Sie hat eine steile Politkarriere hingelegt und befindet sich auf ihrem Höhepunkt: Alice Weidel (38), Spitzenkandidatin der Rechts-Partei «Alternative für Deutschland» (AfD) und teilweise wohnhaft in Biel BE.
Weidel ist am Wochenende in den deutschen Bundestag gewählt worden – ihre Partei hat im Vergleich zu 2013 viermal mehr Stimmen erhalten und sitzt erstmals im nationalen Parlament. Mit 94 Sitzen ist die AfD zur drittstärksten politischen Kraft geworden. Das freut die Rechtspopulisten in ganz Europa.
Beschimpft als «schimmliges Gift»
Weidels Erfolg weckt aber auch Hoffnungen in Biel. Nämlich, dass sie dereinst ihre Koffer packen und ganz nach Berlin ziehen könnte, so wie sie es in einem Interview angekündigt hat. So richtig geliebt wird Weidel in der «roten Stadt» nämlich nicht. Als «schimmliges Gift» wird Weidel etwa von Bielern auf Facebook verunglimpft, «husch, weg aus Biel», wird ihr geraten.
Dass mit Weidel eine stramme deutsche Rechtsaussen-Politikerin in Biel gewohnt hat, sorgte selbst beim Stadtpräsidenten und SP-Politiker Erich Fehr für keine Freudensprünge. «Wenn Frau Weidel hier bei uns im liberalen Biel ihre Freizeit verbringt, ist das ihre Sache. Aber wenn sie von Biel aus aktiv rechte Politik in Deutschland betreiben würde, dann würde mich das stören», sagte Fehr zu BLICK.
«Ihr Wegzug wäre sicher kein Verlust»
Auch für Dominik Imhof, Vorstandsmitglied der SP Biel, wäre Weidels Abgang aus Biel keine schlechte Nachricht. «Für Biel wäre ihr Wegzug sicher kein Verlust», sagt Imhof. Es sei aber verständlich, warum sie Biel zum Wohnen und Leben ausgesucht habe. «Wir sind eine offene und lebendige Stadt, auch für Menschen, die anecken», so Imhof.
Für Deutschland bedeute der Einzug von Alice Weidel in den Bundestag und nach Berlin aber nichts Gutes. «Es ist bezeichnend, dass sie lieber in Städten wie Biel und Berlin lebt, als in den Ortschaften, in denen ihre Partei mit rassistischer und sexistischer Polemik den Hass schürt», sagt Imhof.
«Intolerante Gutmenschen»
Solche Aussagen kann Mathias Müller, Präsident der SVP Biel, hingegen nicht nachvollziehen. Er freut sich über den Erfolg der AfD in Deutschland und sieht in den kritischen Äusserungen der Linken einen Beweis für deren Intoleranz. «Es ist bezeichnend, dass die nach Multikulti schreienden Sozialisten mit Weidel eine Andersdenkende am liebsten aus der Stadt vertreiben möchten», sagt Müller.
Dabei ist er überzeugt: Weidel und mit ihr die AfD werde der deutschen Politik guttun – dass Biel mit ihr eine spannende Persönlichkeit verlieren könnte, sei schade.
Vor der Bundestagswahl geriet Weidel in die Schlagzeilen, weil ausgerechnet sie in Biel eine syrische Asylsuchende als Putzfrau schwarz angestellt haben soll. Weidels Anwalt bestritt die Vorwürfe.