Wahlschlappe in Frankreich
Steht Macron bald ohne absolute Mehrheit da?

Der französische Präsident Emmanuel Macron liegt nach der ersten Runde der Parlamentswahlen knapp vorne. Der Linkspopulist Jean-Luc Mélenchon macht ihm zu schaffen. Obwohl Macron die zweite Runde am Sonntag gewonnen hat, muss er um die absolute Mehrheit bangen.
Publiziert: 13.06.2022 um 18:16 Uhr
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Emmanuel Macron gewann die Mehrheit der ersten Parlamentswahl mit 25,75 Prozent nur knapp.
Foto: keystone-sda.ch

In Frankreich geht die erste Runde der Parlamentswahlen auf die Zielgerade. Die letzten Wahllokale hatten am Sonntag noch bis 20 Uhr geöffnet, dann wurden die Hochrechnungen zum Wahlausgang erwartet. Rund 48,7 Millionen eingeschriebene Wählerinnen und Wähler konnten ihre Stimme abgeben. Kurz nach der Wiederwahl von Präsident Emmanuel Macron (44) für eine zweite Amtszeit haben die Französinnen und Franzosen die 577 Mitglieder der Nationalversammlung bestimmt.

Für den Mitte-Politiker Macron geht es bei der Parlamentswahl darum, sich wieder eine Mehrheit zu sichern. Ansonsten wäre er gezwungen, eine Regierung mit Politikern und einem Premierminister anderer Lager zu ernennen. In diesem Fall hätte der amtierende Premierminister eine deutlich wichtigere Position im Staat.

Macron muss um absolute Mehrheit bangen – links im Aufschwung

Während der Liberale Macron bei seiner Wiederwahl zum Präsidenten vor einigen Wochen noch die Konkurrenz der erstarkten Rechtsnationalen Marine Le Pen (53) deutlich zu spüren bekam, kommt diesmal Gegenwind von Links. Denn das neue linke Bündnis aus Linkspartei, Sozialisten, Grünen und Kommunisten, angeführt von Linkspolitiker Jean-Luc Mélenchon (70), kann auf deutlich mehr Sitze im Parlament hoffen. Umfragen sahen das Linksbündnis zuletzt im Aufschwung.

Dem linken Urgestein Mélenchon war der Coup gelungen, das zersplitterte linke Lager hinter sich zu vereinen und zum Angriff auf Macron überzugehen. Als gewiefter Redner und Stratege profilierte er sich in einem Wahlkampf, aus dem Macron sich bis kurz vor Schluss heraushielt. Nun muss er um seine absolute Parlamentsmehrheit bangen.

Frankreich bleibt verlässlicher Partner Europas

Während das politische Geschehen in Frankreich stark auf die Hauptstadt Paris konzentriert ist, gaben die Spitzenpolitiker ihre Stimme am Sonntag traditionsgemäss in ihren Heimatregionen ab. Macron wählte in Begleitung seiner Ehefrau Brigitte (69) im nordfranzösischen Badeort Le Touquet-Paris-Plage, Mélenchon gab seine Stimme in Marseille ab, während die rechtsnationale Marine Le Pen in Hénin-Beaumont in Nordfrankreich abstimmte.

Sicher scheint dennoch, dass Europa weiter mit einem verlässlichen Partner Frankreich rechnen kann. Am proeuropäischen Kurs und dem Schulterschluss mit Berlin wird es wohl keine Abstriche geben. Auch wird Frankreich im Ukraine-Konflikt fester Bestandteil der geschlossenen Front des Westens gegen den Aggressor Russland bleiben. Denn Mélenchon dürfte für seinen europakritischen Kurs kaum eine Mehrheit bekommen. Zu erwarten ist, dass Sozialisten und Republikaner bei Deutschland- und Europa-Themen mit dem Macron-Lager stimmen werden, anstatt zu blockieren.

Wahlmüdigkeit setzt bei Franzosen ein

Bei der Wahlbeteiligung zeichnete sich ein Tiefstand ab, weniger als jeder Zweite wollte nach Umfragen seine Stimme abgeben. Wie das Innenministerium in Paris mitteilte, betrug die Wahlbeteiligung bis 17 Uhr 39,42 Prozent. Bei der vorangegangenen Wahl zur Nationalversammlung 2017 hatte sie zur gleichen Uhrzeit mit 40,75 Prozent minimal höher gelegen.

In einigen französischen Überseegebieten hatte die Wahl wegen der Zeitverschiebung bereits am Samstag begonnen. Die zweite Runde der Parlamentswahl ist am Sonntag. (SDA)

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