Alexej Nawalny sieht Eilprozess als «Gesetzlosigkeit»
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Bei Ankunft in Moskau:Hier wird Kreml-Kritiker Nawalny verhaftet

Zurück in Russland
Kremlgegner Nawalny nach Landung festgenommen

Der Kremlgegner Alexej Nawalny ist am Sonntag in Moskau gelandet und gleich am Flughafen festgenommen worden.
Publiziert: 17.01.2021 um 16:04 Uhr
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Aktualisiert: 15.03.2021 um 17:17 Uhr
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Der Kremlkritiker Alexej Nawalny reiste am Sonntag zurück in seine Heimat.
Foto: AFP

Fünf Monate nach seiner Vergiftung in Sibirien ist der russische Oppositionspolitiker Alexej Nawalny in seine Heimat zurückgekehrt - und nach seiner Landung in Moskau sofort festgenommen worden. Der 44-Jährige sei zur Fahndung ausgeschrieben gewesen, teilte der Strafvollzug am Sonntag mit. Bis zur Entscheidung des Gerichts bleibe er in Untersuchungshaft.

Der Kremlkritiker soll während seines Aufenthalts in Deutschland, wo er sich von dem in Russland verübten Anschlag mit dem Nervengift Nowitschok erholte, gegen Bewährungsauflagen in einem früheren Strafverfahren verstossen haben.

Kremlgegner Nawalny unterwegs nach Russland
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Nach Gift-Attacke:Kremlgegner Nawalny unterwegs nach Russland

Der Strafvollzug will deshalb die Bewährungs- in eine echte Haftstrafe umwandeln lassen. Nawalnys Team spricht von einer politischen Inszenierung, um den prominenten Gegner von Präsident Wladimir Putin mundtot zu machen. Der Gerichtsprozess ist am 29. Januar geplant.

«Was soll mir Schlimmes in Russland passieren?»

Zuvor hatten die russischen Behörden den Flug mit dem Putin-Kritiker überraschend umgeleitet. Sie liessen die Maschine aus Berlin auf dem Hauptstadt-Airport Scheremetjewo landen. Das Flugzeug hätte laut Plan auf dem Flughafen Wnukowo ankommen sollen, wo sich Hunderte Unterstützer des Oppositionspolitikers versammelt hatten. Viele Menschen wurden in Wnukowo festgenommen, wie eine Reporterin der Deutschen Presse-Agentur berichtete. Der Oppositionelle Ilja Jaschin kritisierte die Flugumleitung und die Festnahmen als «hysterische Reaktion» des Machtapparats.

Nawalny sagte im Flugzeug, wo er neben seiner Frau an einem Fensterplatz in Reihe 13 Platz nahm, dass er sich vor nichts fürchte. «Was soll mir Schlimmes in Russland passieren?», meinte er. Die Anwältin Karinna Moskalenko, die Nawalny in der Vergangenheit verteidigt hatte, sagte, dass eine Festnahme gegen internationales Recht verstossen würde.

Nawalny soll aus dem Verkehr gezogen werden

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hat die Festnahme des russischen Oppositionspolitikers Alexej Nawalny als unrechtmässig angeprangert.

Die Inhaftierung des 44-Jährigen gleich nach seiner Ankunft in Moskau sei ein weiterer Beleg dafür, dass die russischen Behörden ihn zum Schweigen bringen wollten, hiess es am Sonntagabend in einer Amnesty-Erklärung. Weiterhin sei es unumgänglich, Nawalnys Vorwurf zu untersuchen, wonach er vor fünf Monaten in Sibirien von staatlichen Agenten auf Anordnung höchster Stellen vergiftet wurde. Zugleich forderte Amnesty, dass sämtliche am Sonntag auf dem Moskauer Flughafen Wnukowo festgenommene Unterstützer und Journalisten unverzüglich freigelassen werden.

Kritik kam auch von den Grünen im Bundestag. Die Fraktionsvorsitzende Katrin Göring-Eckardt schrieb auf Twitter: «Der Kreml zeigt wieder eindeutig, wie er mit Oppositionellen umgeht und KritikerInnen mit allen Mitteln einschüchtern will.» Manuel Sarrazin, Sprecher für Osteuropapolitik, erklärte: «Der Kreml und Wladimir Putin wollen Alexej Nawalny in diesem Duma-Wahljahr um jeden Preis aus dem Verkehr ziehen.»

