Es waren Momente des Grauens: 50 Menschen flüchteten beim Angriff der Hamas-Terroristen auf das Supernova-Festival in der israelischen Wüste in einen kleinen Bunker. Überlebt haben nur elf – darunter auch Yuval Raphael (23).
«Es war ein sehr schönes Festival, meine Freundin und ich freuten uns schon lange darauf», beschreibt die junge Frau dem «Tages-Anzeiger» die Stimmung. Doch dann kippte sie – die Musik stoppte, Sirenen ertönten und Yuval Raphael erkannte Raketen. Terroristen seien auf dem Weg hierher, sagte ihre Kollegin. Sie rannten los und flüchteten in einen kleinen Bunker.
«Wenn ich jetzt rausgehe, dann bin ich tot»
«Wir waren 50 Menschen in einem Bunker für etwa zehn», sagt Yuval. Sie sass hinten in eine Ecke, dann wurde es ganz ruhig. Zwei Sekunden später durchbrachen Schüsse die Stille. Immer wieder kamen die Terroristen und schossen in die Menge: «Wir konnten ihre Autos hören, wenn sie zurückkamen.»
Yuval versteckte sich unter Leichen. «Mein Bein war unter einer jungen Frau verdreht und begann zu schmerzen.» Doch bewegen konnte sie sich nicht. «Es fühlte sich an, als würde mein Bein gleich brechen.» Sie spielte mit dem Gedanken, einfach aufzustehen, doch ihre Freunde hielten sie davon ab. «Sie sagten, wenn ich jetzt aufstehe und rausgehe, dann sei ich tot», erzählt sie von den schrecklichen Momenten.
«Mussten über Leichen steigen»
Sieben Stunden lag sie dort. Dann rief jemand den Namen von einer, die im Bunker war. Die Überlebenden erkannten: Sie sind gerettet. Doch das Schlimmste war noch nicht vorbei: «Der Boden war mit Leichen bedeckt. Um hinauszukommen, mussten wir über die Toten steigen.»
Yuval Raphael begleiten die schrecklichsten Stunden ihres Lebens noch immer. Sie verarbeitet, das, was sie erlebt hat, in einer Therapie. «Ich träume vom Erlebten, doch ich wache davon nicht mehr auf.» Zusätzlich gehe sie fast täglich mit anderen Überlebenden zu einer Gruppensitzung, erzählte sie dem «Tages-Anzeiger».
Kampf gegen Antisemitismus
Die junge Frau sprach bei einer Kundgebung in Zürich über die Attacke am 7. Oktober. Auch ein Überlebender aus einem Kibbuz, das angegriffen wurde, teilte seine Geschichte. Er überlebte, indem er gegen einen Terroristen um den Türknauf kämpfte. Nur mit einem Messer bewaffnet und mit Unterwäsche bekleidet, hatte er sich mit seiner Familie verschanzt.
Die beiden Israelis kamen auf Einladung von vier Privatpersonen nach Zürich. Diese hatten bereits im Oktober eine Kundgebung mit rund 1500 Teilnehmenden organisiert. Sie wollen auch auf den Antisemitismus in der Schweiz aufmerksam machen. (jl/sda)