Spanische und britische Rettungstrupps unterstützen Marokko
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Über 2800 Tote bei Erdbeben:Spanische und britische Trupps unterstützen Marokko

«Wir schliefen auf den Liegestühlen»
Schweizer Paar erlebt Horror-Beben in Marokko

Ein schweres Erdbeben hat am späten Freitagabend Marokko erschüttert. Das Beben der Stärke 6,9 forderte mindestens 800 Menschenleben. Mittendrin: Ein Blick-Leser und seine Frau, die gerade in Marrakesch Ferien machten.
Publiziert: 09.09.2023 um 12:49 Uhr
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Aktualisiert: 10.09.2023 um 08:48 Uhr
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Die Gäste des Hotels mussten wegen des Erdbebens vorerst auf den Liegestühlen schlafen. Erst um zwei Uhr nachts durften sie in ihrem Zimmer zurück.
Foto: Leserreporter
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Janik LeuenbergerRingier Journalistenschüler

Die Koffer waren bereits gepackt, für Victor Lussi (52) und seine Frau Karin (54) sollte es am Samstagmorgen aus Marokko zurück in die Schweiz gehen. Lussi war gerade noch in der Lobby seines Hotels in Marrakesch, als plötzlich das ganze Gebäude zu zittern begann. «Die ersten Sekunden wusste niemand, was los war. Doch dann begannen alle aus dem Hotel herauszustürmen», berichtet Lussi.

Für den 52-Jährigen aus Thônex GE war es ein beängstigender Moment: «Ich habe so etwas in meinem ganzen Leben noch nie erlebt», erzählt er. «Es fühlte sich an, als würde jemand den Boden anheben, man fühlte das Gewicht des Gebäudes. Es schaudert mich noch immer, wenn ich daran denke.»

Bei der Evakuierung von seiner Frau getrennt

Nach etwa einer Minute war der Spuk vorbei, doch für den Schweizer war das Schlimmste noch nicht überstanden: «Meine Frau war zur Zeit des Erdbebens bereits im Zimmer. Ich wusste nicht, wie es ihr geht. Ich hatte Angst um sie.» Seine Frau war zur Evakuierung auf die Pool-Seite des Hotels gebracht worden, während Lussi selbst beim Haupteingang warten musste.

Über das WLAN des Hotels konnte er sich schliesslich mit ihr in Verbindung setzen. «Als sie mir schrieb, dass es ihr gut geht, war das eine riesige Erleichterung.» Ins Zimmer zurück durften sie vorerst nicht. «Das Hotelpersonal brachte aber Tücher und Bettzeug raus, damit wir auf den Liegestühlen schlafen konnten.»

Leute haben auf Strasse geschlafen

Als die Lage ein wenig sicherer war, rannte Victor Lussi zurück ins Hotel, um aus seinem Zimmer die wichtigsten Papiere sowie eine Jacke zu holen. «Meine Frau war bereits im Pyjama, sie konnte beim Rausrennen nur noch ihr Handy mitnehmen.» Keine ganz ungefährliche Aktion: «Ich war mir bewusst, dass ich im Falle eines Nachbebens sofort umkehren müsste.» 

Gegen zwei Uhr konnte das Ehepaar dann wieder in ihre Zimmer. Da ihr Hotel erdbebensicher gebaut wurde, gab es nur wenige Schäden. Bei der Fahrt zum Flughafen sahen sie jedoch das Ausmass der Katastrophe: «Ganze Familien haben am Strassenrand und sogar in den Kreiseln übernachtet. Auch am Flughafen schliefen viele Menschen am Boden.»

Der Betrieb am Flughafen kann allerdings weitergeführt werden. «Man sieht keine grösseren Schäden», so der 52-Jährige. Nur die Duty-Free-Laden hätten einiges abbekommen. Sie blieben geschlossen.

Hunderte Tote bei Erdbeben in Marokko
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Stärke 6.9:Hunderte Tote bei Erdbeben in Marokko

«Wir sind in den Unterhosen rausgerannt»

Gerade erst in Marokko angekommen sind hingegen Remo Kälin (26) und seine Freundin Julia (29). Die beiden sind am Freitag in Marokko gelandet, und in ihr Hotel im Küstenstädtchen Imsouane eingezogen. Bereits an ihrem ersten Abend traf sie das Erdbeben: «Wir lagen im Bett, als es anfing zu schütteln.»

Die ersten paar Sekunden habe es noch nicht so fest gebebt, doch es wurde immer stärker. «Unsere Nachbarn haben gerufen, alle sollen raus. Also sind wir in der Unterhose hinausgerannt», schildert Kälin. Während der Evakuierung ging plötzlich das Licht aus. «Ein Mann ist beim Hinausrennen dreimal umgeflogen, alles hat gezittert.»

«Ich dachte, ich sterbe»

Obwohl das Beben nur kurz dauerte, war es für das junge Paar ein schlimmes Erlebnis: «Es gab zwei, drei Sekunden, wo ich dachte: Jetzt sterbe ich. Ich habe mich noch nie so gefühlt.» Schnell kam der Hotelbesitzer und sagte uns, wir sollen vor dem Hotel warten.

Nach etwa zwei Stunden brachte sie der Besitzer in seinem Privatauto auf einen etwas abgelegenen Parkplatz. «Hier konnten wir dann die Nacht verbringen. Ich schlief im Kofferraum, meine Freundin auf der Rückbank und der Besitzer vorne.» Kälin ist berührt von der Solidarität und will vorerst in Marokko bleiben. Ob sie zurück ins Hotel gehen, wissen sie allerdings noch nicht: «Vielleicht schlafen wir die nächsten Tage auch einfach am Strand.»

«Die Solidarität ist riesig»

Ähnliche Erfahrungen haben auch Nicole (45) und ihre Freundin Nadine (42) gemacht. Die Schweizerinnen sind bereits am Donnerstag in ihr Riad eingezogen. Nach dem Erdbeben sind sie von ihren Gastgebern in ein Anwesen auf dem Land gebracht worden. «Wenn es nach uns gegangen wäre, hätten wir auch in Marrakesch bleiben können. Aber sie hatten wohl Angst, dass das Haus unsicher sein könnte.»

Die Freundinnen sind überwältigt von der Hilfsbereitschaft der Menschen. «Es ist wunderschön, wie man einander hilft. Die Solidarität ist riesig.» Auf dem Landanwesen bauten sie sich mit Kissen provisorische Betten. «Es war eine sehr schöne Nacht, wir schliefen unter freiem Himmel.»

Als sie am nächsten Tag zurückfuhren, sah man nicht viel vom Erdbeben. «Das Riad ist äusserst stabil. Nur ein paar Bilder sind heruntergefallen.» Leider ist dies nicht in der ganzen Stadt der Fall. «Wir bleiben heute Samstag vorerst im Riad, um niemanden bei den Aufräumarbeiten zu stören.» Nach Hause fliegen kommt für sie aber nicht infrage.

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