Die Schweiz will ihre Klimaziele erreichen. Dazu greift sie zu Mitteln, die in der Kritik stehen. Nun macht die US-Zeitung «New York Times» den Schweizer Umgang mit dem Klima zum grossen Thema.
Der Vorwurf: Statt Emissionen innerhalb der eigenen Grenzen zu reduzieren, bezahlt das Land ärmere Länder dafür, ihre Emissionen zu senken. Das sei unfair.
Schweiz hilft ärmeren Ländern – und sich selbst
Die Zeitung kritisiert, dass die Schweiz «in seine prall gefüllten Kassen» greife, «um ärmere Länder wie Ghana oder Dominica dafür zu bezahlen, dass sie dort ihre Emissionen reduzieren – und der Schweiz dafür Kredit geben.»
So werden Projekte unterstützt, damit in anderen Ländern der Treibhausgasausstoss eingedämmt werde. Jedoch verbuche die Schweiz das auf die eigene Klima-Kasse.
Veronika Elgart, stellvertretende Leiterin des Bereichs Internationale Klimapolitik beim Bundesamt für Umwelt in der Schweiz, erklärt laut der Zeitung, dass diese Art von Vereinbarungen zusätzliche Klimaschutzmassnahmen bewirken und gleichzeitig den Gastländern zugutekommen.
Doch das US-Medium stellt infrage, ob «dieser Mechanismus fair ist.» Die Debatte wird während den Diskussionen auf der UN-Klimakonferenz, die diese Woche in Sharm el Sheikh, Ägypten, stattfindet, angestossen.
«Verantwortung für die Emissionsreduzierung abgeben»
So sagt auch Crispin Gregoire, der ehemalige UN-Botschafter aus Dominica, der letztes Jahr ein Abkommen mit der Schweiz geschlossen hat: «Es ist eine Möglichkeit, die Verantwortung für die Emissionsreduzierung abzugeben.»
Und weiter: «Anstatt die Emissionen selbst zu reduzieren, geht die Schweiz zu anderen Ländern, die sehr niedrige Emissionen haben, um diese Verpflichtung zu erfüllen.» Domenica ist ein winziger Inselstaat mit nur 72'000 Einwohnern.
Klimaziele nicht erreicht
Die Schweiz kann ihre Emissionsminderungsziele nicht aus eigener Kraft erreichen. Deswegen würde mindestens ein Drittel der Einsparungen anderweitig erzielt werden. Die Schweiz hat ihr Ziel, ihre Emissionen bis 2020 um 20 Prozent zu senken, laut Bundesamt für Umwelt nicht erreicht.
Die Regel, die solche Abkommen wie mit Domenica und Ghana zulässt, sei «gefährlich». Das sagt Jade Begay, Direktorin für Klimagerechtigkeit bei NDN Collective, einer von indigenen Völkern geführten Sozial- und Umweltorganisation mit Sitz im Bundesstaat Süddakota zur Zeitung.
Es erlaube den wohlhabenderen Ländern, «die Verschmutzung fortzusetzen und so weiterzumachen wie bisher, was die Wurzel des Problems ist.» (euc)