In der Nähe von St. Petersburg sind Journalisten auf ein verlassenes Privat-Gefängnis gestossen. Bilder auf 47news zeigen unterirdische Zellen, die dem berüchtigten, ehemaligen Kresty-Gefängnis in St. Petersburg nachgebaut worden sind.
Die drei Zellen befinden sich in einem verfallenen, teilweise überfluteten Haus. Jede Zelle verfügt über ein eisernes Kajütenbett, ein Lavabo, eine Toilettenschüssel, Fressnäpfe und eine Stahltüre. Die Türen sind mit einem Wolf, einer Spinne, einer Frau hinter Gittern und einem Totenkopf mit der Aufschrift «Schwarze Hand» versehen, was Anspielungen zur italienischen Mafia sein dürften.
Überreste im Ofen
Über dem Eingang prangt ein Schild mit der Aufschrift «Copenhagen». Für die Anlage gibt es ein komplexes Sicherheitssystem. In einem Raum befinden sich mehrere Steckdosen, auch an der Decke. Wurde hier gefoltert?
Mehr über Folterungen
In der Anlage gibt es zudem einen Ofen, der gross genug ist, dass ein Mensch darin Platz hat. Im Innern fand man biologische Überreste – ob sie von Menschen sind, ist unklar.
Besitzer war ein Gefängnisdirektor
Das gruselige Anwesen im Dorf Nowy Peterburg gehörte einem ehemaligen Gefängnisdirektor, der es 2010 für 460’000 Franken zu einem Folterkerker ausgebaut haben soll. Seit seinem Tod 2018 gehört die Liegenschaft einem Autohändler.
Der russische Investigativ-Journalist Sergej Kanew (58) geht davon aus, dass das Gefängnis einem mächtigen Mafia-Ring gehörte. «Wir können nur vermuten, wer dort gefangen gehalten und bei lebendigem Leib verbrannt worden ist», sagte er.
Behörden ermitteln
Ein ähnliches Gefängnis habe man zuvor schon in der Nähe von Moskau gefunden, sagte Kanew. «Es wurde ein spezieller Eisentisch aufgestellt, an dem Gefangene gefesselt und gefoltert wurden. Zum Beispiel wurde bei Männern ein Billardstock verwendet.»
47news war von Migranten auf die Anlage bei St. Petersburg aufmerksam gemacht worden. Nachdem das Portal darüber berichtet hatte, haben die Behörden einen Bulldozer aufgefahren, um den Zutritt zu versperren. Russische Ermittler versuchen nun herauszufinden, welche Gräueltaten sich im Privat-Gefängnis tatsächlich zugetragen haben. (gf)