Waffen und jede Menge Geld. Damit unterstützt der Westen die Ukraine im Kampf gegen Russland. Allein die USA haben bereits 68 Milliarden US-Dollar zugesichert, um wirtschaftlich, humanitär und militärisch zu helfen. Am Dienstag wurden auf der internationalen Ukraine-Konferenz in Paris Hilfszusagen von rund einer Milliarde Euro gemacht.
«Was Putin nicht mit seinen Panzern geschafft hat, das versucht er jetzt mit Angriffen auf die Infrastruktur», sagte Deutschlands Aussenministerin Annalena Baerbock (42) nach der Konferenz. Bereits seit Wochen verfolgt der Kreml-Chef Wladimir Putin (70) eine perfide Taktik. Per Fernbeschuss werden Kraftwerke, Öl- und Gasspeicher sowie Verkehrsknotenpunkte in der Ukraine angegriffen. Deswegen kommt es im Land regelmässig zu Stromausfällen oder Unterbrechungen bei der Wasserversorgung. Damit will Putin nicht nur die Ukrainer zermürben, sondern auch die Kosten in die Höhe treiben.
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski (44) hat die Bedürfnisse seines kriegsgeschädigten Landes allein bei der Energieversorgung in diesem Winter auf etwa 800 Millionen Euro geschätzt. «Stromgeneratoren sind inzwischen genauso nötig wie Panzerfahrzeuge und Schutzwesten», sagte Selenski per Video-Schalte zum Auftakt der internationalen Ukraine-Konferenz in Paris. «Wir tun alles, um uns gegen den Energie-Terror zu wehren.»
Wirtschaft in der Ukraine ist schwer getroffen
Die Unterstützung wird immer kostspieliger und der Kreml-Chef zielt offenbar darauf ab, dass der Westen seine Hilfe einstellen muss. «Es besteht eindeutig die Gefahr einer ernsthafteren wirtschaftlichen Kontraktion, und die einzige Möglichkeit, dies zu verhindern, ist die Bereitstellung weiterer finanzieller Unterstützung», sagt Jacob Kirkegaard vom Peterson Institute for International Economics zur «Washington Post». Er wisse aber nicht, ob der Westen noch den Willen habe, dies weiter tun werde.
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Vor den Attacken auf die Infrastruktur habe man noch Hoffnung gehabt, dass die Ukraine einen Teil der Kosten kompensieren kann. Doch durch die Angriffe leidet die Wirtschaft. «Für grosse Industrie- und Metallanlagen sind diese Stromausfälle sehr gefährlich», sagte Dennis Sakva, Energieanalyst bei Dragon Capital, einer ukrainischen Investmentfirma, zur US-Zeitung.
Und auch sonst sieht es gerade übel aus. Die Russen haben Häfen und Brücken zerstört, die Agrarexporte wurden dezimiert. Bis zu einem Drittel der Wälder des Landes sind zerstört. Hinzukommt, dass grosse Teile der Industrie in der Ukraine von den Russen besetzt sind.
Keine Angriffspausen an Weihnachten und Neujahr
«Wie kann eine Wirtschaft überhaupt funktionieren – bei gleichzeitiger Unterstützung der Kriegsanstrengungen –, wenn die zivile Infrastruktur so stark beschädigt ist? Ich glaube nicht, dass wir so etwas schon einmal gesehen haben», sagt Wirtschaftswissenschaftler Simon Johnson zur «Washington Post».
Hinzukommt: Dem Westen gehen die Waffen aus. Die riesigen Lieferungen an Waffen und Munition kann sich die USA militärisch gesehen eigentlich kaum leisten. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion haben die Amerikaner – genau wie ihre europäischen Verbündeten – drastisch abgerüstet.
Ein Ende der Angriffe ist nicht in Sicht. Am Mittwoch erklärte der Kreml, dass weder an Weihnachten noch an Neujahr eine Kampfpause vorgesehen ist. (jmh/AFP)