Hunderte russische Diplomaten werden derzeit aus europäischen Staaten ausgewiesen. Sie werden verdächtigt, Spione des russischen Geheimdienstes zu sein. Deswegen müssen sie das jeweilige Land verlassen.
Doch die Heimreise nach Moskau gestaltet sich hochkomplex. Aufgrund der verhängten Sanktionen sind die Lufträume der meisten europäischen Staaten Tabuzone für die russischen Flieger. Das führt zu bizarren Flugrouten und Umwegen, die mehrere tausend Kilometer lang sein können.
Über Afrika statt Italien
Vergangene Woche holte ein russisches Flugzeug ausgewiesene Diplomaten in Spanien und Griechenland ab, wie ein Bild von «Flightradar 24» zeigt. Beide Länder machten eine Ausnahme und liessen das Flugzeug den Luftraum passieren. Um dorthin zu gelangen, mussten die Piloten allerdings einen riesigen Umweg in Kauf nehmen.
Denn für die Reise nach Spanien durfte der russische Flieger ausschliesslich den internationalen Luftraum nutzen. Statt rund 3500 Kilometer Direktdistanz ging die Reise über Russland und den Atlantik bis nach Madrid. Effektive Distanz: Mehr als 7000 Kilometer.
Danach ging die Reise von Madrid weiter nach Athen. Um den maltesischen und italienischen Luftraum nicht zu touchieren, überflog das Flugzeug afrikanische Länder wie Ägypten. Dort drehte die Maschine ab und landete in Athen, um weitere Diplomaten aufzunehmen.
Weitere Flüge könnten folgen
Von Athen zurück nach Moskau ging es für die Diplomaten dann vergleichsweise einfach. Über die Türkei und das Schwarze Meer reiste das Flugzeug mit «nur» 2000 Kilometer Umweg zurück in die russische Hauptstadt. Einen grossen Bogen machte der Flieger um das Grenzgebiet mit der Ukraine. Die dortige Zone wird seit Kriegsausbruch von den allermeisten Flugzeugen gemieden.
Unter dem Strich resultierte für den russischen Diplomatenflieger ein Umweg von fast 7000 Kilometern. Da in der Zwischenzeit auch weitere Staaten angekündigt haben, russische Diplomaten auszuweisen, könnte es in den kommenden Wochen weitere Flüge mit grossen Umwegen geben. (zis)