Aus dem berüchtigten US-Gefängnis auf Kuba, Guantánamo, ist eine Person nach Saudi-Arabien verlegt worden. (Archivbild)
Foto: KEYSTONE/EPA US NAVY/SHANE T. MCCOY

Zoff wegen US-Entscheid
Guantanamo-Terroristen sollen Impf-Vorzug erhalten

Häftlinge des US-Gefangenenlagers Guantanamo sollen noch vor der US-Bevölkerung gegen Corona geimpft werden. Der Entscheid sorgt für Ärger.
Publiziert: 30.01.2021 um 14:55 Uhr
1/7
Häftlinge des Gefangenenlagers Gunatanamo sollen bei der Impfung bevorzugt werden.
Foto: AP

Dicke Luft in den USA! Erst am Freitag wurde bekannt, dass die Häftlinge des berüchtigten Gefangenenlagers Guantanamo gegen das Coronavirus geimpft werden sollen. Nun laufen Politiker und ehemalige Rettungskräfte des Anschlags vom 11. September Sturm.

Das Pentagon unterzeichnete ein entsprechendes Dekret bereits am Mittwoch. Demnach sollen sich die rund 40 Inhaftierten freiwillig impfen lassen können. Die erste Dosis solle bereits kommende Woche verabreicht werden – noch bevor ein Grossteil der US-Bevölkerung zu einem solchen Termin gekommen ist, berichtet die «New York Times».

«Das ist irre»

In Guantanamo sitzen unter anderem die Drahtzieher hinter dem Anschlag vom 11. September 2001 ein, etwa der mutmassliche Verantwortliche Khalid Sheikh Mohammed.

Der Entscheid sorgt bei Politikern für rote Köpfe. Gegenüber der «New York Post» meint die republikanische Abgeordnete Elise Stefanik: «Es ist unentschuldbar und unamerikanisch, dass sich Präsident Biden dafür entscheidet, verurteilten Terroristen Vorrang vor gefährdeten amerikanischen Senioren oder Veteranen zu geben.»

Auch die ehemaligen Rettungskräfte von 9/11, viele mittlerweile im Rentenalter, haben kein Verständnis für den Entscheid. «So etwas Lächerliches kann man gar nicht erfinden. Das Gesindel in Guantanamo erhält die Impfung, bevor jeder US-Bürger geimpft wird. Das ist irre», so Tom Von Essen, einer der Kommandanten der Rettungskräfte.

Impfung soll Prozesse vorantreiben

John Feal, der den Abriss der ehemaligen Türme am Ground Zero überwachte, meinte: «Das ist das Lächerlichste, was ich je gehört habe. Es ist eine Beleidigung für die Menschen, die in die Türme gerannt sind und getötet wurden, und für die, die monatelang in den Trümmern gearbeitet haben und nun krank sind.»

Das Verteidigungsministerium verzichtete zunächst auf eine Stellungnahme. Verschiedene Medien berichten aber unter Berufung auf Regierungskreise, die frühe Impfung der Inhaftierten solle helfen, Gerichtsprozesse schneller vorantreiben zu können. Diese hätten sich durch die Pandemie stark verzögert. (zis)

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?