«Wie ein freundliches KZ»
Nawalny meldet sich aus dem Knast

Auf seiner Facebook-Seite meldet sich der inhaftierte russische Oppositionspolitiker Alexej Nawalny (44) aus dem Gefängnis. Dazu postet er ein Bild von sich mit kahl geschorenem Kopf.
Publiziert: 15.03.2021 um 17:32 Uhr
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Aktualisiert: 29.04.2021 um 14:11 Uhr
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Nawalny postete ein Foto von sich mit kahlgeschorenem Kopf. Mittlerweile sitzt der Politiker im Straflager 2 im russischen Ort Pokrow.
Foto: Facebook / Alexej Nawalny

«Hallo zusammen aus dem Hochsicherheitssektor A», begrüsst Alexej Nawalny (44) seine Facebook-Community. Es ist das zweite Lebenszeichen aus dem Gefängnis. Mittlerweile sitzt der Politiker im Straflager 2 im russischen Ort Pokrow. Zu seinem Text postet er ein Bild von sich mit kahl geschorenem Kopf.

Über das Straflager kursieren schreckliche Geschichten – so sollen Häftlinge etwa mit einem Holzhammer halb tot geprügelt worden sein. Er habe aber noch keine Gewalt erfahren, schreibt Nawalny. Es falle ihm aber leicht, all die Geschichten zu glauben – denn die Häftlinge seien angespannt und verängstigt.

«Freundliches Konzentrationslager»

«Es herrscht hier ein strenges Regime mit unzähligen Regeln und einer strikten Routine», erzählt er. «Überall gibt es Kameras. Jeder wird streng überwacht und bei der kleinsten Regelverletzung gibt es eine Meldung», berichtet Nawalny weiter. Weil er selbst als «fluchtgefährdet» gelte, wird nachts stündlich überprüft, ob er sich in seiner Zelle aufhalte.

Deshalb nenne er sein neues Zuhause das «freundliche Konzentrationslager». Insgesamt gehe es ihm aber gut, schreibt er: «Man darf nur den Humor nicht verlieren.» Seiner Community sendet er Grüsse und Umarmungen.

Erstes Lebenszeichen Anfang März

Bereits Anfang März gab er ein erstes Lebenszeichen von sich via Instagram – damals sass er noch in einem Untersuchungsgefängnis in Koltschugino. «Bei mir ist alles gut», schrieb Nawalny damals. Es gebe dort auch einen Hof für Spaziergänge. Er erhalte aber keine Post und wisse, anders als zuletzt im Untersuchungsgefängnis in Moskau, immer weniger Bescheid, was in der Welt geschehe. Weder die Bibliothek noch der Gefängnisladen seien bisher zugänglich. Abwechslung habe er kaum, abgesehen von kulinarischen Experimenten.

«Kaum zu glauben, aber wir trocknen hartes Brot, und ich hätte nie gedacht, dass das so unterhaltsam sein kann.» Nawalny berichtete in seinem gewohnt humorvollen Ton auch über die bei seinen Mitgefangenen beliebtesten Rezepte für getrocknetes Brot. «Ich hoffe, bei euch ist alles gut und ihr vermisst mich nicht. Vernachlässigt nicht die gesunde Ernährung.»

Verurteilung zu mehreren Jahren Straflager

Ein russisches Gericht hatte, ungeachtet internationaler Forderungen nach einer Freilassung Nawalnys, am 20. Februar dessen Verurteilung zu mehreren Jahren Straflager bestätigt. Nach Berechnungen seiner Anwälte könnte er in rund zweieinhalb Jahren im Sommer 2023 freikommen. Die russische Justiz wirft Nawalny einen Verstoss gegen Bewährungsauflagen in einem früheren Strafverfahren vor, während er sich in Deutschland von dem Giftanschlag erholte. Das Urteil steht im Westen als politisch motiviert in der Kritik. (SDA/aua)

Nawalny muss mehrere Jahre ins Straflager
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