Am Dienstag geht Russlands Krieg gegen die Ukraine in den vierten Monat. Das Kampfgeschehen konzentriert sich nicht länger auf die Ostfront. Weitere Teile des Landes kommen unter russischen Beschuss. Zeichnet sich eine Wende im Krieg ab?
Die russische Armee setze «ihre Raketen- und Luftangriffe auf das gesamte Territorium» fort und habe «die Intensität erhöht», erklärte der Generalstab der ukrainischen Armee. Laut Moskaus Verteidigungsministerium wurden während 24 Stunden am Wochenende fast 620 Ziele aus der Luft, mit Raketen und Artillerie angegriffen.
Moskaus Streitkräfte fliegen auch Luftangriffe in Charkiw im Norden sowie Mykolajiw und Saporischschja im Süden. Dies, während russische Truppen versuchen, die östlichen Städte Sjewjerodonezk und Lyssytschansk im Gebiet Luhansk unter Kontrolle zu bringen.
Täglich fallen bis 100 ukrainische Soldaten an Ostfront
Vor Journalisten erklärte der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski (44) am Sonntag, jeden Tag sterben 50 bis 100 Ukrainer im Kampf um den Donbass. Selenski bezog sich dabei auf Soldaten. Die Opferzahlen unter Zivilisten bleiben unklar.
Russische Besatzer träumen vom Badeort Mariupol
Mit der Eroberung der einst fast 500'000 Einwohner zählenden Stadt Mariupol hat der russische Präsident Wladimir Putin (69) seinen bislang grössten militärischen Erfolg im Ukraine-Krieg errungen.
Die Hafenstadt liegt nach wochenlangem Beschuss in Trümmern. Nun wollen die russischen Besatzer das ehemals pulsierende Industrie- und Wirtschaftszentrum am Asowschen Meer zum Badeort machen.
Laut Denis Puschilin, dem Anführer einer prorussischen Donezk-Miliz, wollen die russischen Behörden die Hafenzone von Mariupol in ein Touristenziel umwandeln. Die zerstörten Asowstal-Fabriken und -Lagerhäuser würden ganz abgerissen, um Platz für ein Erholungs- und Gewerbegebiet zu schaffen.
Bürgermeister warnt vor Seuchengefahr
Die Russen geben sich offenbar unbeeindruckt von den Aufräumarbeiten und auch neuen Gefahren. Mariupol drohe ein Ausbruch von Seuchen, warnte der Bürgermeister am Sonntag.
«Die Kanalisation funktioniert nicht», zitiert der «Kiew Independent», den Bürgermeister. «Überall in der Stadt gibt es chaotische Massenbegräbnisse. Während des Sommerregens gelangen all die Giftstoffe in die Flüsse, das Meer und die Quellen, aus denen die Menschen ihr Wasser beziehen.» (kes)