Der Ex-Polizistin Kim Potter könnten damit bis zu zehn Jahre Haft und eine Geldstrafe drohen. Totschlag zweiten Grades setzt «schuldhafte Fahrlässigkeit» voraus. Im deutschen Rechtsgebrauch entspräche der Tatbestand wohl eher der fahrlässigen Tötung. Potter wurde am Mittwoch festgenommen, wie die zuständige Polizeibehörde BCA mitteilte. Sie hatte am Dienstag ihre Kündigung eingereicht.
Der 20-jährige Dunkelhäutige Daunte Wright war am Sonntag in der Stadt Brooklyn Center nördlich von Minneapolis laut Autopsie infolge eines Schusses in den Brustbereich gestorben. In Brooklyn Center kommt es seit dem Tod des Schwarzen am Sonntag zu Protesten, die auch in Ausschreitungen ausarteten. Bürgermeister Mike Elliott rief Demonstranten am Mittwoch erneut eindringlich zum Gewaltverzicht auf. Er kündigte eine weitere Ausgangssperre für die Nacht zum Donnerstag an.
Angeklagte Polizistin seit 26 Jahren im Dienst
Der inzwischen zurückgetretene Polizeichef Tim Gannon hatte am Montag erklärt, er gehe davon aus, dass Potter den 20-Jährigen bei einer Verkehrskontrolle versehentlich angeschossen habe. Nach ersten Erkenntnissen habe sie statt eines Elektroschockers (Taser) irrtümlich ihre Pistole gezogen, sagte er. Der «New York Times» zufolge stand die 48-Jährige seit 26 Jahren im Polizeidienst.
Die Polizisten kontrollierten Wright am Sonntag, weil die Zulassung seines Wagens abgelaufen war, wie es hiess. Dabei hätten sie festgestellt, dass ein Haftbefehl gegen den unbewaffneten Mann bestand, und ihn festnehmen wollen.
Taser statt Waffe in der Hand
Ein Video zeigt, wie sich Wright aus dem Griff der Beamten löst und wieder in sein Auto steigt. Eine Polizistin ruft daraufhin «Taser, Taser, Taser» – hat aber eine Pistole in ihrer Hand. Daraufhin ist ein Schuss zu hören.
Wright hatte einen jungen Sohn, der nach US-Medienberichten fast zwei Jahre alt ist. Bei einer für seine Familie eingerichteten Spendenkampagne gingen bis Mittwoch bereits mehr als 600'000 US-Dollar ein. (SDA)