Der Notfallausschuss der WHO sei zusammengetreten und habe ihm mitgeteilt, dass die Situation aus seiner Sicht eine «gesundheitliche Notlage internationaler Tragweite» darstelle, sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Mittwochabend auf einer Pressekonferenz. «Ich habe diesen Ratschlag angenommen.»
Mit der höchsten WHO-Alarmstufe treten international automatisch bestimmte Notmechanismen zur Eindämmung der Krankheit in Kraft. Konkrete Folgen hat die Notlage-Erklärung nicht. Vielmehr soll es Behörden in aller Welt alarmieren, damit sie sich auf mögliche Ausbrüche vorbereiten. «Der Notfallausschuss arbeitet an Empfehlungen, die wir in den nächsten Tagen veröffentlichen werden. Es wird Ratschläge für betroffene und gefährdete Mitgliedsstaaten geben», erklärte die WHO.
Infektionen hauptsächlich in afrikanischen Ländern
Die Sorge der WHO bezieht sich unter anderem auf eine neue Virus-Variante, die Ende 2023 im Osten der Demokratischen Republik Kongo entdeckt worden ist. Es handelt sich um eine Sublinie der Mpox-Klade I (römisch eins), namens Ib. Sie könnte ansteckender sein als bisherige Varianten und schwerere Krankheitsverläufe auslösen. Detaillierte Studien dazu stehen noch aus.
Laut Tedros wurden im vergangenen Monaten in den zuvor nicht von Mpox betroffenen Ländern Burundi, Kenia, Ruanda und Uganda insgesamt rund 90 Infektionen mit der schwerer verlaufenden und zu mehr Todesfällen führenden Virus-Untergruppe lb registriert. Im Kongo gab es in diesem Jahr bereits mehr als 14'000 Fälle, 524 Menschen starben an dem jahrzehntelang unter dem Namen Affenpocken bekannten Virus.
2022 breitete sich die Krankheit weltweit aus
Die WHO hatte im Juli 2022 bereits einmal eine Notlage wegen Mpox ausgerufen. Damals gab es Fälle in mehr als 60 Ländern, auch in der Schweiz. Die Ansteckungen gingen auf Klade II zurück, die weniger starke Krankheitsverläufe verursacht. Die Notlage wurde im Mai 2023 aufgehoben, weil die Ausbrüche in den meisten Ländern auch mit Impfstoffen unter Kontrolle gebracht worden waren. Die Europäische Gesundheitsbehörde ECDC hat das Risiko einer Ausbreitung der neuen Variante in Europa Ende Juli als «sehr gering» eingeschätzt.
In Afrika und anderen Ländern des globalen Südens fehlt es hingegen an Impfstoffen. Mpox-Viren waren ursprünglich vor allem bei Nagetieren in West- und Zentralafrika verbreitet. Übertragungen von Mensch zu Mensch sind bei engem Kontakt ebenfalls möglich, etwa beim Sex. Zu den typischen Symptomen der Krankheit gehören Fieber und Pusteln auf der Haut. Bei schweren Fällen kann die Krankheit tödlich enden.