Das Wetterphänomen El Niño, das zu verstärktem Extremwetter führen kann, hat nach Angaben der US-Ozeanografie- und Wetterbehörde NOAA begonnen. «El-Niño-Konditionen sind präsent und dürften sich Richtung Winter schrittweise verstärken», erklärte die NOAA am Donnerstag. Ein Auftauchen des Wetterphänomens, das durch eine Erwärmung des Oberflächenwassers im Pazifischen Ozean gekennzeichnet ist, war seit einiger Zeit erwartet worden.
El Niño tritt alle zwei bis sieben Jahre auf und kann die globalen Temperaturen zusätzlich erhöhen. Das Wetterphänomen führt meist zu starker Trockenheit in Australien, Indonesien und Teilen Südasiens, während es in einigen Regionen Afrikas und Südamerikas, im Süden der USA und in Zentralasien für stärkere Niederschläge sorgt. El Niño zeichnet sich durch eine Erwärmung des Oberflächenwassers im Pazifischen Ozean aus.
NOAA-Expertin Michelle L'Heureux erklärte, der Klimawandel könne die Auswirkungen von El Niño verstärken, teilweise aber auch abmildern. So könnte das Wetterphänomen zu neuen «Rekordtemperaturen» in jenen Gegenden führen, in denen bereits überdurchschnittliche Temperaturen herrschten.
Uno warnte im Mai vor El-Niño-Rückkehr
Die Uno rechnete schon vor Wochen mit einer Rückkehr des Wetterphänomens El Niño – und in der Folge mit neuen Hitzerekorden. Die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) erklärte Anfang Mai, die Wahrscheinlichkeit für ein Auftreten von El Niño bis Ende Juli liege bei 60 Prozent und bis Ende September bei 80 Prozent. «Das wird die Wetter- und Klimamuster weltweit verändern», sagte der Leiter der WMO-Abteilung für regionale Klimavorhersagen, Wilfran Moufouma Okia, vor Journalisten in Genf.
El Niño war zuletzt in den Jahren 2018 und 2019 aufgetreten. Ab 2020 bestimmte sein Gegenstück La Niña ungewöhnlich lange das weltweite Wetter: Gleich drei aufeinanderfolgende La-Niña-Jahre hatten eine abkühlende Wirkung und bremsten «vorübergehend» den weltweiten Temperaturanstieg, wie WMO-Chef Petteri Taalas erklärte. Nun müsse sich die Welt auf El Niño vorbereiten. Das Wetterphänomen werde höchstwahrscheinlich zu einem Anstieg der globalen Temperaturen führen und die Wahrscheinlichkeit von neuen Hitzerekorden erhöhen.
Nach Angaben der WMO lassen sich die Stärke und die Dauer des bevorstehenden El Niño noch nicht vorhersagen. Der bislang letzte El Niño galt als sehr schwach. Doch der El Niño von 2014 bis 2016 war einer der stärksten aller Zeiten und hatte verheerende Folgen.
Kein lineares Wettermodell
Nach Angaben der WMO war 2016 das wärmste Jahr seit Beginn der Aufzeichnungen, weil es in dem Jahr einen «Doppelschlag» aufgrund eines sehr starken El Niño-Ereignisses und der vom Menschen verursachten Erderwärmung gab. Da sich El Niño normalerweise erst ein Jahr nach seinem Beginn auf die globalen Temperaturen auswirkt, wird 2024 mit dem deutlichsten Temperaturanstieg gerechnet. Insgesamt erwarte die WMO in den kommenden zwei Jahren einen «erheblichen» Anstieg der globalen Temperaturen, sagte Okia.
Taalas betonte, dass El Niño auch einige positive Auswirkungen haben könnte, etwa ein Nachlassen der Dürre am Horn von Afrika. Es könne aber auch noch «extremere Wetter- und Klimaereignisse auslösen». Notwendig seien daher wirksame Frühwarnsysteme. (AFP/kes)