Es gibt zwar noch Spassroadster wie Porsche Boxster, Mazda MX-5 oder BMW Z4. Doch puristischer Roadsterspass, wie ihn einst die britischen Zweisitzer von Healey, MG oder Triumph in den 1960ern boten, sieht anders aus. Das bieten heute höchstens noch Kleinhersteller wie Caterham, Donkervoort, Morgan – oder Jannarelly.
Jannarelly kennen Sie nicht? Aber vielleicht einige seiner bisherigen Arbeiten. So zeichnete der französische Autodesigner Anthony Jannarelly für den libanesischen Hersteller W Motors die Supersportler Lykan Hypersport und Fenyr Supersport. Auch das Design des Wüstenrenners Zarooq Sand Racer stammt von ihm. Dann tat sich Jannarelly mit Landsmann Frédéric Juillot, Hersteller von Spezialbooten und Experte für Verbundwerkstoffe zusammen, gründete 2016 die Marke Jannarelly und legte mit dem Design-1 sein erstes eigenes Auto auf. Ein simpel auf einem Gitterrohrrahmen konstruierter Leichtbau-Zweisitzer, der Traditionelles und Modernes kombiniert und dank nur schwer zu schlagendem Leistungsgewicht kompromisslosen Fahrspass bietet.
329 PS für knapp 850 Kilo
Mit dem 3,5-Liter-V6-Sauger von Nissan und 329 PS sowie 371 Nm sprintet der nur 850 Kilo leichte Hecktriebler in 3,9 Sekunden auf Tempo 100. Bei der Karosserie hat der Kunde die Wahl zwischen Fiberglas und Karbon. Was entsprechend Einfluss auf Gewicht und Steifheit hat. Wer will, kann das Leergewicht mit Karbonschalensitzen sowie dem Verzicht aufs Hardtop oder Windschutzscheibe gar auf unter 800 Kilo drücken. Die Spitze des Jannarelly Design-1 wird offiziell bei 220 km/h abgeregelt. Denkbar, dass sich bei den zahlreich möglichen Individualisierungen mit etwas Verhandlungsgeschick auch dieses Limit aufheben lässt.
Dazu vielleicht gut zu wissen: Auf besonderen Wunsch gibts ein Sperrdifferenzial an der Hinterachse sowie eine Traktionskontrolle. Der Rest des Vergnügens liegt aber weitgehend unbeeinflusst von der Technik des Autos in den Händen des Piloten.
Den Tatendrang von Motor und Fahrer müssen vorne 215er- und hinten 245er-Pneus im 16-Zoll-Format auf die Strasse bringen. Verstellbare Dämpfer sorgen für stets optimalen Fahrbahnkontakt. Und die Sportbremsanlage von Wilwood dafür, dass der Design-1 ebenso schnell verzögert wie er beschleunigt.
Reduce to the max für 120'000 Franken
Im nur optional belederten Interieur bietet sich dem Fahrer kaum mehr als ein 33 Zentimeter grosses Nardi-Lenkrad, drei einstellbare Pedale und eine offene Schaltkulisse, in der sich die sechs Gänge zu sportlichen Höchstleistungen «reissen» lassen. Wem der Sound des Sechszylinders in Kombination mit dem wilden Fahrtwind um den Kopf nicht reicht, kann den gerade mal 1,08 Meter hohen Roadster noch mit einem Rockford-Soundsystem aufrüsten. Dann steigt der Preis (und das Gewicht) des umgerechnet knapp 120’000 Franken teuren Kurvenjägers aber noch mal leicht an.