Wegen «Aufmerksamkeits- und Lernkrise»
Kanadische Schulbehörden verklagen Tech-Giganten auf 4 Milliarden Dollar

Nicht nur, aber besonders von Jugendlichen im schulpflichtigen Alter werden Apps wie TikTok oder Instagram rege genutzt. Einige Schulbehörden in Kanada wollen diesem «Gedaddel» nun nicht mehr länger tatenlos zuschauen.
Publiziert: 31.03.2024 um 18:16 Uhr
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Aktualisiert: 31.03.2024 um 18:18 Uhr
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Ist einigen kanadischen Schulbehörden ein Dorn im Auge: Das rege Nutzen von sozialen Medien durch Schülerinnen und Schülern (Symbolbild).
Foto: Getty Images

Hier noch schnell das Bild der Freundin liken, dort noch kurz ein Video posten: Besonders für junge Menschen sind soziale Medien wie Instagram, TikTok oder Snapchat bereits seit einiger Zeit nicht mehr wegzudenken und fixer Bestandteil des Alltags.

Die Krux an der Sache: Die Plattformen können grosse Auswirkungen auf die Konzentrationsfähigkeit haben. Nicht selten verbringt man statt der selbst eingeredeten 15 Minuten gut und gerne mal locker ein Vielfaches davon online.

Klage gegen Meta, Snap und ByteDance

Genau darüber wird derzeit auch in Kanada rege diskutiert. Wie die Plattform Newswire berichtet, haben dort kürzlich vier grosse Schulbehörden eine Klage gegen einige der weltweit grössten Social-Media-Unternehmen eingereicht. Die Behörden behaupten, dass die Plattformen das Lernen der Schülerinnen und Schüler stören und ein enormes Suchtpotenzial für Kinder haben.

Das Toronto District School Board, das Peel District School Board, das Toronto Catholic District School Board und das Ottawa-Carleton District School Board scheinen es ernst zu meinen und fordern von den Tech-Giganten satte vier Milliarden kanadische Dollar Schadenersatz. Konkret richtet sich die Klage gegen Meta, der Muttergesellschaft von Facebook und Instagram, gegen die Snap Inc, die Snapchat betreibt, und gegen die Muttergesellschaft von TikTok, ByteDance Ltd.

In einer Erklärung schrieben die Schulbehörden, die Social-Media-Plattformen seien «fahrlässig für eine zwanghafte Nutzung konzipiert worden und haben die Art und Weise, wie Kinder denken, sich verhalten und lernen, neu verdrahtet.» Aufgrund der ausufernden und zwanghaften Nutzung der sozialen Medien würden Schüler eine «Aufmerksamkeits-, Lern- und psychische Gesundheitskrise» erleben. 

Einfluss der sozialen Medien nicht zu leugnen

Zwar wurden die Klagen von den Schulbehörden jeweils separat eingereicht, sie alle richten sich jedoch an die gleichen drei Adressaten. «Der Einfluss der sozialen Medien auf die heutige Jugend in der Schule ist nicht zu leugnen. Er führt zu allgegenwärtigen Problemen wie Ablenkung, sozialem Rückzug, Cybermobbing, einer schnellen Eskalation von Aggressionen und psychischen Problemen», sagt Colleen Russel Rawlins, Bildungsdirektorin des Toronto School District Boards.

Es müssten laut Rawlins deshalb umgehend Massnahmen ergriffen werden, um das Wohlergehen der Jugend zu gewährleisten. So fordert die Schulbehörde etwa Massnahmen, um diese Schäden zu mindern und die psychische Gesundheit und den schulischen Erfolg der zukünftigen Generation in den Vordergrund zu stellen.

Nicht alle mit der Klage einverstanden

Ob die Schulbehörden Erfolg mit ihrer Klage haben werden, wird sich zeigen. Bereits jetzt haben sich jedoch erste Stimmen zu Wort gemeldet, die das juristische Vorpreschen gegen die Tech-Giganten keine gute Idee finden. 

Der konservative Premierminister von Ontario, Doug Ford (59), etwa sagte anlässlich einer Pressekonferenz am Donnerstag, er sei mit den Bemühungen der Schulbehörden nicht einverstanden. 

«Konzentrieren wir uns auf die Grundwerte der Bildung. Konzentrieren wir uns auf Mathe, Lesen und Schreiben. Das ist es, was wir tun müssen, alle Ressourcen in die Kinder stecken. Konzentrieren wir uns auf die Kinder und nicht auf diesen anderen Unsinn, den sie vor Gericht bekämpfen wollen.»

Snap Inc. verweist auf Fehlen von Likes und Kommentaren

Auch das von der Klage betroffene Unternehmen Snap Inc. ist bereits in die Offensive gegangen. Ein Sprecher erklärte gegenüber kanadischen Medien, dass Snapchat absichtlich so gestaltet wurde, dass es sich von anderen Plattformen unterscheidet.

«Snapchat öffnet sich direkt zu einer Kamera und nicht zu einem Feed von Inhalten und hat keine traditionellen öffentlichen Likes oder Kommentare.» (ced)

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