Winzige Nägel mit brutaler Wirkung
So heimtückisch greift Putin ukrainische Zivilisten an

Winzige Nägel mit tödlicher Wirkung soll Russland gegen ukrainische Zivilisten eingesetzt haben. Erstmals sprechen nun auch Rechtsmediziner über die Entdeckung sogenannter Fléchette-Munition.
Publiziert: 26.04.2022 um 20:21 Uhr
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Solche Fléchette-Nägel wurden in Körpern von Zivilisten in der ukrainischen Stadt Butscha gefunden.
Foto: Twitter

Den ukrainischen Soldaten bot sich nach dem Abzug der russischen Truppen ein Bild des Grauens. Als die Armee Anfang April in die bislang besetzte Stadt Butscha nordwestlich von Kiew zurückkehrt, liegen überall Leichen auf den Strassen. Tagelang sind Helfer beschäftigt, die leblosen Körper der Zivilisten zu bergen. Laut ukrainischen Angaben sollen über 400 Zivilisten von den Russen getötet worden sein.

Russlands Armee nutzte dabei eine besonders brutale Waffe. Ein Team aus Gerichtsmedizinern aus Frankreich und der Ukraine habe in Dutzenden Leichen winzige Metallpfeile gefunden.

«Wir haben mehrere sehr dünne, nagelähnliche Objekte in den Körpern von Männern und Frauen gefunden», sagte der ukrainische Gerichtsmediziner Wladislaw Pirowski zur britischen Zeitung «Guardian». Die Pfeile seien sehr dünn und daher besonders schwierig zu entdecken.

8000 Nägel in einer Granate

Bei den Pfeilen, die ähnlich wie Mini-Darts aussehen, handelt es sich um sogenannte Fléchettes. Diese Streumunition gilt als besonders grausam und wird nur sehr selten eingesetzt. In speziell konstruierten Granaten finden bis zu 8000 dieser tödlichen Nägel Platz.

Nach dem Abschuss explodiert die Granate noch in der Luft und die Fléchettes schwirren mit tödlicher Geschwindigkeit teilweise mehrere Hundert Meter weit. Kaum eine Chance, zu entkommen.

Weil sie nur wenige Zentimeter gross sind, können sie militärischen Geräten kaum etwas anhaben. Anders dagegen beim Menschen. Beim Aufprall verformen sie sich oder brechen gar in zwei Teile. Dem Opfer wird so noch mehr Schaden zugefügt.

USA nutzten Fléchettes im Vietnam-Krieg

Die Vermutung, dass im Ukraine-Krieg Fléchette-Munition eingesetzt wird, kursierte bereits längere Zeit. Nun aber haben erstmals auch Gerichtsmediziner von solchen Nägel-Funden berichtet.

Für den Einsatz der tödlichen Nägel sprechen auch Bilder auf Twitter, die nahe Kiew aufgenommen worden sein sollen. Diese zeigen ein zerstörtes russisches Geschütz. Direkt daneben liegen Dutzende noch nicht abgefeuerte Fléchettes-Granaten.

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Verboten oder international geächtet ist der Einsatz solcher Munition trotz der brutalen Wirkung nicht. Denn die Munition wird kaum mehr eingesetzt. Zuletzt verwendeten die USA Fléchettes im Vietnam-Krieg.

In modernen Kriegen haben sie laut Einschätzung von Experten praktisch ausgedient. Erst jetzt erleben die Mini-Nägel offenbar ein Comeback – mit tödlichen Folgen für Dutzende Zivilisten. (zis)


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