Warum flog die Delta-Maschine in den Hagelsturm?
Schweizer Meteorologen klagen an

Wegen eines heftigen Unwetters musste ein Flugzeug von Delta Air Lines kurz nach dem Start in Mailand umkehren und nach Rom fliegen. Bilder zeigen die vom Hagelsturm beschädigte Maschine. Jetzt äussern Meteorologen aus St. Gallen Kritik.
Publiziert: 26.07.2023 um 13:53 Uhr
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Aktualisiert: 26.07.2023 um 15:46 Uhr
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Die schwer beschädigte Boeing 767-300.
Foto: Screenshot Twitter/@aviationbrk

War es Leichtsinn? Unwissenheit? Am 24. Juli ist ein Flugzeug von Delta Air Lines trotz eines Unwetters vom Flughafen Mailand Malpensa in Richtung New York gestartet. Wenig später fand sich die Boeing 767-300 inmitten des Hagelsturms wieder. Das Flugzeug wurde von Hagelkörnern schwer beschädigt und musste nach Rom umgeleitet werden.

Meteorologen der St. Galler Firma Meteomatics kritisieren, dass sich die Piloten bei den gegebenen Bedingungen überhaupt zum Abheben entschieden. Als das Flugzeug um 12.33 Uhr in Richtung Startbahn fuhr, wurde demnach westlich des Flughafens bereits ein Gewitter mit Hagel und Blitzen registriert. Laut dem Meteorologen Brand Guay hätten Echtzeitdaten von Meteomatics mindestens 30 Minuten im Voraus schon angezeigt, dass sich ein grosser Sturm entwickelte und in Richtung Osten zum Flughafen Malpensa bewegte. «Trotzdem hat das Flugzeug das Zentrum getroffen», schreibt Guay auf Twitter.

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Kollegen von Easyjet blieben am Boden

Die Piloten einer Airbus-Maschine von Easyjet wollten fast zur gleichen Zeit in Malpensa abheben. Nach einer Überprüfung des Wetterradars, der sich in der Nase jedes Flugzeugs befindet, kam der Kapitän gegen 12.47 Uhr zum Schluss, dass die minimalen Bedingungen für einen Start nicht gegeben waren. Die Delta-Maschine hingegen verliess die Startbahn vier Minuten später Richtung Norden.

Zwei Minuten nach dem Start drehte das Flugzeug während des Steigflugs nach Westen. So war es gemäss Flugroute vorgesehen. «Zum Zeitpunkt des Starts hatte sich der Sturm verstärkt und bewegte sich weiter in Richtung Nordosten», schreibt Guay. «Dennoch drehte das Flugzeug nach links und steuerte auf das Schlimmste zu.»

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Nase, Triebwerk, Cockpitfenster durchlöchert

Die Delta-Maschine flog direkt in die Störung. Um 13 Uhr befand sie sich im Zentrum des Gewitters und wurde von Hagelkörnern mit einem Durchmesser von vier Zentimetern getroffen. Die Nase, ein Teil der Tragflächen, mindestens ein Triebwerk sowie das Cockpitfenster auf der Seite des Kapitäns wurden durchlöchert. Da eine Rückkehr nach Malpensa aufgrund der Wetterbedingungen nicht möglich war, entschied sich die Besatzung, nach Süden abzubiegen und in Rom zu landen. Dies gelang ohne weitere Probleme. Verletzt wurde niemand.

Der «Corriere della Sera» sprach mit mehreren Piloten über den Vorgang. Sie alle fragen sich, wie es unter solchen Bedingungen zu einem Start kommen konnte. Der meteorologische Bericht des Flughafens habe zwar auf keine besonderen Gefahren hingewiesen. Aber bei Betrachtung des Bordwetterradars habe man klar erkennen können, dass entlang der Flugroute Hagel und Blitze zu erwarten waren. Auch fragen sich die Piloten, die nicht namentlich genannt werden wollen, weshalb die Delta-Besatzung nicht dem Beispiel der Kollegen von Easyjet folgten, die auf einen Start verzichteten.

Die einzige Gewissheit ist, dass leichtfertig gehandelt wurde. Meteorologe Guay: «Wir können annehmen, dass eine Reihe von Fehlern begangen wurde, aber wir kennen noch nicht alle Details der Angelegenheit.» Delta Air Lines hat eine Untersuchung zum Vorfall in Aussicht gestellt. Die italienische Flugsicherheitsbehörde sammelt Informationen, um festzustellen, ob ein Verfahren eingeleitet werden sollte. (noo)

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