Als im März 2022 ein Anwohner im Naturschutzgebiet Hangelarer Heide im deutschen Bonn aus dem Fenster in seinen Garten blickte, sah er plötzlich nicht mehr sein Gartenhäuschen, sondern eine Cessna 172.
Das Flugzeug war nach einem Fehlstart abgestürzt und im Garten gelandet. Die danebenliegende Flugbahn ist nur für den individuellen Flugverkehr zulässig. Die beiden Insassen des Flugzeugs konnten das Wrack eigenständig verlassen, mussten aber verletzt in ein Spital gebracht werden.
Laut der Flugzeitschrift «Aero Telepgraph» war der Pilot, damals 84 Jahre alt, ein alter Hase im Cockpit. Er besass seinen Flugschein fast 50 Jahre, hatte rund 7200 Flugstunden auf seinem Konto. Als Fluglehrer kannte er sich bestens aus. Mit an Bord war auch ein Techniker (35), der zuvor Wartungsarbeiten am Flugzeug vorgenommen hatte. Die beiden befanden sich nach den Arbeiten auf einem Testflug, bevor die Cessna plötzlich vom Himmel fiel.
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«Höhenruder-Trimmung fehlerhaft angeschlossen»
Der Start auf der Piste erfolgte um 12.41 Uhr. Kurz nach dem Abheben reagierte das Höhenruder, das für das Heben und Senken der Flugzeugnase verantwortlich ist, nicht mehr. Der erfahrene Pilot setzte daraufhin die Trimmung, ein kleines Ruder zur Beibehaltung der Fluglage, auf «hecklastig». Und die Cessna legte eine Bruchlandung in den Garten hin.
Zunächst war unklar, wie es zum Absturz kommen konnte. Doch nun liegt der Abschlussbericht der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung in Deutschland (BFU) vor. Und der zeigt: Grund für den Absturz war menschliches Versagen. Und zwar vom Piloten und vom Techniker.
Der Techniker hatte vor dem Start die Steuerelemente des Flugzeugs getauscht, wie der Abschlussbericht der BFU aufzeigt. «Bei der Untersuchung des Wracks wurde festgestellt, dass die Höhenruder-Trimmung fehlerhaft angeschlossen war. Dadurch wurde die Trimmklappe am Höhenruder entgegengesetzt der Trimmradbewegung und der Anzeige angesteuert», schreibt die BFU.
Intuitiv statt analytisch vorgegangen
Diesen Fehler hätte der Pilot bemerken müssen. Denn: Vor dem Start wäre es seine Aufgabe gewesen, alle Bedien- und Steuerorgane genauestens zu überprüfen. Da er aber nicht die genauen Arbeiten gekannt hatte, arbeitete er lediglich die Checkliste des Herstellers ab, die keine Sichtung der Trimmung voraussetzt. Weiter wird dem Piloten ebenfalls sein Flugverhalten zulasten gelegt. Statt den Absturz durch die Trimmeinstellung zu verhindern, hätte er den Start komplett abbrechen müssen.
«Die Entscheidungsfindung des Piloten entsprach eher einem intuitiven Entscheidungsverhalten als einer analytischen Entscheidungsfindung», heisst es im Unfallbericht. Damit verletzte der Pilot die «Good Airmanship»-Regel, die die höchste Sorgfalt und Umsicht bei der Durchführung von Flügen voraussetzt.