Trump, Trump, Trump. So lässt sich der viertägige Parteitag der Republikaner zusammenfassen, bei dem Donald Trump (74) zum offiziellen Präsidentschaftskandidaten für die US-Wahl am 3. November gekürt wurde. «Niemand wird in Bidens Amerika sicher sein», behauptete der Amtsinhaber in seiner Dankesrede am Donnerstag.
Schon drei Tage zuvor brachen die Republikaner einen Rekord: Die Reden am ersten Tag enthielten mehr Lügen und Unwahrheiten als der gesamte Event der Demokraten in der Vorwoche. Der Parteikonvent war eine Art Parallelwelt. Eine Welt ohne Corona-Krise, die 181’749 Amerikaner (Stand Samstagmittag) das Leben gekostet hat.
Auffällig: Insbesondere Frauen der Trump-Familie bekamen eine prominente Bühne. Die «Damenwahl» ist kein Zufall. Der US-Präsident will die weibliche Wählerschaft insbesondere in den Vororten überzeugen. Trotz Sexismus- und Belästigungsvorwürfen, trotz des Stopps von Gesetzen zur Lohngleichheit. Und die Trump-Frauen machten willig mit – als liefe ein heimlicher Wettkampf, wer der grösste Trump-Fan ist.
Die First Lady
Melania Trump (50)
«Mein tiefes Mitgefühl gilt allen, die einen geliebten Menschen verloren haben, und meine Gebete sind bei denen, die krank sind oder leiden. (...) Sie sollen wissen, dass sie nicht allein sind.»
Die First Lady glänzte. Sie griff die politischen Gegner nicht an, erinnerte dafür als erste Rednerin an die Opfer der Corona-Krise. Nach dem Desaster-Auftritt vor vier Jahren in Cleveland – wo sie sich grosszügig bei einer alten Rede von Michelle Obama bediente – hielt sie am Mittwochabend im Rosengarten des Weissen Hauses eine Ansprache, die sich positiv vom Ton des gesamten Parteitags abhob: einfühlsam, ruhig, versöhnlich. Für Belustigung in den sozialen Netzwerken sorgte allerdings Melanias Auftritt zwei Tage später: Das «Greenscreen»-grüne Kleid der First Lady eignete sich vorzüglich für Fotomontagen.
Trump-Faktor: 3/5
Die «First Daughter»
Ivanka Trump (38)
«Dad, man greift dich an, weil du unkonventionell bist. Aber ich liebe dich dafür, dass du echt bist, und ich respektiere dich dafür, dass du effektiv bist.»
Ivanka Trump hatte den Spitzenplatz. Direkt vor Trumps Rede am Freitagabend vor 1500 Gästen im Garten des Weissen Hauses hielt sie einen Lobpreis auf ihren Vater als «the people’s president» («Präsident des Volkes») – angelehnt an Prinzessin Diana, die wegen ihrer Volksnähe den inoffiziellen Titel «People’s Princess» trug. Die ambitionierte älteste Trump-Tochter zeichnete in ihrer Rede das Bild eines liebevollen Vaters, Grossvaters und hart arbeitenden Präsidenten. Sie kritisierte das politische Washington und behauptete, Trump habe alle Wahlversprechen gehalten.
Trump-Faktor: 5/5
Die Anwärterin
Tiffany Trump (26)
«Mein Vater hat mich daran glauben lassen, dass Amerika wieder wahrhaft gross sein kann!»
Die jüngste Trump-Tochter will sichtbar raus aus dem Schatten ihrer drei älteren Halbgeschwister. In ihrer Rede warf sie unter anderem Medien und Tech-Giganten Manipulation von Gedanken und Meinungen vor. Der Auftritt der frischgebackenen Absolventin der Georgetown Law School wirkte wie eine Bewerbungsrede, künftig eine grössere Rolle im Weissen Haus spielen zu wollen. Tiffany, Kind aus der Affäre von Trump mit dem damaligen Model Marla Maples (56), galt oft als Aussenseiterin. Als einziges der erwachsenen Trump-Kinder arbeitet sie bislang nicht Vollzeit für die Trump-Administration.
Trump-Faktor: 4/5
Die Geheimwaffe
Lara Trump (37)
«In der Trump-Organisation sah ich gleich das familiäre Umfeld. Ich sah auch die unzähligen weiblichen Führungskräfte (...). Das Geschlecht spielte keine Rolle.»
Die Frau des zweitältesten Präsidentensohns Eric (36) inszenierte ihren Schwiegervater als Frauenförderer. Das habe die Ex-Fernsehproduzentin und Trump-Wahlkampfberaterin am eigenen Leib erfahren: «Obwohl ich keine politische Erfahrung habe, hat er an mich geglaubt.» Die gesamte Trump-Familie beschrieb sie in ihrer Rede am Mittwoch als «bodenständig», «herzlich und fürsorglich». Weniger nette Dinge hatte sie über die politischen Gegner zu sagen: «Das ist eine Wahl, die entscheidet, ob Amerika Amerika bleibt. Oder ob wir einen unerforschten, beängstigenden Weg zum Sozialismus einschlagen.»
Trump-Faktor: 4/5
Die Schrille
Kimberly Guilfoyle (51)
«Sie [die Demokraten] wollen dieses Land zerstören und alles, wofür wir gekämpft haben und was uns lieb ist. Sie wollen kontrollieren, was ihr seht und denkt und woran ihr glaubt.»
Die Freundin von Donald Trump Jr. (51) und Chef-Fundraiserin von Trumps Wahlkampagne empfahl sich als Ikone der Rechten. Guilfoyle sprach, äh, schrie ihre Rede gegen vermeintliche Anarchisten, Brandstifter und Sozialisten gleich am Eröffnungsabend. Und versprach im Hinblick auf eine mögliche Trump-Wiederwahl: «Das Beste kommt erst noch!» Der theatralische Auftritt der Ex-Staatsanwältin und ehemaligen Fox-News-Moderatorin im signalroten Kleid war so laut, dass selbst ein Reporter der erzkonservativen Website «Daily Caller» kommentierte: «Ich habe den Auftritt von Kim Guilfoyle gehört – und mein Fernseher ist nicht einmal an.»
Trump-Faktor: 5/5