Genau 100 Jahre nach dem ersten Klausenrennen 1922 fand am letzten Wochenende im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten im Freuler's Race-Café in Linthal GL und im Verkehrshaus Luzern das 1. Internationale virtuelle Klausenrennen auf modernen Rennsimulatoren statt.
Während der letzten vier Monate konnten sich interessierte Pilotinnen und Piloten in den Simulatoren von Race-Centers.ch auf einer digitalisierten Klausenrennstrecke mit schnellen Zeiten qualifizieren. Die zwölf besten Pilotinnen und Piloten dieser Qualifikationsphase trafen sich am 27. August 2022 – genau 100 Jahre nach dem ersten «richtigen» Klausenrennen – zum grossen Finale, beziehungsweise zum 1. Internationalen virtuellen Klausenrennen.
Anders als bei der Qualifikation, als noch auf einer digitalisierten Asphalt-Passstrasse gefahren wurde, fand das Finale auf einer neu digitalisierten, engeren und mit Schotterabschnitten wie anno dazumal gespickten Originalpiste statt. Dazu wurde die gesamte, 21,5 Kilometer lange Rennstrecke in über 1000 Arbeitsstunden aufgrund von Google-Maps-Geodaten sowie Fotoarchiv-Material digital nachgebildet. Offenbar fühlte sich Qualifikationssieger und Lokalmatador Renato Breny aus Glarus auf der neuen Originalstrecke und in der Favoritenrolle nicht mehr so wohl. Nach den beiden Finalläufen reichten seine Zeiten lediglich für den leicht enttäuschenden fünften Rang – gut 25 Sekunden hinter Sieger Beat Müller aus Berg am Irchel ZH.
Projektleiter Beat Müller kam im virtuellen Auto Union Typ A 1934 mit der neu digitalisieren Originalstrecke am besten zurecht und gewann mit knapp zwei Sekunden Vorsprung auf Marc Sokolowski, Luzern, und 13 Sekunden vor Kevin Ott aus Brugg AG. Übrigens: Mit seiner Siegerzeit von 14:35,444 war der 28-jährige virtuelle Klausenrennen-Sieger um knapp 47 Sekunden schneller als der legendäre Rennfahrer Rudolf Caracciola (1901–1959) bei seiner Rekordfahrt 1934 auf dem Mercedes-Silberpfeil W25. Müller relativiert seine Zeit allerdings: «Im Simulator fährt die Angst eines Crashs nicht mit. Deshalb ziehe ich den Hut vor dem Mut und der Leistung der damaligen Rennfahrer.»
Witzig: Sieger Müller hat das Simulatorfahren erst vor kurzem für sich entdeckt und ist bislang noch nie die echte Klausenpass-Strasse hochgefahren. Das dürfte sich aber bald ändern. Denn neben einem hübsch gravierten Siegerpokal erhielt er von den Tourismusvereinen Glarnerland und Uri auch eine reale Übernachtung auf dem Klausenpass geschenkt.