Weil er sich ergibt
Russe bekommt 10'000 Dollar und den ukrainischen Pass

Ein russischer Soldat hat sich mitsamt seinem Panzer der ukrainischen Armee ergeben. Dafür soll er jetzt eine Prämie erhalten – und die Möglichkeit, die ukrainische Staatsbürgerschaft zu beantragen.
Publiziert: 29.03.2022 um 10:53 Uhr
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Aktualisiert: 29.03.2022 um 11:45 Uhr
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Hier ergibt sich der russische Panzersoldat Mischa (am Boden) mitsamt seinem Fahrzeug.
Foto: Facebook

Mischa hat seinen Panzer gegen die Zelle getauscht. Dort dürfte der russische Kriegsgefangene deutlich komfortabler untergebracht sein als zuvor – mit Fernsehen, Telefon, Küche und Dusche. Ausserdem soll er nach Kriegsende 10'000 US-Dollar und die Möglichkeit erhalten, den ukrainischen Pass zu beantragen.

Laut Viktor Andrusiw (38), einem Berater des ukrainischen Innenministeriums, ergab sich der Soldat samt seinem Kampfpanzer des Typs T-72B. Der Panzersoldat habe keinen Sinn mehr im Kampf gesehen, sagte Andrusiw. Mischa, wie der russische Überläufer nur genannt wird, sei der letzte Mann einer Panzerbesatzung gewesen, nachdem seine Kameraden nach Hause geflohen waren. Dies sei für ihn keine Option gewesen, weil ihm sein Kommandant angedroht habe, er werde ihn erschiessen und als Kampfverlust abschreiben.

Kurznachrichten an russische Soldaten

Die ukrainische Nationalpolizei hatte zuvor offenbar Telefonnummern identifiziert, die von Russen in der Ukraine benutzt werden. An diese Nummern wurden dann Kurznachrichten mit Angaben dazu verschickt, wie russische Soldaten ihre Ausrüstung übergeben können – und eine Belohnung versprochen.

«Wir haben daraufhin einen Anruf von Mischa erhalten», sagte Andrusiw. «Ihm wurde ein Ort genannt, zu dem er fahren sollte. Als er dort ankam, setzten wir eine Drohne ein, um sicherzustellen, dass er allein war und es sich nicht um einen Hinterhalt handelte. Danach wurde er von Spezialisten festgenommen.» Gemäss Mischa habe es in seiner Einheit an Lebensmitteln gefehlt. Die Führung der Truppe sei chaotisch gewesen und die Soldaten demoralisiert.

Straffreiheit und Geld für Deserteure

Bereits Anfang März hatte die Ukraine den russischen Soldaten Straffreiheit und Geld angeboten, wenn sie sich ergeben. «Trefft eure Wahl. Kommt ohne Waffen und mit weisser Flagge heraus», sagte Verteidigungsminister Olexi Resnikow (55). Damals war die Rede von Belohnungen in der Höhe von bis mehr als 40'000 Franken pro Kopf, die von der internationalen IT-Industrie finanziert würden.

Der ukrainische Rüstungskonzern Ukroboronprom hatte zudem angekündigt, dass er bereit sei, eine Belohnung von einer Million Dollar für ein gestohlenes oder erbeutetes russisches Flugzeug und 500'000 Dollar für einen erbeuteten funktionsfähigen Helikopter zu zahlen. (sst)

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