WHO ruft höchste Alarmstufe wegen Affenpocken aus
Die Welt ist nicht auf künftige Pandemien vorbereitet

Eine neue Variante der Viruskrankheit Mpox in Afrika bereitet der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Sorgen. Wenn sich die Krankheit schnell ausbreitet, könnte der Impfstoff zum Problem werden.
Publiziert: 14.08.2024 um 20:35 Uhr
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Es gibt einen Impfstoff gegen das Mpox-Virus.
Foto: keystone-sda.ch

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rief am Mittwochabend die höchste Alarmstufe aus. Der Grund: Mpox, auch bekannt als Affenpocken. Die WHO sieht das Risiko einer erneuten internationalen Ausbreitung wegen einer neuen Variante und warnt: In mehreren Ländern könnte Mpox zum Gesundheitsrisiko werden. Das Virus ist mit dem klassischen Pockenvirus (Variola-Virus) verwandt. Er löst vor allem Hautausschlag, aber auch Fieber aus und kann insbesondere für Kinder tödlich sein.

Die neue Variante könnte jedoch ansteckender sein als bisherige und schwerere Krankheitsverläufe auslösen. Der Impfstoff gegen das Pockenvirus schützt auch vor einer Infektion mit dem Mpox-Virus. Doch dafür braucht es genügend Dosen. Insbesondere in Afrika sind diese Mangelware.

Passender Impfstoff in reichen Ländern

Bereits vor zwei Monaten kam ein Expertenbericht auch mit Blick auf die Vogelgrippe zum Schluss: Die Welt ist nicht für drohende künftige Pandemien gerüstet. Mehr als vier Jahre nach dem Beginn der Corona-Pandemie setzten Politiker weltweit die Zukunft aufs Spiel, indem sie nicht ausreichend in die Pandemie-Vorsorge investierten, warnten die Autoren in einer im Juni vorgelegten Studie. 

Obwohl reiche Länder über einen passenden Impfstoff verfügten, sei dieser bisher nicht in zentralafrikanischen Staaten verfügbar gemacht worden, kritisierte die Studien-Co-Autorin und frühere Premierministerin von Neuseeland, Helen Clark. «Wir sind ganz einfach nicht gerüstet, um künftige Krankheitsausbrüche zu stoppen, bevor sie sich weiter ausbreiten», sagte Clark damals mit Blick auf den Mpox-Virenstamm, der sich besonders unter Kindern in der Demokratischen Republik Kongo verbreitete.

EU-Kommission spendet 175'000 Dosen

Die Autorinnen der Studie riefen die Mitglieder der Weltgesundheitsorganisation (WHO) dazu auf, endlich ein internationales Pandemie-Vorsorgeabkommen zu verabschieden. Regierungen und internationale Organisationen sollten zudem mehr Anstrengungen in die Ankurbelung der Impfstoffproduktion stecken.

Die EU-Kommission hat mittlerweile reagiert. Sie will afrikanischen Ländern Impfstoff gegen die neue Variante des Mpox-Virus zur Verfügung stellen. Demnach sollen dem Afrikanischen Zentrum für Seuchenkontrolle und -prävention rund 175'000 Impfdosen gespendet werden. Das Risiko einer Ausbreitung in Europa schätzte die Europäische Gesundheitsbehörde ECDC Ende Juli als «sehr gering» ein.

Notlage bereits vor zwei Jahren

Mpox hiessen früher Affenpocken, weil sie zufällig erstmals bei Affen nachgewiesen worden waren. Die WHO hat den neuen Namen festgelegt, weil sie Krankheiten weder nach Tieren noch Ländern benennen, in denen sie entdeckt werden, um Diskriminierungen vorzubeugen.

Von Juli 2022 bis Mai 2023 bestand bereits eine von der WHO ausgerufene Mpox-Notlage. Damals gab es Fälle der weniger gefährlichen Klade II in Dutzenden Ländern, auch in der Schweiz. 

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