Die Russen graben sich ein. Im Moment fahren Hochgeschwindigkeits-Grabenfräsen vom Typ BTM-3 im annektierten Gebiet der Ukraine herum und buddeln Gräben ohne Ende. Ziel ist es, die neue Verteidigungslinie zu markieren. Doch offenbar lässt sich die gegrabene Linie für ukrainische einfach Truppen umgehen.
Die Russen greifen im Krieg auf eine alte Technik zurück. Die Wagner-Gruppe, bestehend aus russischen Söldnern, hebt mehrere Gräben entlang der gesamten Front aus. Vor allem in Donezk und Cherson graben sich die Russen entlang der Verteidigungslinie ein. Das erinnert an eine Taktik aus dem Zweiten Weltkrieg. Die Franzosen setzten damals auf die «Maginot-Linie», die Sowjets auf die «Stalin-» und die «Molotow-Linie». Die Linien der Sowjets aus dem Jahr 1929 bestanden aus mehreren Bunkern entlang einer Verteidigungslinie von der Ostsee bis zur Slowakei. Doch diese Art der Verteidigung bereitete der Roten Armee damals Probleme und war teils nicht einsatzfähig.
Die neue Frontlinie wird von grossen Klötzen geschützt, bestehend aus pyramidenförmigen Betonpollern. Wie der «Spiegel» berichtet, verläuft die Linie bis zur russischen Stadt Belgorod. Russland meldete in den letzten Wochen mehrfach den Beschuss der Stadt, die Ukraine dementierte alle Vorwürfe.
Neue «Staatsgrenze» der Russischen Föderation?
Besonders die Region im Donbass soll geschützt werden. Die Erfolge im Sommer sind die Russen nicht bereit aufzugeben. Nachdem Russland die Gebiete annektiert hatte, wurde nun auch das Kriegsrecht verhängt. Die pyramidenförmigen Betonklötze sollen Panzerfahrzeuge der Ukrainer verlangsamen, falls diese die neue Frontlinie überqueren wollen. Die neue «Wagner-Linie» wird auch als neue «Staatsgrenze der Russischen Föderation» bezeichnet.
Zwei Reihen von «Drachenzähnen» aus Beton zieren die neue Linie entlang des umkämpften Gebiets in der Ukraine. Ausserdem werden eine Reihe von Schiessständen installiert und Schützengraben gebuddelt. Wie das russische Medium «FAN» berichtet, verschanzen sich russische Truppen in den Gräben, um so einen tieferen Verteidigungsknotenpunkt zu erschaffen.
Scheinbar werden Gebiete in Luhansk aufgegeben
Betrachtet man die neue Verteidigungslinie bestehend aus Gräben und Drachenzähnen, scheint klar: Die Russen sind auch bereit, Gebiete aufzugeben. Denn: Die Linie verläuft entlang des Flusses Siwerskyj Donez und lässt dadurch das Gebiet Luhansk aussen vor. «Die Konfiguration der Linie lässt vermuten, dass Prigoschin vom schlimmsten Fall ausgeht und nicht nur Swatowe, sondern auch Starobelsk fällt», heisst es im prorussischen Telegram-Kanal Madame Sekretar. Beide Städte liegen im annektierten Gebiet Luhansk.
Der Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin (61) sagte, es handle sich bei der Linie um eine neue Strategie. Über die genaue Länge und weitere Details schweigt Prigoschin. Wie das Onlineportal Meduza schreibt, kann die Linie sehr leicht durchbrochen werden. Ausserdem seien manche Beton-Drachenzähne nicht besonders gut befestigt. Dadurch stellt sich die Frage, wie effizient die «Wagner-Linie» tatsächlich ist und ob die Russen wirklich keine bessere Strategie fahren können, als auf eine Methode aus dem Zweiten Weltkrieg zurückzugreifen. (jwg)