Video gegen Putin-Propaganda zirkuliert in Russland
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Vor Präsidentenwahl Mitte März:Video gegen Putin-Propaganda zirkuliert in Russland

Vor der Präsidentschaftswahl Mitte März
Dieses Anti-Putin-Video macht in Russland die Runde

Russland wählt in zwei Monaten seinen neuen Präsidenten. Der Wahlsieger steht längst fest. Im russischen Internet ist jetzt ein erstes Propagandavideo gegen Kreml-Herrscher Wladimir Putin aufgetaucht. Im 60-Sekunden-Clip füllt ein Soldat einen Wahlzettel aus. Mit Blut.
Publiziert: 18.01.2024 um 04:13 Uhr
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Aktualisiert: 18.01.2024 um 17:09 Uhr
Ein mit dem Blut eines getöteten Soldaten ausgefüllter Wahlzettel: Vor den Präsidentschaftswahlen im März zirkuliert in Russland ein erstes Video gegen den sicheren Wahlsieger, Kriegspräsident Wladimir Putin.
Foto: Telegram @nexta_live
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Daniel KestenholzRedaktor Nachtdienst

Russland befindet sich im eisernen Griff von Präsident Wladimir Putin (71). Hunderttausende sind seit Beginn des Krieges in der Ukraine ausser Landes geflohen. Oppositionellen und Kriegskritikern, die in Russland verbleiben, drohen scharfe Strafen und lange Haft. Was aber nicht bedeutet, dass der Kreml-Herrscher Widerstand ganz zum Schweigen gebracht hat.

Eine mutige dreifache Mutter wollte gegen den sicheren Wahlsieger kandidieren. Niemand im Land war überrascht, dass die Wahlkommission die Kandidatur der unabhängigen Jekaterina Dunzowa (40) ablehnte. Jetzt zirkuliert in sozialen Medien in Russland ein Video, dass die Behörden zu zensieren versuchen: Das Video zeigt einen getöteten Soldaten und einen Wahlzettel, der mit dem Blut des Toten unterzeichnet wird.

Aufgetaucht ist der mutmasslich erste Anti-Putin-Clip mit Wahlbezug auf Telegram. Putin wird im Video nicht beim Namen genannt. Die Botschaft ist klar: Eine Stimme gegen den Kriegspräsidenten bedeutet auch eine Stimme gegen den Krieg in der Ukraine. 

Wahlzettel mit Blut ausgefüllt

Das Video ist professionell gemacht, mit klarer Botschaft gegen die unablässige Kreml-Propaganda: Ein Soldat läuft über ein Feld. Neben ihm Explosionen. Er schafft es in den Bunker. Dort sitzt ein mutmasslich getöteter Kamerad am Tisch, in der eigenen Blutlache.

Der Soldat schiebt den Arm des Toten weg, legt ein Schriftstück auf den Tisch, tunkt einen Füller in das Blut und kreuzt ein Feld auf dem Papier mit einem blutroten Z an. Wahrscheinlich handelt es sich beim Papier um einen Wahlzettel. Der Buchstabe Z ist zum Symbol für Russlands Krieg in der Ukraine geworden. Vor dem Einmarsch war der Buchstabe auf russischen Panzern und Militärfahrzeugen zu sehen, die sich in der Nähe der Grenze versammelten.

Dann wird im Video folgender Text eingeblendet: «370'980 Militärangehörige haben ihre Wahl bereits bezahlt.» Im Hintergrund sind Totenköpfe zu sehen. Dann die Frage: «Welche Wahl werden Sie treffen?»

Steckt oppositionelles Medienprojekt Nexta dahinter?

Zuerst war das Video auf dem Telegram-Kanal des osteuropäischen Medienprojekts Nexta zu sehen. User verbreiten es über weitere Kanäle weiter.

Beobachtern zufolge ist damit zu rechnen, dass die russischen Zensoren bald alle Hände voll zu tun haben, ähnliche Inhalte aus sozialen Medien zu verbannen.

Nexta war 2015 in Belarus gegründet und bald vom Regime verboten worden. Es gilt als führende Stimme im Exil zu den Vorgängen in Russland, der Ukraine und Belarus.

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