Wie stehen die Russen und Russinnen zum Ukraine-Krieg? Statistiken von Online-Suchdiensten in Russland liefern Antworten. Es wird deutlich: Ein Stimmungswandel findet statt.
Den Analysen von Google Trends und Yandex - Russlands wichtigste Suchmaschine – zufolge haben die Russen in den letzten Monaten wenig oder gar kein Interesse an den Begriffen «Entnazifizierung» und «Entmilitarisierung», wie die ukrainische Zeitung «Kyiv Post» schreibt. Gleichzeitig suchen sie häufig nach den Wörtern «Rückzug» und «wie man sich ergibt». Klare Zeichen für einen Stimmungswandel findet auch der britische Journalist Peter Pomerantsev im Interview mit der Zeitung.
«Solche Indikatoren sollte man beobachten – nicht die der Kriegsbefürworter und -gegner. Das ist alles Quatsch. Man sollte sich auf indirekte Indikatoren konzentrieren. Die Dinge, die Russen in Yandex nachschlagen, sagen viel mehr über die öffentliche Stimmung aus», wird Pomerantsev zitiert.
«Mobilisierung» meistgesuchter Begriff
Das meistgesuchte Wort in Russland in den letzten zwölf Monaten ist gemäss Daten von Google Trends «Mobilisierung». Dies unterstreichen die Statistiken von Yandex. Das Wort erreichte im September 50 Millionen Suchanfragen. Bereits im September, als Wladimir Putin (70) die Teilmobilmachung ausrief, wurde unter anderem nach «Hand brechen» und «Entlassung aus der Armee» gesucht. Ebenfalls hoch im Kurs: «Wie man Russland verlässt».
Auch die Suchanfragen für den Begriff «Atomkrieg» erreichten im selben Monat eine halbe Million Anfragen – ihr bisheriger Höchststand während des Krieges.
Wollen Russen Propaganda vermeiden?
Weitere beliebte Wörter sind «Ukraine – Menschen», «Ukraine – Land in Europa» und «VPN». Dies steht für «Virtual Private Network». Damit lässt sich bei der Nutzung öffentlicher Netze eine geschützte Netzwerkverbindung herzustellen. VPNs verschlüsseln den Internetverkehr und verschleiern die Online-Identität der Nutzer. Dadurch wird es für Dritte schwieriger, die Online-Aktivitäten eines Nutzers zu verfolgen und Daten zu stehlen.
Die Zunahme der VPN-Anfragen könnte ein Indiz sein, dass viele Russen versuchen, Propaganda zu vermeiden und Informationen aus der Aussenwelt zu erhalten, so die Zeitung. Möglicherweise nutzen sie solche Dienste auch, um auf verbotene Seiten wie Instagram zuzugreifen. (nab/chs)