Fast 50 Tage wurden Vorschläge gesammelt. Jetzt konnte sich ein Begriff durchsetzen. Cringe ist das Jugendwort des Jahres 2021.
Der für das Gefühl von Fremdscham stehende Begriff erhielt in einem Onlinewahlverfahren unter Jugendlichen 42 Prozent der Stimmen, wie der Langenscheidt-Verlag am Montag in Stuttgart (D) mitteilte. Eine peinliche Situation wird als cringy bezeichnet. Wörtlich übersetzt bedeutet das Wort zusammenzucken oder erschaudern.
«Der Begriff gehört zum aktiven Sprachgebrauch der Zehn- bis 20-Jährigen», erklärte der Verlag, der die Wahl seit 2008 organisiert. Das zeige sich nicht zuletzt daran, dass cringe im vergangenen Jahr bereits Platz zwei belegt hatte.
Bei der aktuellen Abstimmung kam sus auf Platz zwei. Die Abkürzung für suspekt oder das englische suspect wird genutzt, wenn etwas verdächtig erscheint. Platz drei belegte mit sheesh ein Ausdruck, der Erstaunen ausdrücken soll. Verwendet wird das Wort entweder vor oder nach einem Satz, um das Gesagte zu dramatisieren.
Letztes Jahr konnte sich lost durchsetzen
Das Jugendwort wurde in einem dreistufigen Onlinewahlverfahren ausgewählt – Jugendliche konnten Begriffe vorschlagen und anschliessend über ihre Favoriten abstimmen. Rund 1,2 Millionen Jugendliche beteiligten sich an der Wahl.
Diese liegt laut Langenscheidt seit der letzten Abstimmung komplett in den Händen der Jugendlichen. Ein Verlagsgremium sorge nur dafür, dass die Begriffe keinen diskriminierenden oder sexistischen Bezug hätten.
Seit 2020 können Jugendliche über die Webseite des Verlages selbst abstimmen. Zuvor hatten Erwachsene über das Jugendwort entschieden, was immer wieder für Diskussionen gesorgt hatte.
2019 gab es kein Jugendwort des Jahres
Im vergangenen Jahr war «lost» zum Jugendwort gekürt worden. Lost bedeutet wörtlich übersetzt verloren. Gemeint ist damit aber in der Jugendsprache jemand, der ahnungslos, unsicher oder unentschlossen ist.
2019 wurde hingegen kein neues Jugendwort gekürt. Grund dafür war eine grundlegende Umwälzung in der Verlagslandschaft. Im Frühjahr wurde Langenscheidt von dem zur Klett-Gruppe gehörenden Pons-Verlag in Stuttgart übernommen. (AFP/jmh)