Exotischer McLaren Elva
Kugelsichere Brillen inklusive

Der Roadster Elva ist das wohl Radikalste, was Sportwagenbauer McLaren in den letzten Jahren entwickelt hat. Kein Dach, keine Windschutzscheibe, nur 1148 Kilogramm schwer und 815 PS stark. Dafür bietet er jede Menge Fahrspass!
Publiziert: 29.04.2021 um 19:30 Uhr
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Aktualisiert: 26.04.2021 um 12:02 Uhr
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Der Roadster Elva ist das wohl Radikalste, was McLaren in den letzten Jahren entwickelt hat.
Foto: Patrick Gosling
Wolfgang Gomoll

McLaren bringt einen Roadster auf die Strasse, der puristischer nicht sein könnte. Kein Dach, keine Windschutzscheibe, kaum Gewicht – dafür jede Menge Power. In absoluten Zahlen: 1148 Kilo, die 815 PS und 800 Nm Drehmoment gegenüberstehen. Oder mit anderen Worten: von 0 auf 100 km/h in 2,8 Sekunden und mit 327 km/h Spitze!

Und all das ohne Windschutzscheibe? Ja! Die britischen Ingenieure haben stattdessen einen speziellen Schutzschild ersonnen. Zwischen 40 und 200 km/h hebt sich auf der Motorhaube eine sogenannte Aeroschranke und soll die stürmischen Luftwirbel etwas beruhigen. Das System erinnert an den Windabweiser des E-Klasse Cabrios von Mercedes, das schnell den Spitznamen «Rentnerplanke» erhalten hatte.

Schutzschild statt Scheibe

Die Technik im Elva ist aber ausgeklügelter: Die Nase des Boliden sammelt Luft ein, beschleunigt sie in speziellen Kanälen und drückt sie nach dem Schutzschild nach oben. Gemeinsam mit der durch die Schranke umgeleiteten Strömung entsteht so eine Luftblase über dem Cockpit. Bei Tempi von über 200 km/h verabschiedet sich der Schutzschild – damit der Vierliter-Achtzylinder-Biturbo mit genügend kühler Frischluft versorgt wird.

Damit Fahrer und Beifahrer den entstehenden Orkan auch unbeschadet überstehen, entwickelte McLaren speziell aerodynamisch geformte Helme, die selbst bei Tempo 300 nicht nach oben rutschen. Was fehlt, ist allerdings ein Visier. Deshalb schützen spezielle Brillen, wie sie die US-Streitkräfte benutzen, die Augen der Elva-Besatzung. «Diese Brillen halten selbst mit Metallkugeln gefüllten Artilleriegranaten stand, und die Farbe der Gläser verändert sich mit der Sonneneinstrahlung, um die Kontraste besser zu betonen», erklärt McLaren-Chefingenieur Andrew Kay.

Nur 149 statt 399 Exemplare

Für McLaren stellt der kompromisslose Roadster eine Reise zurück in die Zukunft dar. Denn Bruce McLaren selbst fuhr am Steuer eines Elva in den 1960er-Jahren Rennsiege ein. Das wird mit der Neuauflage eher schwierig. Der Elva ist weniger für die Rennstrecke als vielmehr für Sammler und Enthusiasten gedacht, von denen viele in Amerika beheimatet sind. Wer sich seinen Roadster noch etwas individualisieren will, kann im Cockpit die Metallelemente in Platin oder Weissgold gestalten lassen. Das treibt den Preis dann allerdings noch etwas nach oben.

Freilich muss auch McLaren erkennen, dass der Markt für exotische Spielzeuge offenbar nicht unlimitiert ist. Jedenfalls sind noch lange nicht alle Elvas verkauft. Und statt der einst vorgesehenen 399 Exemplare werden jetzt nur 149 Stück gebaut. Immerhin: Die zwei kugelsicheren Brillen und die extra angefertigten Helme sind im Fahrzeug-Kaufpreis von umgerechnet knapp über zwei Millionen Franken inbegriffen.

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