vorwerfen, er hätte keine Neuheiten zu bieten. Kleinserienhersteller aus der vierten Reihe präsentieren imposante Hypersportwagen. Bugatti, Pininfarina, Piech und Co. lassen einen mitunter von Motorleistungen von über 1500 PS träumen – zumeist elektrisch. Überhaupt gibts bei der ersten europäischen Automesse des Jahres eine Vielzahl von Neuheiten mit Stecker. Audi rollt mit Q5, A6, A7 und A8 sein neues Portfolio an Plug-in-Hybriden aus und gibt mit dem schicken Q4 E-Tron Concept einen Ausblick auf einen elektrischen Mittelklasse-Crossover, der Anfang 2021 zu den Kunden rollt. Auf der gleichen Plattform steht der Skoda Vision iV, ein 4,67 Meter langer Elektro-Crossover, der fast zeitgleich auf den Markt kommt und bei der tschechischen VW-Tochter nun ebenfalls das Elektrozeitalter einläutet. Der Antrieb ist mit dem des Audi Q4 E-Tron identisch: modularer Elektrobaukasten MEB, 4x4 und 306 PS, 450 Kilometer Reichweite. Ebenfalls auf dem VW-Elektrobaukasten unterwegs: der sehenswerte Seat El-Born, ein schickerer Zwilling des VW ID Neo – über 200 PS stark mit über 400 Kilometer Reichweite. In dieser Liga spielen zudem Neulinge wie Kia e-Niro und e-Soul.

Auch BMW macht seinem Hybridangebot mächtig Beine. Die Bayern haben ihr Portfolio an Plug-in-Hybriden ebenso gründlich überarbeitet wie den 7er und bieten nicht nur bei ihren Aushängeschildern X5 und 7er mehr Reichweite, sondern haben diese Modelle nun auch mit einem standesgemässeren Sechs- statt Vierzylinder (394 PS) ausgestattet. Mercedes begrüsst neue Modelle und verabschiedet andere zeitgleich in den Ruhestand. Den Premieren von Mercedes CLA Shooting Brake oder dem überarbeiteten GLC steht die Good-bye-Tour von AMG S 65 und SLC gegenüber. Beide bekommen keine Nachfolger.

Kleine kommen gross raus

Einmal mehr sind es in Genf aber kleine Flitzer, die gefallen. Zum Beispiel der Honda e-Prototype, ein Citystromer im Stile eines Innocenti mit knackigen Abmessungen, scharfem Design und rund 300 Kilometern Reichweite. Ungewöhnlich, dass auch VW seine Fans träumen lässt. Mit dem elektrischen ID Buggy kündigt sich zwar kein Gross-Serienmodell an, doch mit der hier in Genf beschlossenen Kooperation mit dem Start-up e.Go, das für VW den E-Buggy in einer Kleinserie bauen will, setzen die Wolfsburger ein Zeichen und stossen die Tür für weitere Allianzen mit Start-ups weit auf.

Vielleicht nicht ganz so lässig, aber umso wichtiger sind die neuen Kleinwagen Renault Clio und Peugeot 208, der zum Start im Herbst auch gleich als Elektroversion e-208 zu den Händlern kommt. Gefälliges Design und moderne Technik dürften es beiden Franzosen leicht machen, Abnehmer zu finden. Auch weil echte Konkurrenz fehlt. Der neue Opel Corsa – technisch eng mit dem Peugeot 208 verwandt – kommt erst Ende des Jahres. Der Ford Fiesta ist noch frisch, der VW Polo muss noch zwei Jahre bis zum Nachfolger überbrücken. Und aus Italien kommen schon lange keine ernstzunehmenden Neuheiten mehr. Der Fiat 500 ist inzwischen zwölf Jahre alt. Und es dürfte noch einige Zeit vergehen, ehe das nun in Genf gezeigte Fiat Concept Centoventi Realität wird.

Autos, die träumen lassen

Natürlich gibts in Genf auch die übliche Welle neuer SUV. Mercedes frischt den GLC auf, Skoda bringt mit dem Kamiq SUV-Modell Nummer drei, und Mazda enthüllt den schicken CX-30, der in Europa ebenso ankommen dürfte wie der 300 PS starke VW T-Roc R. Jeep gibt mit Renegade und Compass einen Ausblick auf die FCA-Konzern-Plug-in-Hybridtechnik von morgen. Und wem das nicht exklusiv genug ist, schaut sich den neuen Bentley Bentayga Speed (306 km/h Spitze), den Mercedes AMG GLE 53 oder das Lagonda All-Terrain Concept von Aston Martin an, letzteres ist allerdings noch Zukunftsmusik.

Und was wäre der Genfer Salon ohne seine Traumwagen? Allen voran der 13,2 Millionen Franken teure Bugatti La Voiture Noire, der Ferrari F8 Tributo, McLaren Grand Tourer oder Lamborghini Aventador SVR Roadster sowie die Heerschar von exotischen Marken aus der dritten und vierten Reihe, die in Form von Sbarro, Koenigsegg, Hispano Suiza, Pagani oder Aurus mit seiner russischen Staatslimousine Senat den Genfer Autosalon erst zu dem machen, was er ist. Doch jetzt muss sich auch der Messeveranstalter Palexpo etwas einfallen lassen, denn bei der 90. Auflage im kommenden Jahr werden sich noch mehr Abgänge als heuer nicht mehr so einfach kompensieren lassen. Und bereits in diesem Jahr war rund die Hälfte der Messeaussteller weitgehend unbekannt und hätte wohl noch vor wenigen Jahren keine Ausstellungsfläche am Genfer Salon erhalten.

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