Kampf gegen das «System Putin» verschrieben


Nawalny hatte sich in Deutschland von einem Anschlag mit dem als Chemiewaffe verbotenen Nervengift Nowitschok erholt. Das Attentat war am 20. August in der sibirischen Stadt Tomsk verübt worden. Nawalny macht Putin und den Inlandsgeheimdienst FSB für den Mordanschlag verantwortlich. Putin weist das zurück. Ungeachtet der Gefahr für sein Leben erklärte Nawalny mehrfach, dass sein Platz in Russland sei und er dort seinen Kampf gegen das «System Putin» fortsetzen wolle.

Unter den Festgenommenen auf dem Flughafen Wnukowo waren auch Nawalnys engste Mitarbeiterin, die Juristin Ljubow Sobol, sowie weitere Aktivisten. Uniformierte drängten Menschen zurück, die den 44-jährigen Oppositionspolitiker empfangen wollten. Die auf Anti-Terror-Einsätze spezialisierte Sonderpolizei OMON hatte mit mehreren Gefangenentransportern Stellung bezogen.

Er hat einfach keine Angst


Zahlreiche Kommentatoren bezeichneten Nawalnys Entscheidung, nach Russland zurückzukehren, als mutig - und als politischen Sieg. «Dass Nawalny auch vor dem schlimmstmöglichen Szenario keine Angst hat, zerstört das ganze Spiel des Kreml», schrieb die Politologin Tatjana Stanowaja. Im Herbst ist in Russland Parlamentswahl, bei der der Oppositionspolitiker das Machtmonopol der Kremlpartei Geeintes Russland brechen will.

Der Oppositionsführer wurde unter anderem von seiner Ehefrau Julia Nawalnaja und seinen Mitarbeitern begleitet. Er hatte seine Anhänger aufgerufen, ihn auf dem Flughafen zu treffen. Hunderte folgten dem Appell. Die Moskauer Staatsanwaltschaft warnte jedoch im Vorfeld vor unerlaubten Kundgebungen.

Aktivisten gestoppt


Viele Unterstützer, aber auch Journalisten beklagten massive Behinderungen durch die russische Polizei, die einen grossen Empfang für Nawalny verhindern wollte. In St. Petersburg teilte die Leiterin von Nawalnys dortigem Stab, Irina Fatjanowa, mit, dass sie und zwei weitere Aktivisten aus einem Zug nach Moskau abgeführt und ohne Angabe von Gründen drei Stunden bei der Polizei in Gewahrsam gewesen seien. Andere Aktivisten sagten, sie seien auf dem Flughafen Pulkowo in St. Petersburg oder in Fahrzeugen auf der Strasse gestoppt worden.

Viele Journalisten beklagten, dass die Flughafenleitung in Wnukowo den Zugang zum Airport wegen der Corona-Pandemie untersagt und keine Arbeitserlaubnis erteilt habe. Zahlreiche Aktivisten, Blogger und Journalisten begleiteten Nawalny aber auf dem Flug und berichteten immer wieder live.

EU verhängt Sanktionen gegen Russland


Nawalny hat mit Blick darauf, dass Kremlkritiker werden immer wieder Opfer von Anschlägen werden, stets betont, dass der Kampf um ein von Korruption und Unterdrückung freies Russlands für ihn wichtiger als alles andere sei. 2015 wurde der frühere Vize-Regierungschef Boris Nemzow in Kremlnähe erschossen. Nawalny drohen in Russland mehrere Strafverfahren, die als politisch motiviert in der Kritik stehen. Zugleich beklagte er wiederholt, dass nach dem Mordanschlag gegen ihn nicht ermittelt werde.

Russland bestreitet, dass es ein Verbrechen gegeben habe und lehnt deshalb Ermittlungen ab, solange es dafür eine Beweise gebe. Zwar hatte Deutschland zuletzt mehrere Rechtshilfegesuche in dem Fall beantwortet. Russland kritisierte dies am Sonntag aber als unzureichend. Allerdings wiesen Labore der Bundeswehr sowie in Frankreich, Schweden und bei der Organisation für ein Verbot der Chemiewaffen (OPCW) den illegalen Kampfstoff Nowitschok nach. Die EU hat wegen des international kritisierten Verbrechens Sanktionen gegen Vertreter des russischen Machtapparats verhängt.


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