«Er war ein Aussenseiter und wurde täglich gemobbt»
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Mitschüler über Trump-Schützen:«Er war ein Aussenseiter und wurde täglich gemobbt»

Was ging im Kopf des Attentäters vor?
«Vielleicht verstehen wir umso weniger, je mehr wir herausfinden»

Die Ermittlungen zum Attentat auf Donald Trump in Pennsylvania laufen weiter auf Hochtouren. Doch die Suche nach den Beweggründen von Thomas Matthew Crooks gestaltet sich schwierig.
Publiziert: 20.07.2024 um 10:18 Uhr
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Aktualisiert: 20.07.2024 um 10:46 Uhr
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Die Ermittlungen rund um das Attentat auf Trump laufen weiter.
Foto: DUKAS
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Denis MolnarJournalist

Die Bundesermittler versuchen nach wie vor, Stück für Stück das Puzzle rund um Thomas Matthew Crooks (†20) zusammenzusetzen, um zu verstehen, wieso er in Butler (Pennsylvania, USA) bei einer Wahlkampfveranstaltung von Donald Trump (78) auf ein Dach stieg und abdrückte.

Dafür wurden bislang über 200 Befragungen durchgeführt sowie Crooks' Suchanfragen im Internet durchforstet. Und obwohl mittlerweile bekannt ist, dass er ein Einzelgänger war und sich für Waffen interessierte, bleibt auch eine Woche nach dem Attentat vieles unklar.

«Er ist seinem Ziel nahegekommen»

Die mit der Untersuchung beauftragten Personen vermuten derweil, dass seine Absichten weniger politisch motiviert waren. Man geht eher davon aus, dass es ihm darum ging, ein möglichst prominentes Ziel in seiner Nähe anzugreifen. So hatte der Schütze online neben Trump auch nach Präsident Joe Biden (81) gesucht und auf seinem Handy wurden Fotos von weiteren Prominenten beider Parteien gefunden. «Auch wenn er sein primäres Ziel nicht erreicht hat, war der Schütze in vielerlei Hinsicht erfolgreich, weil er seinem Ziel so nahegekommen ist», sagte ein Bundesbeamter gegenüber CNN.

Crooks hatte zudem nach Informationen über einen Schützen gesucht, der 2021 an einer Highschool in Michigan vier Mitschüler getötet hatte. Dieses Verhalten stimme mit anderen Amokläufern überein, die nach Personen suchen, denen sie nacheifern und sich ein Bild davon machen können, wie man etwas Grösseres plane, so ein Bundesbeamter. Doch es gebe auch klare Unterschiede zu typischen Massenmördern.

Parallelen zum Attentat in Las Vegas

So habe Crooks gezielt auf Trump und nicht wild in die Menge geschossen. Unklar ist auch, ob der in seinem Auto gefundene, improvisierte Sprengsatz zur Tötung von Menschen gedacht war, oder nur zur Ablenkung diente. Kathleen Puckett, eine ehemalige Verhaltensanalytikerin beim FBI, die am Fall des «Unabombers» Ted Kaczynski (1942–2023) gearbeitet hat, sagte, dass Crooks auch weniger Feuerkraft zu haben schien. «Für mich sah es nicht so aus, als wäre er auf einen Angriff vorbereitet gewesen», so Puckett mit Verweis auf die verfügbaren Informationen.

Die Ermittler tun sich augenscheinlich schwer, die Denkweise von Crooks nachvollziehen zu können. Wenig hilfreich ist dabei auch, dass er nur wenige Hinweise, zum Beispiel Schriftstücke, hinterlassen hat. Es gebe Parallelen zu Stephen Paddock (1953–2017), dem Schützen, der 2017 in Las Vegas 60 Menschen tötete. Sieben Jahre nach der tödlichsten Massenschiesserei in Amerika wissen die Ermittler noch immer nicht, warum Paddock den Abzug betätigt hat.

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«Sie sind ein heikles Problem»

«Es könnte sich hier um eine Situation handeln, in der wir die genauen Gründe umso weniger verstehen, je mehr wir herausfinden», meint Juliette Kayyem, eine ehemalige Mitarbeiterin des Ministeriums für Innere Sicherheit und Analystin für nationale Sicherheit bei CNN.

Mary Ellen O'Toole, eine ehemalige FBI-Profilerin, warnt derweil davor, voreilige Schlüsse zum Motiv zu ziehen. Laut O'Toole sind Einzeltäter, die vor Anschlägen weitgehend unsichtbar bleiben, für die Strafverfolgungsbehörden «eines der heikelsten Probleme da draussen».

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