Wegen einer 56-jährigen infizierten Frau
So radikal erstickt Neuseeland einen Infektionsherd im Keim

Alle Alarme gingen los: Eine 56-jährige Frau wird positiv aufs Coronavirus getestet – und der Insel-Staat geht auf Angriff über. Wie die Behörden und die Bevölkerung von Neuseeland ihren ersten Fall seit Monaten bekämpfen, ist hier undenkbar.
Publiziert: 26.01.2021 um 10:32 Uhr
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Aktualisiert: 14.02.2021 um 17:01 Uhr
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In diesem Quarantäne-Hotel in Auckland steckte sich die Frau an.
Foto: keystone-sda.ch

Es ist Sonntag, als die neuseeländischen Behörden sofort eine Pressekonferenz einberufen – live übertragen auf allen Kanälen. Grund: Eine 56-jährige Frau ist mit der südafrikanischen Mutation infiziert, obwohl sie sich nach der Einreise aus Europa zwei Wochen in einem Quarantänehotel in Auckland aufgehalten hat und dort zwei Mal negativ getestet wurde.

Es ist der erste Fall seit November: Das Vorzeigeland war zuvor coronafrei! Die Betroffene hat leichtes Fieber und Schüttelfrost - aber wenig Husten. Zwei Personen aus ihrem Haushalt – die sofort getestet werden – haben sich bei ihr nicht angesteckt. Trotzdem werden sie isoliert.

Push-Nachrichten aufs Handy geschickt

Doch die Frau war nach ihrer Entlassung aus dem Quarantänehotel unterwegs, war in Restaurants. Jetzt versuchen die Behörden, sofort alle Kontakte der Frau nachzuverfolgen. Das Gesundheitsamt veröffentlicht auf Twitter diverse Warnungen und Informationen zu den Aufenthaltsorten der Frau. Diese hatte die nationale Covid-App benutzt.

Jede besuchte Lokalität wird aufgelistet, 32 an der Zahl. Personen, die zur gleichen Zeit dort waren, werden angewiesen, sich sofort zu isolieren. Die Behörden stampfen gar kurzerhand Test-Zentren aus dem Boden. An alle Personen, die sich in den jeweiligen Lokalen aufgehalten haben, werden Push-Nachrichten aufs Handy geschickt.

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Alle Kontakte der Frau in Isolation

Doch wie hat sich die Frau überhaupt angesteckt? Durch Tests und der Sichtung der Überwachungskamera wird klar: Die Frau hat sich zwei Tage vor ihrer Entlassung bei einer anderen Person im Hotel infiziert. Auch hier reagieren die Behörden: Der Aufenthalt im Hotel für alle Einreisenden wird automatisch verlängert.

Und die Bevölkerung hilft mit: Nach den Pushnachrichten und der Pressekonferenz bilden sich lange Schlangen vor den Testzentren. Einige warten stundenlang in ihren Autos – bei Aussentemperaturen von 28 Grad. Der «New Zealand Herald» berichtet, dass sich mehr als 1500 Personen getestet haben, alle negativ. Die möglichen Kontakte der 56-jährigen Frau wurden auf 154 Personen eingegrenzt, alle befinden sich nun in Isolation.

Die einzigen neuen positiven Fälle wurden bei zwei Personen, die aus Japan und Portugal eingereist waren, nachgewiesen. Sie wurden noch am Flughafen in Isolation gesetzt. (neo)

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