Das Modellangebot von Bugatti bleibt angesichts der millionenteuren Exklusivitäten überschaubar. Daher ist es logisch, wird jedes neue Sondermodell gross inszeniert und gefeiert. So auch der neue Chiron Pur Sport. Der Hyper-Sportler gefällt nicht nur mit neuen Designdetails, sondern dank umfangreich modifiziertem Fahrwerk auch mit grandioser Fahrdynamik.
«Diesen Hypersportwagen muss man unbedingt selbst erleben, das Besondere spüren, um die bemerkenswerte Arbeit des gesamten Teams dahinter einordnen zu können», rührt Bugatti-Präsident Stephan Winkelmann die Werbetrommel. Die Zahl der Kunden ist begrenzt. Es werden lediglich 60 Fahrzeuge im französischen Molsheim gefertigt, zum Preis von je rund 3,5 Millionen Franken.
Fahrwerk und Aerodynamik verbessert
Natürlich kann man mit dem neuen Chiron Pur Sport auf der Autobahn glänzen oder in der Innenstadt für staunende Gesichter sorgen. Doch eigentlich will diese Fahrmaschine auf eine Rennstrecke. Im Gegensatz zu den Schwestermodellen schafft der Chiron Pur Sport «nur» noch 350 km/h Spitze. «Das haben wir so festgelegt, damit wir Fahrwerk und Aerodynamik noch kompromissloser auf Agilität und Handling abstimmen konnten», erklärt Winkelmann. So gibts einen negativeren Sturz, härtere Federn und entsprechende Lager sowie spezielle Rennreifen, die im Paket für mehr Querbeschleunigung und mehr Haftung in schnellen Kurven sorgen.
Die flache Front mit grossem Frontsplitter und mächtigen Lufteinlässen, die auffallenden Radhausentlüftungen, der verlängerte Diffusor und ein fester Heckflügel mit fast zwei Meter Spannweite sorgen für deutlich mehr Abtrieb. Zudem minimierten die Ingenieure das Gewicht des neuen Hypersportwagens um 50 Kilogramm. «Der Chiron Pur Sport fährt sich kurvenhungriger, beschleunigt dank der umfangreichen Neuentwicklungen schneller und bietet mehr Abtrieb und damit bis zur Höchstgeschwindigkeit eine aussergewöhnliche Bodenhaftung», verspricht Winkelmann.
Deutlich schneller beim Zwischenspurt
Leicht verändert wurde auch der Antrieb. Der acht Liter grosse W16-Motor mit vier Turboladern, 1500 PS und gigantischen 1600 Nm Drehmoment dreht nun 200/min höher. Gleichzeitig wurde das 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe um 15 Prozent kürzer übersetzt. Resultat: 0–100 km/h in 2,3 statt bisher 2,4 Sekunden – und 0–200 km/h in 5,5 statt 6,1 Sekunden. Gut spürbar wird der Unterschied beim Zwischenspurt auf der Autobahn. Im sechsten Gang donnert der zwei Tonnen schwere Allradler nun in 3,4 statt 7,4 Sekunden von 60 auf 120 km/h.
Über den Drehregler am Lenkrad lässt sich das neue Fahrprogramm ESC Sport+, das mehr Schlupf und kontrollierte Drifts mit einem grösseren Anstellwinkel erlaubt, aktivieren. Leider fahren wir den Bugatti Chiron Pur Sport bei kühlen Temperaturen und anhaltendem Regen auf dem Hockenheimring. Das neue ESC Sport+-Programm lässt sich so problemlos ertasten, als wir mit dem 3,5 Millionen Franken teuren Mantarochen aus der Spitzkehre zurück Richtung Mercedes-Tribüne donnern. Die Spitze von 350 km/h allerdings nicht. Dazu bauen die Rennreifen zu wenig Temperatur – und der Fahrer zu wenig Mut – auf.
Erstaunliche Alltagsqualitäten
Doch der Bugatti Chiron Pur Sport fühlt sich nicht nur auf der Rennstrecke, sondern auch im öffentlichen Strassenverkehr wohl. Und das begeistert uns fast am meisten. Sündhaft teure 1000-PS-Boliden, die grandios über Rennstrecken donnern, gibts inzwischen einige. Bei so viel Dynamik aber so lässig im Strassenverkehr mitzuschwimmen und dabei einen fast schon unanständig grossen Alltagsnutzen bieten (mit Ausnahme des Verbrauchs von 22,3 Litern), kann weltweit kein anderes Auto als der Bugatti Chiron – egal ob Pur Sport oder nicht.