War unsichere Struktur seit Jahren bekannt?
Titan-Tauchgast hörte bereits 2019 Knacken in der Hülle

War die Gefahr im Titan-U-Boot schon seit Jahren bekannt? Offenbar warnte ein Experte schon 2019 vor besorgniserregenden Geräuschen.
Publiziert: 28.06.2023 um 17:31 Uhr
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Aktualisiert: 28.06.2023 um 18:40 Uhr
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Tauch-Pionier Karl Stanley.
Foto: Facebook / Karl Stanley

Fünf Menschen verlieren bei dem tragischen Unglück mit dem Titan-U-Boot ihr Leben. Nun suchen die Behörden nach Antworten. Die grosse Frage ist: Wie konnte es zu dieser Tragödie kommen?

Unklar ist, warum die Hülle des Bootes einfach nachgab, und es so innert weniger Sekundenbruchteile zu einer Implosion kommen konnte. Dafür wurden in den vergangenen Tagen zahllose Leute befragt, so beispielsweise die Crew des Mutterschiffs.

Wie die «Bild» berichtet, könnte auch Tauchpionier Karl Stanley dabei helfen, Licht ins Dunkel zu bringen. Stanley war bereits 2019 bei einem Tauchgang der Titan mit an Bord – und hatte dabei ein schauriges Erlebnis.

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Zur Vorsicht gemahnt

Wie die Zeitung unter Berufung auf eine E-Mail Stanleys an den CEO von Ocean Gate, Stockton Rush (†61), schreibt, habe er während des Tauchgangs eine Art Krächzen in der Hülle wahrgenommen. «Was wir hörten, klang meiner Meinung nach wie ein Fehler/Defekt in einem Bereich, auf den der enorme Druck einwirkt und der zerdrückt/beschädigt wird», heisst es demnach wörtlich in der E-Mail.

Die Geräusche seien derart laut gewesen, dass alles darauf hindeute, «dass es einen Bereich des Rumpfes gibt, der zusammenbricht oder bröckelig wird».

Stanley mahnte laut der «Bild» zudem zur Vorsicht. Rush solle sich nicht davon beeindrucken lassen, dass (zumeist schwerreiche) Kunden unbedingt zur Titanic tauchen wollten. «Würden Sie in Erwägung ziehen, Dutzende von anderen Menschen zur Titanic zu bringen, bevor Sie die Quelle dieser Geräusche wirklich kennen?», schrieb der Tauchpionier.

Rush reagierte mit klarer Antwort

Wie mittlerweile bekannt ist, wurde in der Struktur der Titan auch Kohlefaser verwendet. U-Boote, welche so tief tauchen, bestehen normalerweise aus einer kugelförmigen Titan-Struktur. Diese ist elastisch und schrumpft, um sich dem enormen Druck anzupassen – eine Fähigkeit, die Kohlefaser nicht beherrscht.

Wohl am schockierendsten ist, dass der CEO von Ocean Gate sich dieser Gefahr bewusst war. In einer Videobotschaft sagte Rush: «Ich möchte, dass man sich als Erfinder an mich erinnert. Ich habe einige Regeln gebrochen, um das hier zu machen. Ich habe sie mit Logik und guter Technik gebrochen. Es gibt eine Regel, dass man Kohlefaser und Titan nicht zusammen verwendet – und ich habe es gemacht.»

Klar ist: Auf die Bedenken von Tauchpionier Stanley reagierte Rush mit einer klaren Antwort. «Ich habe nach unserem Tauchgang klargestellt, dass ich keine Mitarbeiter, Kunden oder Medienvertreter in dem U-Boot mitnehme, solange ich nicht überzeugt bin, dass die Hülle sicher ist!» Eher würde er seine Firma Pleite gehen lassen, als die Sicherheit seiner Passagiere aufs Spiel zu setzen, schrieb Rush.

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Genaue Modifikation unklar

Welche genauen Modifikationen nach dem E-Mail-Verkehr vorgenommen wurden, ist unklar. Allerdings scheint sich Ocean Gate der Gefahr nach wie vor bewusst gewesen zu sein.

Wohl mussten genau deshalb alle Passagiere eine Verzichtserklärung unterschreiben. Laut CBS hiess es darin, das Titan sei «ein experimentelles Tauchschiff, das von keiner Aufsichtsbehörde genehmigt oder zertifiziert wurde und zu körperlichen Verletzungen, Behinderungen, emotionalen Traumata oder zum Tod führen könnte». (zis)

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