Die russischen Stripclubs leiden unter Putins Krieg. Die Männer fehlen, weil sie an der Front kämpfen müssen. Allein bei der letzten Mobilisierungswelle letztes Jahr wurden 300'000 Männer eingezogen. «Auch politische Ansichten haben eine Rolle gespielt. Gewisse Freier waren für, andere gegen den Krieg. Dies hat es schwierig gemacht und ebenfalls zu Kundenverlusten geführt», sagt Kristina, eine Frau, die sich für die Menschenrechte russischer Sexarbeiterinnen einsetzt, zur britischen Zeitung «The Times».
Die Situation ist angespannt. Also haben sich einige Einrichtungen etwas einfallen lassen. So zum Beispiel ein Erotik-Salon in Kaliningrad im Westen Russlands. Er versucht nun Männer, die im Krieg gekämpft haben, mit Rabatten und Geschenken anzulocken. Der Salon reduziert für die Soldaten, die mit einem Dokument belegen können, dass sie tatsächlich am Krieg teilgenommen haben, die Preise und verspricht ein «grenzenloses Meer der Leidenschaft und des Vergnügens», so der unabhängige russische Telegram-Kanal «We Can Explain».
Ein Mitarbeiter erklärt: «Sie erhalten 15 Prozent für den Kauf des ersten Programms und bekommen anschliessend noch einen zusätzlichen Service als Geschenk dazu». Weiter können die Freier ihre ganz persönlichen Wünsche anbringen und bekommen 50 Prozent Rabatt auf Alkohol bis zu einem Liter. Das Ziel sei es, die Angebote zu diversifizieren und die intimen Erlebnisse unvergesslich zu machen.
Sex-Branche wurde erst nach der Zerfall der Sowjetunion gross
Seit Ausbruchs des Krieges haben die Sexarbeiterinnen nicht nur einen Wandel der Kundenzahlen festgestellt, sondern auch neue Charakteristiken bei ihren Klienten entdeckt. Sie berichten von «netteren und anständigeren Kunden». Männer, die nicht eingezogen wurde, seien trotzdem durch den Krieg verändert worden.
Mehr zum Thema Prostitution
Die Sexindustrie in Russland wurde nach dem Zerfall der Sowjetunion gross. Frauen aus armen Verhältnissen sahen die Branche als Möglichkeit, ihrem Elend zu entfliehen. Ein weiterer Katalysator für den Boom der Sex-Geschäfte war das instabile Wirtschaftssystem. Aufgrund der prekären Lebenssituation, die durch den Einkommensverlust ihrer Männer entstanden ist, sehen sich nun auch russische Soldaten-Frauen dazu gezwungen, selbst in der Erotikbranche zu arbeiten, um zu überleben. So entsteht eine Konkurrenz zu den ortsansässigen Puffs. (ene)