Nach der Pandemie ist vor der Pandemie. So ein düsteres Bild zeichnet Bill Gates (65) von der Welt. Er und seine Frau Melinda (56) gehören mit ihrer Stiftung zu den grössten Geldgebern der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Die Entwicklung und Produktion eines Corona-Impfstoffes unterstützten sie zudem mit bisher 1,75 Milliarden Dollar.
In einem Interview mit der «Süddeutschen Zeitung» spricht der Microsoft-Gründer nun über sein Engagement im Gesundheitsbereich, den Stand der Corona-Krise und zukünftige Gefahren. Covid gehört laut Gates «absolut» zur neuen Normalität. Dies «in der gleichen Weise, wie die Erde bebt, Tornados kommen oder sich das Klima wandelt».
Nachholbedarf bei der Logistik
Gates warnte lange vor der Corona-Krise schon vor einer grossen Pandemie. Mittlerweile stehen mehrere Impfstoffe zur Verfügung – und damit zeichnet sich ein Ende der einschneidenden Eindämmungsmassnahmen ab. Doch für Gates gibt es nach wie vor Handlungsbedarf: «Wir müssen die Lektionen lernen.»
Der Microsoft-Gründer sieht etwa bei der Logistik der Impfstoffverteilung Nachholbedarf. Die entwickelte Welt sollte dabei «effektiv sein und genau wissen, wer seine zweite Dosis abholt, wer sich nicht impfen lässt und welche Kommunikation nötig ist». Der logistische Teil sei in der reichen Welt schwerer, als er erwartet habe.
Forderung einer globalen Antwort
Regierungen seien dazu da, ihre Bürger zu schützen, so Gates. «Bereits für diese Pandemie hätte es einen grossen Unterschied ausgemacht, wenn man sich ein wenig mehr vorbereitet hätte.» Für ihn ist klar: «Wir sind auf die nächste Pandemie nicht vorbereitet.» Er hoffe, dass es in zwei Jahren anders aussehe.
«Diese Pandemie ist schlimm, aber eine künftige Pandemie könnte zehn Mal so schlimm sein», warnt Gates im Interview – und fordert eine «globale Antwort». «Bei der Impfstoffentwicklung gab es eine grenzüberschreitende Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern, Unternehmen, internationalen Organisationen und Regierungen. Kein Land hätte das allein geschafft.» (noo)